Forum zu Metropolis

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    Klassenkampf & Frankenstein

    Man staunt immer noch über die visionäre Kreativität dieses Fritz Lang und kommt aus dem Staunen nicht heraus, weil man sich fragt, wie hat er das 1926 alles nur gemacht: ohne Computer oder Animation. Dazu hat er eine Liebesgeschichte in eine Welt transformiert, die so zwischen Orwell und Frankenstein angesiedelt werden kann. Und nicht zu vergessen, der Plot handelt von einem Klassenkampf. Der wiederhergestellten Fassung wurde ein Score unterlegt (Freddy Mercury, Bonnie Tyler u.a.), der fast vergessen lässt, dass es sich hier um einen Stummfilm handelt.
    Die Welt der Arbeiter liegt unter der Erde. Nur eine Elite lebt oberhalb in Wolkenkratzern auf deren Kosten. Alles wird beherrscht vom autoritären Konzernboss Fredersen (Alfred Abel). Dessen Sohn Freder (Gustav Fröhlich) verliebt sich in Maria (Brigitte Helm) aus der Unterstadt.
    Der Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge), eine Art technokratischer Frankenstein, hat eine Machinenfrau gebastelt. Durch Energiezufuhr erweckt er sie zum Leben und gibt ihr Marias Gesicht. Sie ist die ‘Falsche Maria‘, die die Arbeiter zur Rebellion aufruft, während die echte Maria zusammen mit Freder die Arbeiterkinder vor dem Ertrinken rettet. Sie hatte den Kindern das Märchen vom Turmbau zu Babel erzählt. Weitere symbolträchtige Anspielungen sind die sieben Todsünden, die als gotische Figuren um Freder tanzen, während Naturkatastrophen die Oberstadt einstürzen lassen Es kommt zu Überschwemmungen und Erdbeben.
    Die falsche Maria endet auf dem Scheiterhaufen. Die echte Maria sieht in Freder den Vermittler zwischen Hand und Kopf. Er ist das Herz, muss aber noch heftig mit Rotwang kämpfen bevor er sich mit seinem Vater versöhnt.
    Fritz Lang war seiner Zeit voraus. Das Publikum lehnte den Film in den zwanziger Jahren ab, einen der bedeutendsten deutschen Stummfilme aller Zeiten.
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    17.05.2019
    19:46 Uhr