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    Meisterwerk der Angst und Phantasie

    (Vargtimen, 1968)
    Diese mysteriöse Stunde, irgendwann zwischen 3.00 und 5.00 früh, irgendwann kurz vor dem Anbruch des Tages, zu der mehr Menschen sterben und mehr Menschen geboren werden und mehr Menschen schlaflos sind als zu anderen Stunden des Tages - tauft Ingmar Bergman "Die Stunde des Wolfs".
    Ursprünglich geplant als "Die Kannibalen" in 1964 ist der einzige Horrorfilm Bergmans "Die Stunde des Wolfs"ein Meisterwerk der Angst aus unterdrückten Phantasien der ProtagonistInnen.

    Der schwarz-weiß Film aus dem Jahr '68 beginnt mit einer Szene, in der Alma (Liv Ulmann) aus dem Haus in den Garten tritt, sich zu uns - den Zuschauern- an den Tisch setzt und in die Kamera vom Verschwinden ihres Mannes Johann (Max von Sydow) erzählt.

    Geplagt und heimgesucht wird der Künstler Johann schon seit längerem von Gestalten wie dem "Vogelmann", "Der Frau mit Hut", "Dem Homosexuellen", und seiner Ex-Liebhaberin Veronica Vogler - von denen er Skizzen anfertigt und von denen er in seinem Tagebuch schreibt. Er ängstigt sich vor allem im Dunklen, in den Stunden der Nacht, schläft nicht, kann erst zu Tageseinbruch müde ins Bett fallen.
    Seine unschuldige und doch mutige, hochschwangere Frau Alma sitzt jede Nacht an seiner Seite, versucht ihre Liebe zu retten, versucht ihren Mann zu begreifen und zu beschützen, verfällt zuletzt aber auch den Dämonen, den Ängsten ihres Mannes.

    Ein Film, durch den sich eine unbeschreibbar grausige Spannung zieht, während man, gemeinsam mit Alma, versucht zu begreifen was auf der einsamen, skandinavischen Insel tatsächlich vor sich geht. In einen Bann aus Johanns Wahnsinn und Angst gezogen, verwirrt von der Realität - die sich nur über die Wahrnehmung der ProtagonistInnen definiert - bleibt der Zuschauer am Ende ratlos, verloren, verängstigt zurück.
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    12.04.2017
    18:04 Uhr