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    Die Menschwerdung eines Engels

    Wim Wenders hat nicht nur ein anspruchsvolles Märchen (Fantasy) gemacht, sondern auch ein Zeitdokument deutscher Geschichte. Zurzeit, als Berlin noch eine geteilte Stadt war, versucht einer der Engel, Damiel (Bruno Ganz), ein Mensch zu werden. Er will Farben sehen (bisher war der Film in s/w), will schmecken können und den Druck der Erde spüren. Anders als sein Kollege Cassiel (Otto Sander), der seiner Zunft treu bleiben will. Damiel trifft den amerikanischen Filmstar Peter Falk. Sein Land hatte damals für das Überleben Berlins eine wichtige Funktion gehabt. Und so sehen wir auch Teile der Mauer, als die US Armee eine Beschützerrolle innehatte. Peter Falk geistert etwas planlos durchs Bild, freundlich aber konfus. Sein Pendant findet der menschgewordene Engel Damiel in der Zirkusartistin Marion (Debütantin Solveig Dommartin, die damals Wenders Partnerin im echten Leben war und viel zu früh verstarb). Sie trotzt ebenfalls der Schwerkraft, wenn sie ihre Kunststücke unter der Zirkuskuppel vorführt. Unvergessen der Start- und Landeplatz für die beiden Engel: die Siegessäule genannt ‘Goldelse‘, sowie die vielen Märchen die erzählt werden und die immer mit dem Satz beginnen ‘Als das Kind Kind war…‘ (Peter Handke).
    Etwas bemüht, erfordert der Film heute etwas Durchhaltevermögen.
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    18.11.2018
    19:16 Uhr
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    Himmel über Berlin

    Engel - mag sein, dass die manchmal unzufrieden sind mit bloß geistigem Leben, dass die manchmal sich sehnen nach Schmecken, Riechen, Berühren und, ja, Berührtwerden! Das Wunder der Liebe ist eben nicht Caritas, sondern Amor.
    Mag sein, dass Kindsein etwas gemeinsam hat mit Engelsein, dass man ohne etwas Kindsein sich nicht aufs Trapez hängt, sich nicht auf Liebe einlässt.
    Himmel – ob Sky oder Heaven - ist in dem Film wenig, aber ein unendlicher Wortschwall, der bedeutungsvoll ebensogut wie belanglos sein kann, und eine unendliche Bilderfolge von einer trostlosen Stadt mit überwiegend tristen Bewohnern, in die ein bankrotter Zirkus etwas fragwürdige Freude bringt: eine Trapezartistin zeigt ihr Können. Die Hauptakteure sonst stehen meist bloß da und dort herum – mag sein nachdenklich, mag sein ratlos. Was freilich nicht ausschließt, dass Wunder sich ereignen können.
    Ein anspruchsvoller Film verlangt vom Zuseher manchmal vor allem die Entscheidung, aufzustehen und wegzugehen oder nicht, das Gerät auszuschalten oder nicht.
    13.02.2015
    19:14 Uhr