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    Der Wellenbrecher

    Schottland in den 70er Jahren. Von der Welt abgeschnitten, calvinistisch verhärtet, eine Männergesellschaft. Die 7 Kapitel und ein Epilog sind jeweils mit tollem Soundtrack am Anfang unterlegt. Beth (ganz großartig Emily Watson) lebt hier, und heiratet den Mann von der Bohrinsel Jan (Stellan Skarsgard). Der verunglückt schwer und ist zunächst sogar gelähmt.
    Watson gelingt ein differenziertes Frauenbild so zwischen scharfer Rasierklinge mit dem Bedürfnis nach ständigem Sex und einer etwas zurückgebliebener Naivität. Es sind vor allem ihre Augen, die als Reflexion ihrer Seele ihre innere Verfassung wiederspiegeln. Mal schaut sie frech verschmitzt, dann wieder hilflos zerknirscht oder sie scheint nicht von dieser Welt zu sein, Und so beschreitet sie einen ganz schmalen Pfad zwischen Wünschen und Wahnsinn. Um sie herum formiert sich das Geschehen, das sie zwischen Kirche und Krankenhaus hin und her pendeln lässt. Durch das Zwiegespräch mit Gott, das sie mit zwei unterschiedlich verstellten Stimmen führt, bekommt der Film eine religiöse Wendung. Gebete und Intentionen bringen Beth dazu, sich als Prostituierte zu opfern und so Jan das Weiterleben zu ermöglichen. Eigentlich unglaublich! Die letzte Einstellung unterstreicht diese Sehweise: Glocken im Himmel läuten. Vom Titel her gesehen kann Beths unerschütterlicher Glaube an die Liebe wie ein Fels in der Brandung bestehen, quasi als Wellenbrecher gegen alle Unbill dieser Welt.
    Diese religiöse Interpretation einer Heiligen Hure ist diskussionswürdig, die schauspielerische Leistung von Emily Watson ist durchaus oscarwürdig und steht außer Frage. Man kann den Film achten oder ablehnen. Kalt lässt er niemanden.
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    11.11.2014
    14:46 Uhr