2 Einträge
2 Bewertungen
82.5% Bewertung
  • Bewertung

    Fünf Minuten im Himmel

    Genauso lange will Joe (James Nesbitt), der Bruder des von Alistair Little (Liam Neeson) erschossenen seine Rache auskosten. Er hat als einziger vor über 30 Jahren als kleiner Bub den Mord mit ansehen müssen. Jetzt ist von einem TV Sender ein Treffen der verfeindeten Männer arrangiert. Wir sind in Irland! Alistair Little hat für seine Tat im Gefängnis gesessen und hat seine jugendliche Verblendung verarbeitet, sein Unrecht eingesehen. Er wird aber weiterhin von traumatischen Bildern verfolgt. Joe hingegen will nur Rache mit einem Messer in der Tasche.
    Regisseur Hirschbiegel konzentriert sich auf die Hintergründe der Tat. Er seziert die Stimmungslage der Jugendlichen. Erwähnt menschliche Probleme im Entwicklungsstadium und bietet einen spannenden Plot. Die Gegner Alistair und Joe bereiten sich auf die Aussprache vor. Hier treten eine Taube und ein Falke gegen einander an. Versöhnung ausgeschlossen.
    Als Katalysator sieht das Drehbuch die russische Assistentin Vika (Annamaria Marinca) vor. Während sich die Kontrahenten vorbereiten, gibt sie Joe wichtige Infos über den Menschen Alistair. Den Kampf, der in seinem Inneren tobt, beendet er, indem der Vater von zwei Kindern abreist. Retros zeigen die Vorwürfe seiner Familie, besonders die seiner Mutter, die ihn für den Tod des Bruders verantwortlich macht. Für beide ist der Kreis noch nicht geschlossen. Alistair verabredet sich mit Joe in dessen verfallenem Elternhaus. Voller Hass prügeln sie sich bis zur Bewusstlosigkeit. Mit letzter Kraft erläutern sie ihre Beweggründe. Alistair wollte anerkannt werden, zieht jetzt aus der Gegend weg und bittet Joe ihn für tot zu halten. Der geht in eine Selbsthilfegruppe und erkennt, dass nun seine wichtigste Aufgabe ist, ein guter Vater für seine Töchter zu sein.
    Ein spannend gemachter Film, der gut geeignet ist, in Schulen gezeigt zu werden, weil er das demnächst wieder aktuelle Thema Irland – Nordirland (Backstop) von der menschlichen Seite her beleuchtet und Lösungen aufzeigt. Wertvoll!
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    22.09.2019
    12:28 Uhr
  • Bewertung

    Five Minutes of Heaven


    Zugegeben, das Hauptsetting des Films ist mehr als originell: Eine Fernsehkonfrontation zwischen Mörder und Bruder des Ermordeten, im Hintergrund dessen der Nordirland-Konflikt. Das bedeutet von Beginn an medien- und kriegskritische Auseinandersetzungen.

    Tatsächlich lebt der Film sehr stark von der Story, für welche sich Guy Hibbert verantwortlich zeichnet. Doch die wunderbare, nie konstruiert wirkende Handlung ist auch gegen Ende das Hauptproblem des Films: Zu abrupt hört der Film auf, man vermisst einen dritten Akt, den man sich erwartet. Ein offenes Ende ist oft sehr schön, doch ein so plötzlicher Abbruch eines lange andauernden Konflikts wirkt letztenendes nur störend und zerstört sehr viel.

    Konstant brillant sind die beiden Hauptdarsteller Liam Neeson und James Nesbitt. Neeson beweist mit „Five Minutes Of Heaven“, dass er vor allem im Laufe der letzten Jahren sich immer mehr in Rollen wagt, die ganz anders sind als diejenigen, in denen er früher zu sehen war. Und James Nesbitt gibt ohne Übertreibung die beste Performance seiner Karriere. Seine Darstellung des Joe, einen selbstbemitleidenden, sarkastischen, rachesüchtigen und etwas tollpatschigen Charakter macht „Five Minutes Of Heaven“ zu einem der Filme, über die man in Ruhe sagen kann, das sie vom Hauptdarsteller getragen werden.

    Oliver Hirschbiegel, der seit „Der Untergang“ nahezu ausschließlich in Hollywood versucht Fuß zu fassen, jedoch zuvor mit „The Invasion“ maßlos gescheitert ist, inszeniert dieses Drama sehr souverän. Trotz einiger verspielter Einstellungen und einer eindeutigen Handschrift des Regisseurs drängt sich die Inszenierung nie allzu sehr auf – Hirschbiegel lässt den Charakteren den Freiraum, den sie brauchen und stellt die Handlung und die Figuren an sich in den Mittelpunkt.

    Wäre das abrupte, anfangs sogar dezent irritierende Ende nicht gewesen, hätte man von einem kleinen „Meisterwerk“ sprechen können. Leider nein, aber noch immer ein durchwegs sehenswerter Film.
    themovieslave_d00814b111.jpg
    17.08.2009
    23:59 Uhr