Exklusiv für Uncut aus Cannes 2007
Nach der INVASION DER BARBAREN zeichnet Denys Arcand wieder ein sehr zynisches und düsteres Bild über unsere Gesellschaft. Die Probleme, mit denen sich der köstliche agierende Hauptdarsteller Marc Labreche (alias Jean-Marc Leblance) auseinandersetzt, sind ernsthafter und existenzieller Natur. Arcand schafft es, dass der Zuschauer darüber lachen kann. Was soll man sonst tun? Wenn man auch noch den Humor verliert, ist wahrhaft jeder Tag ein verlorener Tag in einem Menschenleben!
Unsere Welt bietet uns so viel materiellen Reichtum. Das besiegelt auch gleichzeitig unseren Niedergang, weil wir „innerlich vereinsamen“ und verlernen darüber zu sprechen bzw. sich mit den Dingen des Lebens, die um uns schweben, zu beschäftigen. Stattdessen wird eine Traumwelt gestaltet, die eine Flucht aus der Realität bedeutet. Jeder Traum geht aber zu Ende!
Die Zeichen der Zeiten der Dunkelheit sind nicht zu übersehen. Menschen leben nur noch für sich selbst und kümmern sich nicht Mal mehr für ihre eigenen Kinder, weil die Karriere das Wichtigste ist. Die Kinder von heute müssen sich selbst beschäftigen, Computerspiele, Handys und I-Pods (zu meiner Zeit nannte man so was noch Discman) sind der traurige Ersatz für Kommunikation. Nach zahlreichen Ehejahren verlässt die erfolgreiche Immobilienmaklerin den tristen Ehemann, der als Beamter des Staates Kanada niemanden helfen kann. Die Menschen, die Hilfe brauchen, verschwenden ihre Zeit, sie sind auf sich alleine gestellt, denn der Staat bzw. seine Diener können niemandem helfen. Nachdem der Vater seinen Kindern mitteilt, dass ihre Mutter weggegangen ist, reagiert die Tochter erleichtert: „Alle Eltern sind getrennt. Ich war die letzte in der Klasse, wo die Eltern noch zusammengelebt haben.“ So oft Jean-Marc Leblanc es schafft, besucht er seine schwer kranke Mutter im Krankenhaus. Er hat Angst, dass sie stirbt, denn dann ist er ganz alleine auf dieser Welt!
