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    NS als Reptil

    . Überzeugend ist unter anderem die Atmosphäre vom Berlin der 20er Jahre, mit vielen genauen Details, von einer Zeit mit galoppierender Inflation; gleich einem Tanz auf dem Vulkan im Varietee mit Sex und Drogen, aber auch SA Exzessen und Prügeleien, bei denen die Polizei bewusst weggesehen hat.
    Das Geniale ist einerseits die visionäre Interpretation eines Shakespeare-Zitates und ihre Bezugnahme auf die Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus, andererseits der kaleidoskopartige Aufbau aller zum Verständnis notwendigen Details, die erst nach der letzten Enthüllung den Durchblick bringen und damit die erschütternde Entspannung. Die Emotionsleiter klettert von düsterer Vorahnung über die Angst zum blanken Entsetzen.
    Das verschwägerte Artistenpärchen Abel und Manuela Rosenberg! (David Carradine, Liv Ullman) werden eingerahmt vom pflichtbewussten Inspektor Bauer (Gert Fröbe), der den Hitlerputsch verlacht und dem rassistischen Wissenschaftler Vergérus (Heinz Bennent), der mit Arbeitslosen tödliche Experimente macht, von einer neuen Gesellschaft träumt und die These zu beweisen versucht, dass der Mensch eine Fehlkonstruktion sei. (‘Das Minderwertige wird ausgerottet, das Hochwertige gezüchtet.‘). Die Message: Weitsichtige konnten schon in den 20er Jahren den aufkommenden Nationalsozialismus erkennen. Wie in einem Schlangenei sieht man durch die hauchdünne Membrane das bereits vollausgebildete Reptil. Hitler war also vorhersehbar.
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    05.11.2012
    10:23 Uhr