Forum zu Vengeance

2 Einträge
2 Bewertungen
50% Bewertung
  • Bewertung

    Vater als Rächer

    Ein klasse Krimi aus der Welt der kriminellen Banden. Der Grund für die im Titel verheißene Rache ist der Auftakt: ein Schocker, der später noch durch neue Aspekte erweitert wird. Der Altrocker Johnny Hallyday in der Hauptrolle adelt den Film und hebt ihn aus der Masse heraus. In beeindruckenden Bildern - nicht nur in den Film-Noir-Anlehnungen - wird ein tolles Gangsterpanorama transportiert: z.B. die schlachtähnliche Aufstellung hinter großen recycelten Papierwürfeln fast wie in der klassischer Kriegführung der Antike. Und auch die wortlosen, ruhigen Szenen tragen ebenfalls zu erhöhter Spannung bei, weil man aus der Stille heraus einen weiterführenden Dialog erwartet. Die vereinten Schießübungen dagegen sollen mit ihrer unaufdringlichen Komik etwas auflockern. Auch der gedankliche Hintergrund spricht für den Film: ’ohne Erinnerung kann es keine Rache geben’. So droht das Unternehmen fast zu scheitern, wenn da nicht am Ende noch eine faustdicke Überraschung auf uns warten würde. Der unterlegte Soundtrack passt immer zur Handlung: mal durch wiederholende kurze Riffe als Spannungssteigerung, mal durch klangvolle Harmonien, die sich lediglich schmückend ausbreiten.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    09.01.2011
    13:55 Uhr
  • Bewertung

    Vengeance (Blu-Ray)

    Ein alter Franzose reist nach China, nachdem er erfahren hat, dass die Familie seiner Tochter auf grausame Weise hingerichtet wurde. Nur seine Tochter hat wie durch ein Wunder überlebt und so schwört er Rache. In einem Hotelgang trifft er sogleich auf drei Auftragskiller, die gerade einen Mord ausüben. Mit einem Bündel Geld und einem zielsicheren, ausgearbeiteten Plan – „Ich will Rache“ – kann er die Sonnenbrillen-auch-bei-Nacht-Fraktion für seine Zwecke anheuern. Die Übeltäter sind bald ausgeforscht und beseitigt, doch der Auftraggeber, der ehemalige Boss der drei Gehilfen, schlendert noch seelenruhig durch die Straßen Hongkongs.

    Ich bin ein großer Fan Johnny Tos, aber was hier gezeigt wird, ist beinahe erschütternd. Es wirkt eher wie eine treffsichere Persiflage eines Johnny To Filmes, als ein ernstzunehmender Gangsterstreifen des großen Actionmeisters. Der Revengemovie gebar in letzter Zeit unzählige Reinfälle, aber “Vengeance“ rangiert klar ganz unten auf der Liste der sehenswerten Genrebeiträge. Ich möchte gar nicht behaupten, dass Johnny Hallyday ein mieser Schauspieler sei, aber seine Charakterzeichnung ist dermaßen plump, dass ich mir des Öfteren ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen konnte. Allein der dreiste „Memento“-Storyklau kann schon nicht ernst genommen werden: Der alte Franzose hat seit Jahrzehnten eine Kugel im Gehirn stecken und leidet an zunehmendem Gedächtnisschwund. Er findet und schießt Fotos, auf die er dann entweder „Vengeance“ (Fotos seiner Familie), „Enemy“ (Schnappschüsse der Killer) oder die Namen seiner Gehilfen schreibt, um sie später als Brüder-im-Geiste wiederzuerkennen. Das reicht aus, um in Hongkong einen Triadenclan auszulöschen (?). Richtig dümmlich wird es, als der Franzose mit seinen neuen Freunden vor den bösen Buben auf der Flucht ist, und plötzlich inmitten einer belebten Straße stehen bleibt, und sich bei allem Bemühen nicht mehr erinnern kann, was er in dieser fremden Stadt zu erledigen hat. Bis zu dem Zeitpunkt gab es kaum einen Hinweis, dass er an Gedächtnisschwund leidet, und auf der Flucht, zufällig dann, wenn dem Film spannungsbedingt die Puste ausgeht, vergisst er alles? Ist aber kein Problem, denn er braucht sich ja nur die Polaroids anzusehen – Rache, Feind, Freund – und alles ist wieder gut. Die Schießereien sind To-typisch sehr extravagant und auch sein Markenzeihen bei Einschüssen, die Pulverblutwolken, findet häufig Verwendung, doch täuscht dies leider nicht darüber hinweg, dass wir es hier mit dem eindeutig schlechtesten Werk des sonst so begnadeten Regisseurs zu tun haben.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
    heimo_77f0978cfb.jpg
    29.09.2010
    10:51 Uhr