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    Gute Ideen, oberflächliche Umsetzung


    Am Anfang sah es ja noch so aus, als hätte sich Regisseur Damian Harris (Bad Company) etwas Besonderes einfallen lassen, als er in der Anfangssequenz zu seinem Film Buntstiftzeichnungen in die Szenen eingearbeitet hatte und damit eine Spur dorthin legte, worum sich sein Film dreht: Kindesentführung, Kindesmissbrauch und die unheilbaren psychischen Schäden, die deren Opfer davon tragen. Nachdem die Eröffnungssequenz vorüber ist, beginnt die Chronologie des Leidensweges der kleinen Leslie (Gillian Jacobs) als zwei so auffällig freundliche Männer sie dazu überreden, in ihr Auto zu steigen... Leider legt Harris im weiteren Verlauf des Filmes aber nichts mehr nach, das ihn signifikant von anderen vergleichbaren Filmen unterscheiden würde.

    In der ersten Hälfte des Filmes wechselt der Schauplatz der Handlung ein paar Mal zwischen der Vergangenheit, wie Leslie als kleines Mädchen entführt wurde und der Gegenwart, 10 Jahre später. Es ist alles da: die miesen Tricks der Entführer, die Leslies kindliches Vertrauen auszunützen wissen, die unterschiedlichen Männer, die ihre Spielchen mit ihr treiben, ihre Angst, ihre Verzweiflung, die ständige Frage: wo sind meine Eltern, warum kommen sie mich nicht einfach holen und alles wird wieder gut?

    Danach bleibt der Film in der Gegenwart und versucht herauszufinden, was aus diesem jungen Mädchen und dem ebenfalls mit ihr entführten Jungen Donnie (Evan Ross) geworden ist. Die zwei jungen Menschen, die 10 Jahre ihres Lebens lang die einzigen ehrlichen Bezugspersonen für einander gewesen waren, sind zusammen geblieben. Sie schlagen sich mit Diebstählen, Prostitution und kleinen Einbrüchen durch, zuhause sind sie überall und nirgends, ihre Eltern haben sie vergessen. Sie sind durch alles, was sie erlebt haben, unfähig geworden, Liebe zu empfinden oder an sich heran zu lassen.

    Harris’ Film inszeniert zwischendurch immer wieder kleine Augenblicke, in denen das Schicksal dieser beiden Kinder für das Publikum greifbar wird, schafft es aber dann leider nicht, unter die Haut zu gehen, sondern bleibt trotz alles emotionalen Potentials oberflächlich und distanziert. John Malkovich in einer kleinen Nebenrolle taugt nur als Aufputz für das Filmplakat, kann dem Film aber nichts Wesentliches hinzufügen, das dieses Manko beheben könnte. So bleibt nur der Eindruck von vielen guten Ideen (bis zum Ende hin), die nicht richtig beim Zuschauer ankommen.
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    09.02.2008
    23:57 Uhr