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    C4 - F6

    Das Zimmermädchen Hélène (Sandrine Bonnaire) findet einen väterlichen Freund und Lehrmeister in Dr. Kröger (Kevin Klein), hat einen eifersüchtigen Ehemann Ange (Francis Renaud) und eine pubertierende Tochter. Alles, was man aus der daraus sich möglicherweise ergebenden Dramatik erwarten könnte, findet nicht statt: Mann und Tochter unterstützen sie letztlich und Dr. Kröger ist todkrank, stirbt aber nicht. Hélène macht ihren Weg. Eine leise Emanzipationsgeschichte mit viel Schach. Kleinere Hindernisse wie häusliche Gewalt auf dem Küchentisch werden aus dem Weg geräumt oder stumm ertragen. Der kranke Gönner wagt einen zarten Kuss. Tanz und Toleranz sind die Dinge, die den Weg ebnen. Ein fieser Macho wird am Brett besiegt.
    Eine feministische Lösung (‘Die Dame ist die stärkste Figur im Spiel.‘) voller Harmoniebedürfnis erwartet den Zuschauer am Ende. Versüßt wird das Ganze durch einige nette optische Gags: sie formt aus Brotkrümeln Schachfiguren beim Essen, er isst sie ahnungslos auf. Das Foyer hat ein Muster wie ein Schachbrett, das sich verändert und ihr Kleiderwechsel verdeutlicht den Zeitraffer. Hélène wagt und gewinnt weil ‘Wenn man ein Risiko eingeht, kann man verlieren. Wenn man keins eingeht, hat man schon verloren.‘
    Leise, unaufgeregt, etwas zaghaft.
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    25.06.2013
    09:33 Uhr
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    Macht Lust auf Schach ...

    Es gehört zum charakteristischen Merkmal französischer Filme, dass sie von einer gewissen Langsamkeit getragen sind und dabei mitunter auch visuell zum Stillstand kommen können und in einem Moment, einer Emotion, einer Geste verharren können. In vielen Fällen transformieren sich Stillstand und Langsamkeit dann in die Langatmigkeit des Filmes und die Hälfte des Publikums ist nach der Hälfte des Filmes bereits eingeschlafen. Nicht in diesem Fall: sehr gekonnt kokettiert die Regisseurin Caroline Bottaro mit der Konzentration der Schachspielerin Helène auf einen bestimmten Augenblick, der dann von einem raschen und gezielten Spielzug abgelöst wird. So wie eine Schachpartie verläuft, erzählt sie auch die Geschichte: zügig in der Eröffnung, rasch an einem Wendepunkt angelangt, verharrt die Erzählung dann in der verwinkelten Situation der Protagonistin und ihrer Suche nach einer Strategie, um den Gegner in Gestalt ihrer persönlichen Tristesse und Monotonie zu bezwingen und am Ende als Siegerin über ihre Schüchternheit und ihre Selbstzweifel da zu stehen. Nicht nur durch seine schöne Filmkulisse auf Korsika überzeugt der Film mit vielen kleinen Anspielungen auf das Schachspiel und erzählt seine Geschichte voller Leidenschaft und Liebe, die sich in Wahrheit hinter der Kulisse des Spiels zuträgt. Auf diese Weise macht er Lust darauf, selber wieder eine Partie Schach zu spielen und dabei, vielleicht mit dem Menschen, den man am meisten liebt, unvergessliche Stunden zu verbringen.
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    12.05.2010
    11:21 Uhr