Forum zu Im Reich der Sinne

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2 Bewertungen
77.5% Bewertung
  • Reich der Sinne

    das ist doch noch einiges Andere außer Sex – nur soviel zum Titel. Und was Pornographie sei, darauf sind die Antworten wohl allzu verschieden – nicht nur gewesen. Die Fragen zum Film sind zwei: Warum wurde er gemacht? Was bedeutet er uns?
    Ich denke, er wurde gemacht gegen die Verlogenheit, die Sex hinter Sitte oder Religion verstecken und nicht zugeben will, dass er natürlich und schön ist. Und gegen die Verlogenheit einer Rolle des Mannes, die einerseits die keusche Ehefrau, anderseits die sinnliche Hure braucht, und beide auch bekommen soll.
    Die Handlung des Films ist ein abseitiger Einzelfall. Es geht darin nicht um Liebe, es geht um Besessenheit. Sexbesessenheit und sonst nichts bedingt in diesem Mann die Hingabe, bedingt in dieser Frau die Besitzergreifung - die eine so haltlos, wie die andere unsinnig, und überhaupt nicht zu verallgemeinern.
    Was wir nötig haben – und das wohl noch immer, 37 Jahre nach dem Film - ist eine Theorie und Praxis von Liebe und Sex ohne Verlogenheit. Und dazu verhilft uns dieses japanische Lehrstück kaum.
    01.02.2013
    14:09 Uhr
    • Bewertung

      titel

      "ai no corrida" (so der originaltitel), übersetzt "corrida der liebe", also stierkampf - ein tödliches, zerstörerisches, existenzielles "spiel": ich schätze das sagt mehr über den inhalt und ja, die herausforderung aus als der deutsche titel.
      ("ai no borei", oshimas anderer liebes-film, nimmt das volleyballspiel - borei=volley - als metapher, spielerischer, berechnender und weit weniger triebhaft.)
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      01.02.2013
      16:00 Uhr
  • Bewertung

    Tödlicher Sex

    Was in den 70er Jahren als Porno galt, der verboten wurde, schockiert uns vielleicht heute immer noch wegen der gewagten Kameraeinstellungen im Genitalbereich. Doch jetzt fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit mehr auf das intellektuelle Konstrukt von Nagisa Oshima. Er beschreibt die Entwicklung einer sexuellen Obsession. Die Schreie der Lust werden immer mehr von den Schreien der Schmerzen überdeckt. Gewalttätigkeit kommt hinzu. Logischerweise kann dann die letzte und höchste Lust erst bei gleichzeitig eintretendem Tod empfunden werden. Die Frage, die man sich dabei allerdings stellen kann, ist die: Überwiegt nicht der natürliche Überlebenswille des Menschen gegenüber dem Wunsch nach ultimativem Lustgewinn. Oshima gibt eine fürchterlich blutrünstige Antwort, obwohl er sie kurz davor noch durch einen Verfremdungseffekt abmildert. Egal, was man von dem gewagten Kunstwerk hält, unbestritten sind seine optischen Qualitäten.
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    12.02.2010
    13:32 Uhr