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70% Bewertung
  • Bewertung

    Die Touristenfalle

    Es ist der etwas andere Auschwitz-Film. Vom Lager sehen wir so gut wie nichts, nur vom Drumherum. Hier macht ein deutscher Zivi Sven (Alexander Fehling) Dienst. Unter anderem betreut er einen Ex-Häftling (äußerst authentisch Ryszard Ronczewski) und verliebt sich in die polnische Fremdenführerin Ania (Barbara Wysocka).
    Regisseur Robert Thalheim macht einen ökonomischen Ansatz: die Vermarktung des berühmten KZs. Denkmalenthüllung unterstützt von deutschen Firmen, die auch unzuverlässige Polen entlassen. Sven kommt sich überflüssig vor und packt frühzeitig seine Sachen. Mit Ania hat es auch nicht geklappt. Der Ort des Todes soll wohl keine gute Location für die Liebe sein. Dabei hätte das Pärchen schon mehr für die Völkerverständigung tun können. Ein kurzer Dialog und eine Fahrradtour um das KZ sind da zu wenig. Anias Bruder schießt da auch noch quer. Diese Figur passt so gar nicht ins Konzept. Sie schafft eher Verwirrung. Als Sven am Bahnhof plötzlich wieder kehrt macht, ist das recht unglaubwürdig. Reicht da wirklich der Kurzauftritt einer Karikatur von einem Lehrer, um ihn umzustimmen?
    Interessant weil anders, bleibt aber in den Startblöcken, weil irgendwie unfertig. Der Titel weist auf eine anschließende Diskussion hin.
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    09.05.2013
    10:50 Uhr
  • Bewertung

    Auschwitz statt Amsterdam

    Hinter Robert Thalheims Film steht als Produzent der in letzter Zeit sehr erfolgreiche deutsche Regisseur Hans-Christian Schmid, dessen letzter Film “Requiem” auf der Berlinale 2006 für Beifall sorgte und auch mit einem Goldenen Bären für die beste Hauptdarstellerin Sandra Hüller ausgezeichnet wurde. Seine Stärke war vor allem der unaufgeregte Erzählstil inmitten einer dramatischen Geschichte, der einerseits vorsichtig distanziert seine Geschichte erzählt, andererseits gleichzeitig aber immer wieder den Mut hat, von einem Moment zum anderen emotional ins Zentrum einzutauchen. Er erzählte seine Geschichte in Bildern, die mit nur wenig Farben auskommen. Diese Stilmittel finden sich auch hier wieder: in einer gekonnten Mischung von Szenen, die mit der Handkamera gefilmt wurden und immer wiederkehrenden, stillen Momentaufnahmen aus dem Alltagsleben der Leute an einem Ort, an dem eines der wohl schlimmsten Gräueltaten der Menschheitsgeschichte geschehen ist, zeigt der Regisseur die Verhältnisse, wie sie sich heute darstellen vor der Kontrastfolie der dunklen Vergangenheit, die über dem Ort liegt ...
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    02.11.2007
    21:06 Uhr
    • Bewertung

      Nix wie weg?

      ... Ein Erbe, dem sich die älteren Menschen nicht zu entziehen vermögen und vor dem die junge Generation einfach nur weglaufen möchte, weit, weit weg. Ein Ort für Sven, an dem er sich als junger Deutscher im 21. Jahrhundert in einer umgekehrten Rolle erfährt: war es damals die Generation seiner Großeltern, die die Menschen dort unterdrückte, schikanierte und quälte, so macht ihm nun Krzeminski, ein Überlebender des KZ, das Leben schwer. Natürlich ist es kein Vergleich mit damals, die Rollen sind aber vertauscht und der Tausch ändert nichts an dem Unrecht, das dadurch geschieht. Es gelingt dem Film, die Gräben zwischen dem teilweise auch halbherzigen Bemühen zur Bewältigung der Vergangenheit und der Ohnmacht angesichts der Dimension der Verbrechen von damals aufzuzeigen. Der Film ist auf eine angenehme Weise unauffällig und einfach inszeniert und wird gerade so dem Ort seiner Handlung gerecht. Er lässt sich Zeit und Raum für Zwischentöne und macht so die Stimmung dieses auf eine grausame Weise besonderen Ortes für sein Publikum gegenwärtig.
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      02.11.2007
      21:07 Uhr