7 Einträge
12 Bewertungen
75.8% Bewertung
  • Bewertung

    Gott ist tot

    Der Film wird in drei Kapitel eingeteilt, die eine figürliche Bedeutung für die Dramaturgie haben. Die ‘drei Bettler‘ sind nicht nur Titel für Kapitel 4, sondern Überschrift für die vorausgehenden drei: ‘Trauer, Schmerz, Verzweiflung‘. An diesem skelettartigen Aufbau kann man sich noch festhalten, um nicht in den letzten beiden Kapiteln qualvoll zu versinken. Mit äußerst brutaler Konsequenz wird der Schmerz aus Verzweiflung optisch umgesetzt Es beginnt als interaktive Paartherapie von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe. Trotz wiederholter verbaler Liebesbekundungen, schlagen sie sich erst und dann metzeln sie sich, nicht nur beim Sex, sondern überhaupt. Autoaggression führt zu Verstümmelung des Geliebten. Das Thema wird bestialisch durchgezogen. ‘Die Natur ist die Kirche Satans‘, sagt sie. Wir sehen die Antipoden von Menschlichkeit, Mitgefühl, Liebe, Trost und Sanftmut. Man könnte diese Liste noch beliebig fortführen. Dabei wirken die biblischen Anspielungen eher als Belustigung. Sie sind vielmehr ein Feigenblatt für die Darstellung von unvorstellbaren Qualen.
    Wir sehen eine Welt, in der Tiere sprechen und der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. In einem Zustand der Raserei entledigt er sich seiner Geschlechtsorgane und vernichtet damit seine eigene Zukunft. Soll das ein Leben ohne einen barmherzigen Gott sein? So der Titel! ?
    Dann wäre es ja letztlich sogar eine Werbung für den Glauben. Unvorstellbar hart. Im zweifacher Hinsicht bildgewaltig.
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    26.11.2012
    08:13 Uhr
  • Antichrist

    Ich habe mir eher einen gewöhnlichen Horrorschocker erwartet als ich ihn mir in der Videothek gegriffen habe und wurde überrascht. Ich weiß noch immer nicht ob nun positiv oder negativ. Ich weiß nur, dass der Film aufwühlt, der Film lässt einen am eigenen Verstand und verstehen zweifeln und lässt einem mit einem Gefühl zurück, was sonst nicht viele Filme schaffen. Hier gibt es kein: Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Es ist kein Film bei dem man eine eindeutige Bewertung geben könnte. Er ist einfach: anders. So wie Kunst eben ist.
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    24.01.2011
    13:46 Uhr
  • Die Kunst!

    Lars von Trier hebt sich mit diesem Film, wieder ein Mal, von allem Gewöhnlichen ab. Er versucht uns nicht zu fesseln, einen schnellen Film vorzulegen, oder gar mit der Story zu beeindrucken. Nein, mit "Anti Christ" hat Trier uns reine Kunst zu sehen gegeben. Szene für Szene, ja sogar jeder Augenblick, ist Kunst. Das äußert sich durch vielzählige "Slow-Motion" Szenen und übertriebenen Natureinflüssen, während dieser Szenen. Auch den Liebesakt zeigt er sehr kunstvoll und schreckt so auch vor keinen Details zurück.
    Die Story ist nach den verschiedenen Szenen aufgebaut, es ist keine ach so spannende Geschichte, eher eine schockierende, jedoch ganz ohne den üblichen Horrorelementen. Auch wenn dieser Film zum nachdenken anregt, glaube ich nicht das, dass die Absicht des Regisseurs war, für ihn war es ein reines Experiment um verschiedenen Techniken zu testen oder vereinen.
    Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg werden von Lars von Trier in einen schrecklichen Film geschickt, einen Kampf der besonderen Art, nicht schön mit anzusehen, schockierend, dramatisch und deprimierend. Doch eine Frage stelle ich mir noch, braucht diese Welt in dieser Zeit überhaupt solche Filme, in einer Zeit von so viel Hass und Krieg? Vielleicht um aufzuwecken, ich weiß es nicht. Wenn sie sich jedoch selbst ein Bild machen wollen, sollten sie starke Nerven haben und auf jeden Fall die Türe schließen, denn für Kinder ist dieser Film nichts!
    07.04.2010
    15:44 Uhr
  • Bewertung

    Antichrist

    Lars von Triers Filme waren noch nie einfach oder in irgendeiner Form gewöhnlich. Sie fordern und provozieren. In „Antichrist“ wird mit einer Brise Horror und Ekel nachgewürzt, der alte Dogma-Herd durch Neues ersetzt und siehe da, das Mahl schmeckt vorzüglich. Anders als in seinen früheren Filmen, die den Gesetzen des Dogma 95 unterlagen, die besagen, dass zum Beispiel nur Handkameras erlaubt sind und weder Filmmusik noch Filter und Spezialeffekte verwendet werden dürfen, bricht Von Trier diesen Bezug nun fast zur Gänze ab und präsentiert uns ein hochstilisiertes, mit technischen Raffinessen protzendes Werk voller Gewalt und Sex. Mit dem wahnwitzigen Prolog wird dem Seher gleich zu Beginn ein Highlight des Films offeriert. In schwarz-weißen Ultrazeitlupe-Aufnahmen sieht man das vor Großaufnahmen nicht zurückschreckende und perfekt mit der Musik harmonierende Liebesspiel der beiden Hauptcharaktere in der Dusche. Im Regelfall also ein klassischer, nichtssagender und sehr unterhaltsamer Beginn für einen Exploitationfilm. Hier wird jedoch sofort die Story vorangetrieben, so übersehen die beiden in ihrer Lust, dass ihr kleines Kind im Nebenzimmer auf die Fensterbank klettert und, wer hätte das gedacht, kurz darauf in den Tod stürzt.

    Aufblende, Kapitel 1: Die Mutter erleidet am Begräbnis einen Schwächeanfall und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Der überambitionierte Mann glaubt durch seine Erfahrungen als Psychotherapeut seiner Frau helfen zu können, in dem er sie am Ursprungsort ihrer Ängste, eine Waldhütte im Gebiet Eden, behandelt. Dort angekommen geht die Frau jedoch nicht auf die Therapie ein, sie weicht jeder Frage aus und fordert stattdessen die Ehepflichten des Mannes ein. Die beiden sind unzufrieden, entfremden sich dadurch und beginnen schließlich mit Gewaltsex ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Was wir nun zu sehen bekommen, ist wohl eine der heftigsten Ehekrisen der Filmgeschichte. Es wird gewürgt, geschlagen, ein Bein durchbohrt und ein Geschlechtsteil abgeschnitten. Arthaus meets Gore. Ein äußerst interessanter Mix, wenngleich man dies alles, trotz philosophischer Ausschweifungen, nicht allzu Ernst nehmen sollte.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
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    07.04.2010
    14:54 Uhr
  • Bewertung

    unter die haut

    antichrist - der aufreger der filmfestspiele von cannes - ist auch an mir nicht spurlos vorüber gegangen.
    ich habe noch bei keinem einzigen film zuvor derart intensive gewalt- und sexszenen gesehen, die sich bis zum ende des films ins unermessliche steigern.
    die bilder, die lars von trier eingefangen hat, sind gewohnt traumhaft und einzigartig und die geschichte, schmerz, etc gehen so richtig unter die haut. ein überaus bewegender film, der viele fragen offen lässt, aber auch einige beantwortet.
    ABER: nicht geeignet für einen dvd-abend mit freunden!
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    23.11.2009
    21:34 Uhr
  • Antichrist

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2009
    Während eines Liebesaktes eines Ehepaars – unglaublich intensiv dargestellt von Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg – springt der Sohn vom offenen Fenster in den Tod. Untermalt wird dieses Drama von einer Oper, aber auch Zeitlupe und Schwarz/Weiß gehören zur Ouvertüre. Die Frau scheint durchzudrehen, doch bemüht sich der Ehemann sie von ihren Ängsten zu heilen, doch anstatt dass es besser wird, nimmt ein Albtraum seinen Lauf. Im Garten Eden läuft alles schief und eine noch nie dagewesene Brutalität beschreibt den Wahnsinn der Liebenden.

    Lars von Trier schockiert mit seinem neuesten Beitrag das anspruchsvolle Publikum, so dass immer wieder Zuschauer den Kinosaal verlassen, weil er wieder einmal die Natur des Menschen in seiner brutalsten Weise darstellt. Jubel-, aber auch Buh-Rufe waren das Resultat nach dem Screening.

    Gegen Ende des Films wird die Gewaltdarstellung zur Qual, so dass man immer wieder tief ein- und ausatmen muss. Man bekommt das Gefühl, dass die Tortur sowohl für die Schauspieler als auch für die Zuschauer unendlich ist. Aber das Schlimmste ist, dass ich nicht verstehen kann, was Lars von Trier mit diesem Film aussagen möchte, da viele Fragezeichen offen bleiben. Aus diesem Grund entfällt erstmals die Bewertung.
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    18.05.2009
    23:47 Uhr
    • Bewertung

      Schwer zu beurteilen

      Wie beim Vorredner bleibt die Frage, was will uns Lars von Trier wirklich sagen. Geht es um das Böse im Menschen (in dem Fall eigentlich das Böse im Wesen Frau), unsere Triebe als Wurzeln des Bösen???

      Optisch nimmt einen der Film auf jedenfall gefangen. Gegen Ende hin in der Gewaltdarstellung immer ekzessiver und abstoßender. Aber es wäre nicht Lars von Trier, wenn er nicht wieder einen Schritt weiter gehen würde, als in früheren Filmen. Seine Handschrift ist klar zu erkennen, wenn der Film auch viel stilisierter ist, als Vorgängerfilme (von "Dogma" ist da nicht viel über ;-))

      Habe ihn auf jedenfall als "Sehenswert" befunden, und sollte ihn wohl mit etwas zeitlichem Abstand nochmal ansehen, um vielleicht noch mehr in ihm zu entdecken.
      17.11.2009
      18:51 Uhr