1 Eintrag
1 Bewertung
80% Bewertung
  • Bewertung

    Farce über die Monarchie und die Nazizeit


    Der tschechische Regisseur Jirí Menzel hat mit seinem Wettbewerbsbeitrag eine erfrischende Abwechslung zum sonst sehr, sehr ernsthaften und eher nur unfreiwillig komischen Hauptprogramm des Festivals präsentiert. Eine Abwechslung, die nicht nur gut tut, sondern gerade durch die naive Sicht der Hauptfigur Jans auf die Ereignisse rund um ihn herum eine erfrischend abgehobene Alternative zur Darstellung des Schrecken des Krieges bietet. In Rückblenden erzählt Jan selbst sein Leben vom kleinen Lehrling irgendwo in Böhmen bis hinauf in das noble Hotel in Prag, wo ihm sein Lehrmeister die hohe Kunst des unauffälligen Services beibringt und ihm zeigt, woran er erkennen kann, was welcher Gast bestellen würde und was nicht. Er lernt von ihm, schon von außen Deutsche, Tschechen, Polen, Franzosen und Engländer zu unterscheiden. Er, der dem Englischen König gedient hatte, beherrscht diese Kunst wie ein Großmeister.

    Eine sowohl inhaltliche, als auch dramaturgische Wende nimmt der Film, als vor der im Hintergrund seiner Erinnerungen auftauchenden Zeitschiene die Nazis in Prag einmarschieren und die Zeiten sich ändern. Der Film gerät von einer liebenswerten und immer wieder sehr unterhaltsamen, naiven Episodenreihe zu einer boshaften, herrlich überzeichneten, dabei aber viele grausame Details der Nazizeit nicht ausklammernden Farce über die NS-Ideologie, besonders was die Reinheit der Rassen betrifft. In einer geglückten Gradwanderung zieht er den Wahnsinn der damaligen Zeit ins Lächerliche, um ihn gleichzeitig dadurch erträglich und fassbar zu machen.

    In der Hauptrolle des Jan Dítes spielt Oldrich Kaiser überzeugend den naiven, aber talentierten Kellner, Julia Jentsch spielt das sudetendeutsche naive Gretchen namens Liza.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    16.02.2007
    17:20 Uhr