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75% Bewertung
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    Ein Schnarchi von Abi bis Zivi

    Sehr aufregend ist das Leben nicht, wenn man 19, in Wuppertal und nach dem Abi beim Zivildienst ist. Besonders nicht, wenn man ein Typ wie Daniel (Brühl) ist. Der denkt zu viel nach, leidet seit vier Jahren an One-itis zu Luca (Jessica Schwarz), und wenn er mal etwas (gegen seine Jungfräulichkeit) macht, macht er es garantiert falsch.

    Ein Film nach dem autobiographischen Roman von Benjamin Quabeck, der mit 25 Jahren hier auch die Regie führte. Also ein Kochen im eigenen Sud.
    Man erwartet einen Coming-of-Age-Film voll jugendlichem Elan und Turbulenzen und kriegt doch nur pubertären Provinzalltag. Ein paar kurze kreative Freiheiten der Regie (Daniel redet in die Kamera direkt zum Zuseher; eine grundlos untertitelte Szene; kurze Schnitte, die illustrieren, wo Daniel mit seinen Gedanken ist) zeigen, dass Quabeck nicht immer so unspritzig wie sein Protagonist ist.

    Einziger Lichtblick in der jugendlichen Fadesse ist Denis (Moschitto), der Daniel vorzeigt, was mit 19 wichtig sein sollte: Party und Aufriss. Dessen Proto-Barney-Stinson-Ratschläge setzt Daniel aber natürlich auch wieder falsch um. Jessica Schwarz (damals noch beim deutschen Teenie-Musiksender VIVA) in ihrer ersten Filmrolle: außer hübsch zu sein verlangt ihr das Drehbuch nichts ab. Am Ende ist außer zwei dummen Aktionen Daniels (1. bindet er sich in Christuspose ans Kruzifix der Kirche, in der er Zivildienst leistet, 2. spritzt er einen Tankwart nach Alkoholdiebstahl mit Benzin voll) nichts Außergewöhnliches passiert. Und nein, es ist kein „Film der leisen Zwischentöne“ oder so ein Schwachsinn, er ist einfach nur langweilig. Da sind ja die von Daniel betreuten Senioren interessanter. So geht das wirklich nicht.
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    05.02.2015
    19:32 Uhr
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    W=Wuppertal, nicht Wien

    Benjamin Quabecks Film ist so etwas wie eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Wuppertal. Das ist eine eher kleine, ein wenig verschlafene, aber meiner persönlichen Meinung nach, sympathische Stadt im "Ruhrpott". Vom Meer kommt immer wieder mal Regen daher, es ist ja von den Niederlanden bis ins Bergische Land, wo Wuppertal liegt, keine Erhebung, die die Feuchtigkeit dran hindern würde, weiterzuziehen. So wie das Wetter in der Stadt (immer wieder mal Wolken, Regen), so ist auch der Film eine Ode ans Erwachsenwerden, einerseits aus Angst vor dem Ungewissen verhaßt, aus Neugierde auf das Kommende zugleich herbeigesehnt. Daniel Brühl, Dennis Moschito (Kebap-Konnection) und Jessica Schwarz warn da noch sehr jung (optisch zumindest), aber hoch talentiert. Nach einer halben Stunde Film sind zwei Sachen völlig klar: erstens, das ist ein Filmakademieprojekt eines jungen Regisseurs, zweitens: so ein saugutes Drehbuch ist die halbe Miete für einen großartigen Film. Den Rest besorgen die Schauspieler und der immer wieder herrlich abwechslungsreich gestaltete, positiv-kreative Schnitt und die stimmige Musik. Quabeck hat seinen Stil gesucht, gefunden und konsequent in Szene gesetzt. Einfach toll, kann ich nur sagen.
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    31.01.2008
    10:04 Uhr