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4 Bewertungen
78.8% Bewertung
  • Bewertung

    Ein netter Mann

    Ungewöhnliches Kino aus Norwegen. Ein Drama mit komödiantischen Facetten, die aber so unterkühlt daherkommen, dass man das Lachen vergisst, oft verpackt in zynische Bemerkungen. Inhaltlich ganz schön vollgestopft: ein Vater-Sohn Drama, ein Ex-Knacki zwischen zwei Frauen und ein Racheplan am Verursacher der Gefängnisstrafe. Hinzu kommen noch überraschende Wendungen, Großvaterfreuden und eine Abrechnung mit einem Kleinganoven. Das reglos, traurige Gesicht von Ulrik (Stellan Skarsgard) prägt die Atmosphäre des Films, der in einer trostlosen Welt spielt, in der es nur wortkarge ‘Ekelpakete‘ gibt oder wie es Ulriks Ex formuliert ‘Wir sind zwei alte Arschlöcher, die hoffen, dass sie nicht zum Pflegefall werden.‘ Und es geht mitunter hart zu in dieser Welt: ein Quicky ist ebenso emotionslos wie ein Kopfstoß oder Knochenbrechen.
    Am Ende kommt sogar noch etwas Spannung auf, trotz der ruhigen Bilderfolge mit langen wortlosen Passagen. Man wird wieder an den Titel erinnert, denn eigentlich ist Ulrik doch ein recht netter Mann – nicht einer von Welt.
    Nachdem er die Spuren seiner Tat verwischt hat, schaut er in den Himmel und sagt ‘Jetzt kommt er endlich, der Frühling.‘ Alles klar?! Hochwertige Unterhaltung.
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    05.08.2013
    12:05 Uhr
  • Bewertung

    in ruhe gelassen werden

    Er wollte doch nur in Ruhe gelassen werden, doch die Umgebung hatte anderes mit ihm vor…

    Ein Werk ganz klar für Freunde der Muße und des Programmkinos, nix für actionverwöhnte Ritalin-Kinder.

    Wer "hat schon noch Zeit" in dieser sich beschleunigenden Wendezeit - dieser Film hat Zeit.

    Die wenigen Lacher kommen sarkastisch-verwundert daher, dafür richtig gackernd
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    07.02.2011
    22:00 Uhr
  • Bewertung

    Rache ist herb – skandinavisch herb.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Normalerweise heißt das Sprichwort ja: „Rache ist süss“. Und wenn es in diesem Film von Hans Petter Moland um Rache geht, so ist sie nicht süss, sondern herb. Bitter, trocken und radikal direkt wie sein Humor. Schnell wird klar, dass Ulrik (Stellan Skarsgård) seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit hat, die nicht unbedingt damit enden muss, dass er 12 Jahre nach seiner Inhaftierung den Bruder des Liebhabers seiner Frau erschießt, der ihn seinerzeit in den Knast gebracht hatte. Der Film bricht mit vielen Klischees ähnlicher Filme und überrascht immer wieder mit ungewöhnlichen Szenen, besonders, was Ulriks Beziehung zu den Frauen in seinem Umfeld betrifft. Wie auch die anderen Filme aus Skandinavien, die ich bisher hier auf der Berlinale gesehen habe, besitzt auch dieser Film die gleiche optische und klimatische Kühle, die man mit dem Hohen Norden generell verbindet. Seine kalte Optik und auch die prinzipiell brutale Handlung kontrastiert er jedoch mit einer ganz eigenen Art von trockenem Humor und einem ganz herausragenden Ensemble von Darstellerinnen (besonders zu erwähnen sind die preisverdächtige Jorunn Kjellsby als deftig-herbe Schwester von Ulrik’s früherem Boss Jensen und Jannike Kruse als die stille und sich nach der echten Liebe sehnenden Merete) und Darstellern. Obwohl in dem Film immer nur Fisch gegessen wird, ist der Film keine leichte Kost, der schräge und staubtrockene Humor darf darüber nicht hinwegtäuschen, dass die Figuren im Film eigentlich nicht zimperlich sind, wenn es darum geht, für Gerechtigkeit zu sorgen. Bemerkenswert ist außerdem, dass inmitten all der Trostlosigkeit, dem Grau des Alltags und der meteorologischen Kälte Norwegens in dem Moment, als Ulriks Sohn Vater wird, so etwas wie Wärme, Liebe und Hoffnung aufleuchten wie eine „Aurora Borealis“ am Nachthimmel.
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    15.02.2010
    23:52 Uhr