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    Lornas Männer

    Es dauert etwas, bis man die Situation dieser Lorna begriffen hat. Das scheint wohl beabsichtigt, denn die Details werden in den Dialogen erst nach und nach eingebracht. Lorna hat einen Mann für die Liebe, einen fürs Geschäft und einen für die Erlangung der belgischen Staatsbürgerschaft. Alle drei können nur agieren, weil ihnen Lornas Schweigen die Möglichkeit dazu bietet. Sie bleibt äußerst wortkarg und verfolgt unbeirrt ihren Weg. Wie eine Spinne sitzt sie im Zentrum ihres Aktionsnetzes und behandelt ihre drei ’Männer’ wie Marionetten. Verfolgt dabei das Gesetz von Actio und Reactio. Das gelingt, bis es Komplikationen gibt. Sie erkennt, dass es zwei von ihren Männern nur ums Geld geht, der Dritte, den sie liebenswürdig ausnutzt, bleibt auf der Strecke. Das unerwartete Ende überrascht und bietet Anlass für weiterführende Diskussionen. Es bleibt gewollt offen, denn der weitere Verlauf der Geschichte ist eine andere Geschichte. Nachdenkenswert, kantig und unangenehm, aber durchaus real.
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    30.11.2010
    15:36 Uhr
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    Le silence de Lorna

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2008
    Die Cannes Profis Jean-Pierre und Luc Dardenne, die bereits zwei Mal mit der goldenen Palme ausgezeichnet wurden, können sich auch dieses Mal gute Chancen mit ihrem Beitrag im Hauptbewerb ausrechnen. Ihr neuester Film ist eine sehr realistische und tief gehende Studie eines verzweifelten jungen Mädchens, dass von Gewissensbissen geplagt wird. Wenn man einmal ein Geschäft mit Verbrechern macht, wird man selbst zum Verbrecher. Aber das Gewissen kann man nicht ausschalten - jedoch versteht sie das sehr spät!

    Der Film öffnet dem Zuschauer ein Fenster, dass in dieser Form noch nicht gezeigt wurde. Es ist unglaublich, was Menschen alles bereit sind zu tun um z.B. eine Aufenthaltsgenehmigung in einem westlichen Land zu bekommen oder noch schlimmer was man bereit ist zu tun, nur um zu Geld zu gelangen. Man versteht, wie Verbrecherstrukturen mit dem Schicksal von verzweifelten Menschen umgehen und diese zu Spielfiguren in einem tödlichen Spiel um Geld machen.

    Es gibt viele starke Szenen, die sich in die Erinnerung des Zuschauers einbrennen. Eine davon ist, wie sich Lorna - grandios dargestellt von Arta Dobroshi - selbst verletzt, nachdem sie ihr Mann nicht schlagen kann, um sich wegen Körperverletzung von ihm scheiden lassen zu können. Unverständlicherweise hat bei dieser tragischen Szene das Publikum gelacht - wahrscheinlich, weil sie mit dieser realistischen und schockierenden Darstellung nicht umgehen konnte.
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    19.05.2008
    23:02 Uhr