Forum zu Summer Rain

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    Die Wettervorschau: nach viel Sonne folgt viel Regen


    Antonio Banderas’ zweiter Film als Regisseur ist seine erste Arbeit auch als Drehbuchautor. Er hat sich den gleichnamigen Roman von Antonio Soler als Vorlage ausgesucht, eine Geschichte über die Schönheit der Jugend, die Leidenschaft und ihre gefährlichen Nebenwirkungen und auch zu einem gewissen Grad das Erwachsenwerden in dem Sinne, dass das süße Leben ohne Verantwortung für Jeden eines Tages vorbei ist. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Leute und ihrer glücklichen oder auch unglücklichen Liebesbeziehungen auf eine sehr, sehr ruhige, getragene, immer wieder mit Zitaten aus Dantes “Göttlicher Komödie” untermalten Zugaben aus der Welt der Poesie. Er ist wie Liebeslyrik, zu der man auch tanzen kann, er trägt sich mit himmlischer Leichtigkeit über seine ganze Laufzeit dahin und hat doch auch immer wieder Tiefgang und Schönheit zu bieten. Er ist ein lyrischer Hochgesang auf die Kraft, die Sorglosigkeit und die Schönheit der Jugend und gleichzeitig auch eine Wehklage auf ihre Vergänglichkeit. Der Regen dient hier als kathartisches Medium zur Auflösung der Gewalt, zur Wiedervereinigung von Getrennten und zum Loslassen von scheinbar Unverzichtbarem. Er wäscht das Blut des Kampfes von den Gesichtern, er spült den Staub von ihren Füßen und gibt sie, vielleicht vergleichbar mit einer rituellen Waschung, als neue Menschen ins Leben zurück.


    Von der handwerklichen Seite dominieren verschwimmende Farben, Übergänge aus und in strahlendes Weiß und die Einbettung von Dantes “Göttlicher Komödie” in die Dialogzeilen des Filmes. Ein elektrisierender Cocktail, der über einige Zeit zu fesseln weiß, über die Gesamtlänge des Filmes durch einen gewissen Wiederholungseffekt aber an Intensität einbüßt und gegen Ende hin für einige Längen sorgt, obwohl gerade dort auch die aufgebauten Agressionen sich in einem blutigen Kampf zwischen Miguelito und seinem Widersacher entlädt. Antonio Banderas’ Film ist somit eine Mischung aus sehr, sehr innovativen und der Schönheit, die der Film preist, mehr als gerecht werdenden, poetischen Elementen und handfesten sowie auch immer wieder nackten Tatsachen. Eine Freude fürs Auge, eine Freude für die Mitwirkenden, vor allem in den Hauptrollen auch überzeugenden jungen Darsteller, für die Zuseher aber eher eine langatmige und zwischendurch auch sehr schwüle Sommerreise.
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    13.02.2007
    19:45 Uhr