Forum zu Hundstage

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    Hundstage?

    Regisseur Ulrich Seidl versucht mit Hundstage das Portrait einer Gesellschaft zu zeigen, die in der Wiener Peripherie angesiedelt ist. Er erzählt verschiedene Geschichten über Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie alle werden in ihrem scheinbar realen „Alltag“ von der Kamera verfolgt und müssen sich diversen Schicksalsschlägen und Herausforderungen des Lebens stellen. Doch letztendlich verbindet sie alle ein entscheidender Punkt, der mich auch gleich zum größten Kritikpunkt des Filmes führt.

    Sämtliche Charaktere sind plumpe Stereotypen und bedienen diverse Vorurteile. Da sind z.B. der mürrische Rentner, der aggressive Zuhälter oder auch der 0815-Prolet mit seinem Auto. Alle Protagonisten (Als Antagonist wäre hier u.a. das Leben zu nennen) erfüllen diverse Klischees und lassen nur wenige Vorurteile aus. Problematisch wird diese Inszenierung doch erst in Zusammenhang mit dem dokumentarischen Stil des Films (Handkamera, Laienschauspieler, schlechte Beleuchtung). Dieser versucht ein gewisses Gefühl von Realität zu vermitteln und erhebt den Anspruch ein „wahres“ Portrait zu zeigen.

    In dieser Geschichte vermisse ich jedoch eine Teilung der Perspektiven. Die Menschen und ihr Leben werden mit wenigen Ausnahmen nur von einer sehr schlechten und pessimistischen Sichtweise gezeigt.
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    05.08.2010
    11:31 Uhr
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    Hundstage? Fortsetzung

    Die Frage, die sich mir immer wieder aufdrängte war, warum man solch eine Geschichte skriptet und sie dann in einen scheinbar dokumentarischen Mantel packt? Sofort drängte sich bei mir auch ein vergleich mit RTL-Doku-Soaps auf. Auch hier schreiben Autoren schräge Geschichten, spielen mit Stereotypen und senden das Ganze als nette Doku verpackt im Nachmittagsprogramm.

    Wäre es also nicht sinnvoller gleich mit „echten“ Schicksalen und Personen zu drehen? Jein! Man darf natürlich nicht vergessen, dass die Personen in einem Dokumentarfilm vor der Kamera ganz anders reagieren würden und der Regisseur so die einzelnen Schicksale nicht so gut herausarbeiten könnte.

    Zusammengefasst handelt es sich um ein akzeptables aber leider sehr einseitiges und negatives Portrait der Wiener Randbezirke. Die Kamera wirkt wie ein gieriges Raubtier, das sich an nackter Haut, Sex, Gewalt und dem Leid der Menschen erfreut. Dennoch erweitert „Hundstage“ die österreichische Filmlandschaft und sollte von jedem Filminteressierten gesehen werden.
    patzwey_83fc2ada0d.jpg
    05.08.2010
    11:30 Uhr
    • Bewertung

      Der Eintrag ist schon älter, aber ich habe den Film kürzlich gesehen und sehe das so ähnlich. Der Film bietet eindimensonale pathologisch überdurchschnittlich auffällige Charaktere ohne Schattierungen, Überraschungen oder Kontraste. Der Zuschauer wird zum Voyeur von überdurchschnittlich verhaltensauffälligen Menschen (und wer behauptet diese repräsentieren unsere Gesellschaft gehört entweder selbst bzw. sein Umfeld dazu, oder ist Misanthrop) und je nachdem welche Persönlichkeit der Zuschauer selbst hat ergötzt man sich an diesen oder fühlt sich vom Film eher unangenehm belästigt.

      Zur interessanten Ergänzung ist es auch hilfreich zu wissen was Seidl selbst über seinen Film denkt und sagt. Ich habe hier aus Neugier ein paar Interviews gelesen. Demnach scheinen diese Menschen im Grunde genommen Seidls Weltbild wiederzuspiegeln. Er meinte die Gesellschaft bestehe sinngemäß aus frustrierten Menschen die permanent nach ihrem Glück suchen. Doch Frustration und Zwangsstörungen sind vollkommen unterschiedliche Dinge. Ich habe das Gefühl Seidl wollte hier bewusst die Extreme unserer Gesellschaft ergründen, denn laut seiner eigenen Aussage möchte er mit seinen Filmen verstören. Doch wo bleibt die Pointe, eine übergeordnete Aussage die Sinn ergibt? Müssen wir erst solche Filme sehen um wie Kleinkinder zu begreifen, dass es solche Menschen gibt die Teil unserer Gesellschaft sind? oder ist es doch eher die Lust und die Freude daran Menschen zu beobachten die (noch) psychisch gestörter sind als man selber ist?

      Irgendeine originelle zusammenhängende Geschichte sucht man hier vergeblich. Seidl wollte das eher wie eine Doku über verschiedene Menschen aussehen lassen, wobei die teils nervend wackelende Handkamera diesen Eindruck noch verstärkt. Bezeichnend, dass er nach seiner Aussage 1 Jahr Lang nach den Amateurschauspielern gesucht hat. Scheint ja doch nicht so einfach zu sein, verhaltensgestörte Menschen zu finden die hier mitmachen (wobei es hier natürlich Abstufungen gibt). So kam der autorasende, aggressive Prolo tatsächlich aus der Autoszene, der Alarmanlagenvertreter war tatsächlich einer im wahren Leben, wie auch „Wickerl“ ein Bordell-Besitzer in der Realität. Menschen die sich selbst darstellen? Man fragt sich, wie viel ist hier noch Film und wie viel schon leicht inszenierte Reality-Doku.

      Pluspunkt ist die authentische Darstellungsweise (was auch Seidl selbst hervorhebt), aber mir missfällt dass hier ein sehr billiger Voyeurismus bedient wird, einem der Film indirekt Glauben lassen will, dass es sich hier um typische Fallbeispiele unserer Gesellschaft handelt und das letztendlich auch noch als Kunst vermarktet wird. Das hat so viel mit „Kunst“ zu tun wie RTL II und ATV-Reportagen/Reality-Soaps. Aber auch dafür gibt es ein Zielpublikum und Seidl bedient es.
      21.08.2024
      04:06 Uhr
  • Bewertung

    starker

    tobak, denn ganz normal ist hier wohl keiner. der film an sich zieht sich, und "hundstage" sagt eigentlich eh schon alles aus. tragisch irgendwie ...
    20.08.2008
    11:22 Uhr
  • Bewertung

    Hmmm...

    ...der Film geht echt unter die Haut!! Außer, dass 100 verschiedene Neurosen der Charaktere hier herauskommen, ist der Film teilweise echt grausig, sehr, sehr arg, schwer zu verdauen...
    Insgesamt haben mir aber die einzelnen Zusammenhänge etwas gefehlt und sowieso und überhaupt bin ich jetzt noch immer am Grübeln, was der Film speziell wollte...
    05.04.2008
    19:44 Uhr