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    Wie erwartet.

    Chan-wook Park verfeinert seinen Stil. Schöne Bilder und schräge Einfälle rund um die Insassen einer Nervenheilanstalt. Mittendrin eine Liebesgeschichte, die so stark und schön ist, dass sie die Realität zu brechen vermag. Gewohnt hohes Niveau von einem der besten Regisseure.
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    22.07.2008
    07:44 Uhr
  • Bewertung

    Ich bin hier ein ratloser Kritiker, aber das ist ok.


    Eine Irrenanstalt irgendwo in Korea. Eine Patientin sitzt ihrer Therapeutin gegenüber, die ihr von einem Vorfall mit ihrer Tochter erzählt, der dazu geführt hat, dass sie in die Anstalt eingeliefert wurde. Sie arbeitete an einem surrealistisch anmutenden Fließband, an dem Radios hergestellt werden. Eines Tages, aus heiterem Himmel, steckte sie sich die Kabel, die zum Testen der produzierten Radios gedacht sind, in ihren Unterarm und erwacht in einem Zustand völliger Passivität. Sie könne sich dies alles überhaupt nicht erklären, meint sie ...

    Im Grunde ist es ziemlich egal, an welcher Stelle man beginnt, von dem Film zu erzählen oder sich an das Wagnis zu machen, eine Kritk zu diesem wohl seltsamsten Film zu verfassen, den ich seit langem, wenn nicht sogar überhaupt gesehen habe. Park Chan-Wooks neuester Film ist so etwas wie eine sehr, sehr eigenartige Nacherzählung der Geschichte von “Einer flog über das Kukucksnest”, aber auch das nur zu einem Teil. Denn in dem erwähnten Film geht es um den Ausbruch aller durch die Schlauheit weniger bzw. eines Einzelnen. Hier gibt es auch einen Insassen, der durchschaut, was hier vor sich geht, aber er konzentriert seine Energien nur auf die Hilfe einer einzelnen Person, der jungen Young, die sich für einen Cyborg (also eine Art Roboter) hält, der die Mission hat, eine schlimme Tat, die an ihrer Grossmutter verübt wurde, zu rächen. Mit viel Einsatz, Geduld und Witz denkt er sich eine Geschichte aus, wie er ihr helfen könnte, ihre Essstörungen zu überwinden und wieder zu Kräften zu kommen, sprich: die Batterien aufzuladen. Man könnte also sagen, dieser Film ist eine Liebesgeschichte. Und in der Tat kommen sich die beiden jungen Leute näher, sie küssen sich sogar so lange, bis Youngs Batterien so leer sind, dass sie wieder aufgeladen werden müssen und das Gras unter ihren Raketenstrahl-Füßen von der langen Hitzeeinwirkung völlig verbrannt ist. Und vielleicht ist dieser Film am ehesten so etwas wie eine Liebesgeschichte, in der drei Menschen, die zuerst mehr oder weniger viel mit einander zu tun haben, durch Ihre Verrücktheit, ihre schier grenzenlose Vorstellungskraft und viel Geduld miteinander und der Welt, in der sie sich selbst wahrnehmen.

    Ich sage “so etwas wie”, weil der Film für all jene, die ihn sich zur Gänze anschauen und nicht (so wie viele Journalistinnen und Journalisten während der Pressevorführung) den Saal vorzeitig verlassen und W.O. geben, vermutlich individuell etwas Anderes bedeutet und verschiedene Reaktionen auslöst. Zu unterschiedlich lassen sich die einzelnen Szenen des Filmes deuten oder verstehen. Dabei ist es auch möglich, dass sich hinter dem urplötzlichen Blutbad, dass Young z.B. zweimal in dem Pflegeheim (im Kopf) anrichtet, kein wirklicher Sinn erkennen lässt. Umgekehrt ließe sich hier eine Art Konfliktlösungsritual heraus lösen, mit dem sie ihre Wut, die sich bisher einfach nicht entladen konnte, kanalisieren kann.

    Allen Deutungsversuchen zum Trotz und auch bei allem Wohlwollen diesem doch sehr eigenwilligen Film gegenüber, bleibt der Film eine mehr experimentelle, als publikumsmäßig breitentaugliche oder mit herkömmlichen intellektuellen (und natürlich auch immer: europäischen!) Augen oder Ohren verständliche filmische Erfahrung. Eine Erfahrung, die zweifellos ihresgleichen sucht, aber auch das Fragezeichen in den Raum stellt, ob ihr überhaupt so etwas wie ein Sinn zu entlocken ist.

    Völlig klar hingegen ist die Lage im Hinblick auf die Leistungen der beiden jungen Hauptdarsteller Rain und Su-leong Lim: sie füllen das abgefahrene Drehbuch mit so viel liebenswerter Begeisterung, Natürlichkeit und bewundernswerter mimischer Vielseitigkeit, dass ihnen dafür nichts Anderes als Anerkennung und tosender Beifall gebührt.
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    09.02.2007
    23:58 Uhr