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    Schande (Blu-Ray)

    Kapstadt und die Ära der Post-Apartheit: An der elitär und vor allem von Weissen dominierten Universität unterrichtet Protagonist David Lurie (John Malkovich) romantische Literatur. Dabei eher skrupellos denn romantisch zeigt sich seine Neigung zu jungen dunkelhäutigen Frauen. Schließlich kommt es zum Skandal, er verlässt das College, und sucht Zuflucht bei seiner Tochter Lucy (Jessica Haines), die er zu Beginn des Films ratlos beschreibt: „Sie lebt immer noch auf dieser Farm..., Ja, sie ist noch immer lesbisch...“. Tatsächlich lebt Lucy allein in einem karstigen Landstrich im abgelegenen Osten Südafrikas, in dem es zwischen Schwarzen und Weissen zwischen Höflichkeit und Leutseligkeit schnell zu Gewalttätigkeiten kommt. Hier ist der so zynische und vereinsamte Intellektuelle konfrontiert mit einer ihm völlig fremden Lebensweise. Im Zorn, die Duldsamkeit der Tochter mitanzusehen, und der eigenen Ohnmacht, vollzieht sich eine Läuterung, die freilich die Geschehnisse nicht mehr beeinflussen kann.

    Den bis dahin wenig bekannten australischen Regisseur Steve Jacobs sollte man sich wohl merken. Erzählt er doch mit sparsamen, aber prägnanten Landschaftsaufnahmen und einem psychologisch fein abgestimmten Spiel der Protagonisten ein großes, realistisch gehaltenes Epos jenseits vordergründig zeitkritischer Historienverfilmungen.

    Die Verfilmung des Romans von Nobelpreisträger J. M. Coetzee geschah unter dessen Mitarbeit und an den Originalschauplätzen mit dem australischen Filmteam des Regisseurs.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
    01.03.2011
    13:15 Uhr
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    Afrika einmal anders

    Wenn man den Film unter konventionellen Wertvorstellungen betrachtet, findet man den Titel immer wieder bestätigt und kann jedem weiteren schändlichen Ereignis nur zustimmen. Und davon gibt es genug. Zum Beispiel sieht Lucy, eine vergewaltigte Lesbe davon ab, den Übertäter strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen und auch das Kind, das so entstanden ist, will sie nicht abtreiben. Sie macht sogar einen schier unglaublichen Deal mit seiner Familie. Wir sehen die Handlung meistens mit den Augen ihres Vaters (toll John Malkovich!), eines Literaturprofessors, der seinen sexuellen Kohldampf stillt wo er kann. Aber im Outback von Südafrika gelten andere Regeln. Dabei werden fast alle unsere moralischen Einstellungen auf den Kopf gestellt, werden relativiert und damit fragwürdig. Das ist das sonderbare Geheimnis der Spannung dieses Films. Unser Unverständnis wird brüchig, unser Sinn für Gerechtigkeit erschüttert. Genau wie die Romanvorlage von J.M. Coetzee, die hier eins zu eins umgesetzt wurde, verbreitet der Film ein beunruhigendes Unwohlsein, bisweilen sogar Ablehnung. Trotzdem nicht uninteressant und die deutsche Übersetzung ist grandios, oftmals besser als die spröde Sprache des Autors.
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    27.02.2011
    19:32 Uhr