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85% Bewertung
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    Der letze Halt

    Ein russischer Sommer ist ein sehr einfühlsames Biopic über die letzen Jahre von Leo Tolstoi. Gezeigt wird sein Kampf gegen Nutznießer, die ihn ausbeuten und an seinen Werken profitieren möchten, als auch sein Kampf gegen sich selbst und seine Sturheit .

    Der Film ist sehr unterhaltsam und gut gemacht. In einer Sekunde kann man noch über die Naivität von Bulgakov lachen, während man in der nächsten fast gegen die Leinwand springen möchte um Tolstoi anzuschreien, er soll doch mit seiner Frau sprechen. Generell springt der Film immer wieder zwischen einer Komödie und einer Tragödie. Am Ende überwiegt dann doch die Tränendrüse.

    Besonders berühren ist Helen Mirrens Darstellung von Tolstois Ehefrau Sofia. Die Darstellung einer Frau, die auf der einen Seite ihren Ehemann liebt und ihm immer zur Seite stehen möchte und auf der anderen Seite an seiner Sturheit fast zerbricht ist beeindruckend.
    Christopher Plummer spielt den genialen Literaten, der sich nach außen mehr als ein lieber aber strenger Großvater gibt, innerlich aber mit sich selbst hadert ist ebenso fesselnd.
    Die Rolle von James McAvoy und seine Liebesgeschichte ist an sich unterhaltsam, dient aber eher dazu, dass Thema auch für jüngere Personen ansprechender wird.

    Sehr gefreut habe ich mich, dass man in den letzten Szenen original Aufnahmen von Leo Tolstoi und seiner Familie sehen kann.
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    20.04.2015
    22:44 Uhr
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    Endstation

    Wir erleben die letzten Tage von Leo Tolstoi. Da sich der Film auf die Romanvorlage von Professor Parini stützt, der offenbar sorgfältig recherchiert hatte, bekommen wir ein recht detailgetreues Bild vom Tode des russischen Schriftstellers. Der Unterhaltungswert kommt vom Kontrast der ‘alten Liebe‘ der Tolstois mit der ‘neuen Liebe‘ seines Sekretärs Bulgakow (James McAvoy). Die Alten streiten sich zwischen Liebesbeteuerungen ums Geld aus den Rechten von Tolstois Werken, die Jungen schweben auf Wolke sieben, so wie es Leo und Sophia vor vielen Jahren auch taten Seine Klasse erhält der Film jedoch von den großartigen Schauspielern: Christopher Plummer spielt Tolstoi bärbeißig aber empfindsam, seine Frau Sofia (Helen Mirren) zerbricht fast an ihrer Liebe im Kampf mit Leos Entourage. Hier ist vor allem der diabolische Tschertkow (Paul Giamatti) hervorzuheben. Sofias Temperament geht schon mal mit ihr durch. Das reicht vom Geschirr zerdeppern bis zum Suizidversuch.
    Auch die beiden obersten Maximen aus Tolstois Werken ‘Liebe und Freiheit‘ werden ausreichend gewürdigt, sowie die Bedeutung der Presse um 1910.
    Der deutsche Titel ist zwar poetisch, aber eher nichtssagend. Der des Originals ist schwerlich adäquat zu übersetzen: ‘Endstation!?‘ (Tolstoi stirbt auf einem Bahnhof). Das wäre zu puristisch und verdeckt dabei den warmherzigen Charme und den sprühenden Witz des Films.
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    03.12.2012
    20:15 Uhr
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    nicht ganz einfache materie relativ gut umgesetzt

    ich bin der meinung, dass der film vom schauspieler-ensemble und der musik über weite strecken getragen wird. natürlich lässt er sich nicht in ein genre ordnen, doch ich finde, das tut dem gesamtergebnis gut. und es steht nicht wirklich tolstoi im mittelpunkt, sondern es ist eine verwobenheit der existenzen, ein mix aus unterschiedlichen sichtweisen. fazit: sehr schön.
    07.12.2010
    16:55 Uhr
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    Krieg & Frieden - im Hause Tolstois

    Lew Nikolajewitsch Tolstoi ist einer der berühmtesten Schriftsteller der Literaturgeschichte. Gegen Ende seines Lebens predigte er immer mehr, sich für Nächstenliebe einzusetzen. Viele Anhänger folgten ihm in seinen philosophischen Überzeugungen und einige glückliche lebten sogar mit ihm und seiner Familie auf seinem Landgut.
    In jeder Enzyklopädie ist unter Tolstoi ähnliches zu lesen, Michael Hoffman hat eben dies nun für den Film adaptiert. Die Geschichte gibt mehr dramatisches Potential her, als ein kurzer Blick ins Lexikon erkennen lässt: In "The last Station" (ein Film, der auch als Paradebeispiel schlechter Titelübersetzung ins Deutsche gelten darf) geht es um die Liebe, die Tolstois Anhänger predigen. Im Fokus steht die Beziehung Tolstois zu seiner Ehefrau und der Streit um sein großes (finanzielles und intellektuelles) Erbe.
    "The last Station" hat ein grundsätzliches Problem: Hoffman hat sich anscheinend nie für ein Genre entscheiden können. Zu sehr wird zwischen leichter Komödie und bitterstem Melodram hin und her gesprungen bis gegen Ende doch die Tränendrüse gewinnt. Letztendlich, macht dies den Film jedoch nicht uninteressant. Tolstoianer und Nicht-Literaten lernen den Autor hier näher kennen. Besonders herauszuheben sind alle Schauspieler: James McAvoy als Tolstois Sekretär, Helen Mirren als seine Frau, Christopher Plummer als der writer himself. Sie halten den Film zusammen und alle verdienen "oscarverdächtig" genannt zu werden! Sehenswert!
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    14.01.2010
    16:36 Uhr