Einer der ersten Filme von Neil Jordan. Und bereits hier legt er sich auf das Genre von Fantasy fest. Der alte Märchenerzähler findet hier offenbar sein Genre, doch hat er jetzt kräftig in die Horrorkiste gegriffen. Zwei Kurzgeschichten entnimmt er den Stoff von Wehrwölfen und dem Mädchen mit der roten Kappe oder einem Hoody wie wir heute sagen würden. Tricks und Stunts sind voll die achtziger Jahre und wirken wie z.B. die Mundgeburt eines Wolfs heutzutage recht dilettantisch. Aber davon abgesehen zählt der psychologische Tiefgang und die grenzüberschreitende Welt der Fantasie.
Grundlage bleibt ein Märchen bzw. ein Märchen im Märchen sowie eine Geschichte in der Geschichte. Ganz vage an den Märchenstoff angelehnt wird von Rotkäppchen (Sarah Patterson) und dem Werwolf erzählt. Der Wechsel der Zeitebenen verwirrt etwas, auch wenn die märchenerzählende Granny (Angela Lansbury) sich als Vertreterin des roten Fadens im Mystery-Dschungel tapfer schlägt. Die kryptische Vorgeschichte von Rosaleens Eltern, dem Verschwinden des Vaters (Stephen Rea) und Mutters erneute Heirat verwirren etwas. Werden aber vom Erstaunen abgelöst, als man sich auf einer Hochzeit des Rokoko wiederfindet, auf der die Menschen zu Wölfen werden und die Wölfe die festliche Tafel stürmen.
Rotkäppchens Eltern (David Warner und Tusse Silberg) sind sowohl rahmengebend als Autofahrer als auch als mittelalterliche Figuren in einem märchenhaften Zauberland mit Schlangen, Kröten, Störchen und Wölfen natürlich. Mit den Riesenchampignons betreten wir das Wunderland von Alice.
Neil Jordan hat versucht die sexuellen Wunschträume junger Frauen zu visualisieren und mit viel Symbolik zu begleiten. Erwähnenswert wäre noch das sonderbare Cameo von Terence Stamp, die brausende Orgelbegleitung oder die offene Interpretation von Rosaleens Ende… “Und die Moral von der Geschicht', Mädchen weich' vom Wege nicht … Deine Schönheit zieht sie an, und ein Wolf ist jeder Mann...“
War Red Riding Hood die erste Emanze? Und Neil Jordan der erste Frauenversteher?
