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    Tod eines Dichters

    Jane Campion erzählt von den letzten Lebensjahren des großen Romantikers John Keats (Ben Whishaw) wahrheitsgetreu und wie von ihr nicht anders erwartet in eindrucksvollen Bildern. Die Atmosphäre stimmt und auch die Problematik, die das Leben des Dichters bestimmte, wird treffend dargestellt. Lyrik ist eine brotlose Kunst. Davon kann man keine Familie ernähren, folglich auch nicht heiraten. Im Gegensatz zu ihm ist seine große Liebe Fanny (Abbie Cornish) Modedesignerin und Näherin und verdient ihren Lebensunterhalt. Da wir aber Anfang des 19. Jahrhunderts leben, schließt das eine das andere aus.
    Fanny schwankt in ihrem Liebeskummer anfangs zwischen Schmachten und Schmollen, wohingegen er von Krankheit und Armut getrieben zwischen Kreativität und Erfolglosigkeit hin und herpendelt, nur seiner Lyrik verbunden.
    Auch intellektuell liegen Welten zwischen den beiden. Dies nutzt der zynische Freund Charles Brown (Paul Schneider) weidlich aus und bringt wenigstens etwas Leben in die zähe Handlung, die viel zu dialoglastig, zu statisch und handlungsarm ist. Hier werden wichtige Werke von Keats erwähnt und durch Zitate verdeutlicht, u.a. auch das für den Titel verantwortliche Gedicht. Ebenso ergeht es gesprächsweise Byron, Coleridge und Wordsworth. Nur tolle Aufnahmen reichen nicht. Ben Whishaw mimt den kränklichen Dichter ganz passabel, Abbie Cornish bringt ihr Leid auf den Punkt. Alles Mittelmaß. Schön anzuschauen.
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    11.06.2012
    17:47 Uhr
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    Bright Star

    Diese Landschaften, diese Blüten, diese Interieurs, diese Mode - diese bildersüchtige Inszenierung macht diese wohlerzogenen, diese eingezwängten Menschen nicht zu Glashausgewächsen, macht ihre verzweifelt vernünftige Geschichte aber auch etwas kühl. Oder scheints uns heute nur so, weil wir längst mehr aus uns heraus gehen? Ein Geschehen von vor 200 Jahren nachzuzeichnen, bleibt riskant - "aktualisieren" oder "in unsere Zeit übertragen" lässt sich John Keats zum Glück ohnehin kaum.
    Immerhin kommt man auf die Idee, dass die Geliebte eines romantischen Dichters mit beiden Beinen auf der Erde stehen und doch ein strahlender Stern sein konnte, und er selbst wie der Junge von nebenan aussehen - in dem auch gut etwas stecken kann, was Einen erstaunte, wenn mans erführe.
    15.06.2011
    08:13 Uhr