Forum zu Casino

2 Einträge
7 Bewertungen
90.7% Bewertung
  • Bewertung

    Einer der Besten von Martin Scorsese

    Die 70er-Jahre. Sam „Ace“ Rothstein (Robert De Niro) ist Sportwettenprofi und mit seinen Wetttipps bei einem Mafiaboss im mittleren Westen der USA beliebt. Der lädt ihn ein, Casinoboss in Las Vegas zu werden und der Mafia beim steuersparenden Abzweigen eines Teils der Gewinne zu helfen. Dem undiplomatischen Kontrollfreak Ace wird als Mann fürs Grobe Nicky Santoro (Joe Pesci) zur Seite gestellt. Ace geht in Las Vegas eine Beziehung mit Ginger (Sharon Stone) ein, die ihren Lebensunterhalt davor als Gespielin reicher Gambler verdiente, während sich Nicky als Kopf einer Einbrecherbande etwas dazuverdient. Lange Zeit läuft das Geschäft mehr oder weniger glatt, man muss sich nur mit Falschspielern und aufmuckenden Kleinverbrechern herumschlagen und schwelgt im Luxus. Es wäre aber kein Martin-Scorsese-Film, wenn nicht irgendwann das FBI von den illegalen Casinogeschäften Wind bekommen würde und sich die Mobgrößen potenziell belastender Mitwisser entledigen wollten.

    Neben „Goodfellas“ ist „Casino“ der beste Mafiafilm von Martin Scorsese. Beiden Filmen liegen Non-Fiction-Bücher von Nicholas Pileggi zugrunde, was das Gesehene umso bestürzender macht (wenn auch wahrscheinlich nicht alles genau so passiert ist, wie es schlussendlich in den Filmen zu sehen ist). Unschöne Gewaltszenen prägen die zwei Filme ebenso wie der Soundtrack mit den coolsten Rocksongs der 60er- und 70er-Jahre (Cream, Rolling Stones und Konsorten). Für „Casino“ hat sich Scorsese zudem das ätherisch schöne Camille-Thema von Georges Delerue aus Jean-Luc Godards „Die Verachtung“ ausgeborgt. Robert De Niro gibt mit der Verkörperung des kleinlichen Ace eine schauspielerische Glanzleistung ab und Joe Pesci spielt einen Gewaltmenschen, dem man besser nicht blöd kommt.
    Viele Szenen aus „Casino“ fallen mir ein, die grandios sind – die kurze Pre-Credits-Szene etwa mit einem Voice-over von Ace, einiges in der Mitte und natürlich die Showdownmontage zu den Klängen von „House of the Rising Sun“ und der darauf folgende Abgesang auf die Ära der Mobcasinos. Im Ganzen sind die stolzen 178 Minuten aber etwas zu unausgewogen, so sind etwa die Ehestreitereien zwischen Ace und Ginger anstrengend und man wünscht sich, er wäre ihr nicht derart verfallen. Doch allein die protzige Ausstattung (das Kostümbudget betrug eine Million Dollar) schon würde den Film sehenswert machen.
    barryegan_8f8e57e162.png
    06.01.2015
    20:33 Uhr
  • Bewertung

    Brutaler Blick hinter die Kulissen der Glitzerstadt

    Las Vegas: der Inbegriff von Entertainment. Eine Oase der Freizeitindustrie inmitten einer großen Wüstengegend. Sobald die Sonne untergeht, beginnt die Stadt in allen Farben zu leuchten, zu blinken und all jene einzuladen, für ein paar Stunden abzuschalten von ihrem Alltag und einzutauchen in eine ganz offensichtlich künstliche Welt, in der es Imitationen aller wichtigen Sehenswürdigkeiten der Welt auf einem Fleck zu besuchen gibt, ohne dafür in ein Flugzeug steigen zu müssen. So ganz nebenbei kann man auch noch sein Glück versuchen in einem der vielen Casinos der Stadt. Regie-Altmeister Martin Scorsese interessiert aber ein anderes Las Vegas: jenes, das hinter dieser Kulisse existiert, ein brutales, gewalttätiges Las Vegas, in dem die Mafia das Sagen hat und in dem es außer um Geld höchstens noch um Rache geht. Ein herausragendes Ensemble von Schauspielern macht den Film schließlich zu einem Erlebnis der besonderen Art, Sharon Stone als Edelnutte, die einem Kinomanager (Robert DeNiro) den Kopf verdreht und sein Leben zu Hölle macht, wuchs unter Scorsese über alles hinaus, was sie bisher (und auch danach) als Schauspielerin zu bieten hatte. Ihren Golden Globe hat sie sich ehrlich verdient. Auch Scorsese war spätestens bei Casino bereits akut fällig für den Regie-Oscar, doch wie bei vielen seiner Filme war das Thema wohl für die Filmakademie zu heiß und es sollte bis zu "The Departed" dauern, bis sie nicht mehr anders konnten.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    21.08.2008
    10:12 Uhr