Forum zu Rescue Dawn

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3 Bewertungen
73.3% Bewertung
  • Bewertung

    Rettung im Morgengrauen

    Wenn man an Kriegsfilme vom Fernen Osten (Vietnam) denkt, kommt einem ja nicht gleich der Name Werner Herzog in den Sinn. Hier beweist er, dass er dieses Genre auch beherrscht. Herausgekommen ist ein etwas anderer Kriegsfilm.
    Der deutsch-stämmige Dieter Dengler (ganz toll Christian Bale) wird über Laos abgeschossen und flieht mit Erfolg aus einem Gefangenlager. (Siehe Titel)
    Herzog hat alle Facetten dieses Themas erwähnt, nur die Betonung sieht etwas anders aus. Er schildert auch die Foltermethoden der Vietkong, die Demütigungen durch das Wachpersonal und das alltägliche Grauen des Camps. Ein kleiner humorvoller Aspekt ist die Tatsache, dass Dieter eine Schlosserlehre in Deutschland gemacht hatte und so die Handschellen problemlos öffnen kann. Die Vorbereitungen zur Flucht und die Stimmung innerhalb der Gefangenen sind hier wichtig. Da gibt es weißgott Meinungsverschiedenheiten. Die Bewacher werden einzeln vorgestellt und als Individuen mit typischen Eigenschaften behandelt. Die Dschungelkulisse ist beeindruckend. Es gibt Dauerregen, Blutegel und erfolgreiche Versuche Feuer zu machen. Dieter hat von den Einheimischen gelernt. Ein einziger überraschender Schocker lässt einen hochschrecken, wenn eine Methode bei Duane (Steve Zahn) zur Anwendung kommt, die wir sonst nur von Islamisten her kennen. Das wird später durch eine Traumsequenz etwas abgefedert. Und am Ende wird die CIA noch ausgetrickst, die den Geretteten aus Sicherheitsgründen durch endlose Befragungen quälen möchten. Da lassen wir auch bei der Jubelfeier auf dem Flugzeugträger mal alle Fünfe grade sein. Herzog hält den Patriotismus in erträglichen Grenzen. Eine wahre Geschichte liefert die Spannung, Christian Bale bringt sie sehr überzeugend rüber.
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    06.03.2016
    13:19 Uhr
  • Bewertung

    Rescue Dawn

    Stellen Sie sich vor, es ist Vietnamkrieg und, nein, nicht keiner geht hin, sondern einer mehr geht hin und der heißt WERNER HERZOG. Mit dabei, so quasi im ansprechend autorenfilmenden Schlepptau, der Neo-Batman Christian Bale. Der spielt nämlich da den Dieter Dengler, einen deutschen US-Piloten (!?), der so um 1965 rum über Laos frech abgeschossen wurde, dann in ein gar garstig Gefangenenlager kam, von dort mit GI-Anhang ausgebüchst ist und nach dem systematischen Verlust seiner Begleiter zum Kriegshelden mit gewohntem Trauma wurde. Also g’rad recht, um für den HERZOG WERNER die Extrem-Bio zu stellen, um den momentanen Leerlauf an Exzentrikern wieder etwas in die Gänge zu bringen. Probleme dabei: Der Bale ist kein Kinski. Der WERNER schon lange kein HERZOG mehr. Und der Dengler kein Col. Kurtz. Schade! Aber irgendwie hab’ ich jetzt Lust auf Vietnamesisch bekommen, weil das Indische ist immer so scharf im Abgang. Oder wie sehen Sie das?
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    15.01.2009
    17:50 Uhr
  • Bewertung

    Greifbare Extremsituation

    Rescue Dawn wurde ja sehr gescholten. Unter Umständen hilft mir, dass ich (ausser der Hauptwerke) kein so angefressener Herzog-Fan bin. Vielleicht konnte ich deshalb den Film mehr geniessen.

    Verglichen mit Steve Zahn ist Christian Bale kein Schauspieler, sondern eine Zirkusattraktion. Ein Freund reduzierte mal Hugh Jackman -den ich für einen guten Darsteller halte- auf sein Talent, sich an absonderlichen Stellen Haare wachsen oder abschneiden zu lassen. Analog möchte ich Christian Bale auf die Fähigkeit herunterbrechen, sich auf Kommando / Drehstart Unmengen von Gewicht abzuhungern oder Muskeln aufzubauen. Oder die Bereitschaft, alles (Un-)Mögliche zu verspeisen.
    Aber eben: das ist nicht Schauspiel, sondern SuperFreak bzw. Jackass.

    Werner Herzog macht die Situation so greifbar, wie es wohl geht, ohne sein Publikum vorsätzlich zu quälen. Stichwort: Er trifft auch einige sehr gute Entscheidungen, was er zeigen will und was nicht. Beispielsweise bei der Folterung Denglers durch die Dorfbewohner, die ihn nach dem Absturz einfangen oder bei der Enthauptung. Ich fand beides durch die Aussparung viel wirkungsvoller als wenn dort eine weiterere anatomisch korrekt dargestellte Grosstat der Maskenbildner erschiene.

    Kommentar Herzog auf dem Track (sinngemäss): Ich mag' des auch als Zuschauer nicht, wenn das so an mich herangetragen wird. Drum habe ich die Qualen bewusst weniger schlimm gemacht als von Dieter berichtet.
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    28.12.2007
    00:15 Uhr