Forum zu Yella

4 Einträge
4 Bewertungen
76.3% Bewertung
  • Bewertung

    A bad cover version

    Die Leistungen von Crew und Cast in allen Ehren, aber die Handlung dieses Films (Geschäftsleute in Hotels, Vertragspoker) ist nicht gerade zwingend. Und ich will mal so sagen: Der Film gefiel mir besser, als ihn sechs Jahre vorher D. L. machte. Da gab es aber auch Suspense, Mystery, Glamour und echte Schauwerte.
    Einem obskuren Schwarz-Weiß-Film von 1962 von H. H. hat „Yella“ auch mehr entlehnt, als ohne Creditgebung redlich ist – nämlich den Angelpunkt des ganzen Films.
    So großartig die ersten zwei Teile mit Julia Hummer („Die innere Sicherheit“ und „Gespenster“) in Christian Petzolds nur thematisch verknüpfter Trilogie waren, so hohl klingt „Yella“ nach.
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    06.02.2015
    19:58 Uhr
  • Bewertung

    Ein genialer Moment

    Es ist nicht nur die grandiose schauspielerische Leistung von Nina Hoss in der Titelrolle oder die von ihrem Gegenüber Philipp (Devid Striesow), die die hohe Qualität dieses Films ausmachen. Das ganze Ensemble ist toll und die Fachsimpeleien der beiden bei den Verhandlungen mit in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen sind so gehalten, dass der Laie noch folgen kann. Hinnerk Schönemann spielt Yellas gewalttätigen Ehemann Ben erschreckend glaubwürdig. Es ist auch nicht die sonderbare Liebesgeschichte zwischen Yella und Philipp, die auf gegenseitigem Respekt vor dem Umgang mit Bilanzen beruht und beide ins Betrügermilieu abrutschen lässt. In dieser kühl kalkulierten Welt sind beide auf der Suche nach menschlicher Wärme und Zuneigung. Fast könnte man meinen ihre Schwindeleien sind Hilferufe Ertrinkender.
    Es ist der kurze Moment am Ende, der den Unfall vom Anfang nochmal aufgreift und weiterentwickelt. Kurz und doch präzise, ohne Worte zeigen Bilder was wirklich passiert war. Und dabei wird deutlich, dass Yellas Ausflug in die Welt der Unternehmendberater nicht vergleichbar ist mit dem täglich grüßenden Murmeltier oder vielleicht nur ein Traum war, sondern eine fiktive Option, die so hätte verlaufen können. So wird alles parabelhaft relativiert und in die Unmöglichkeit transformiert. Was für ein genialer Coup ist Christian Petzold da gelungen.
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    11.02.2014
    10:47 Uhr
  • Bewertung

    Man wird nicht wirklich schlau aus dem Film...

    ...ich zumindest nicht.
    Er ist insgesamt nichts Besonderes in dem Sinn, dass nichts Aufregendes passiert...er plätschert einfach so dahin, bis dann (eigentlich eh ziemlich am Anfang) mal was passiert und auf dessen Unfall ist dann sozusagen die gesamte, restliche Handlung aufgebaut.
    Nina Hoss finde ich gut, wie meistens halt. Sonst hat mich der Film stark an "Das Herz ist ein dunkler Wald" erinnert...in dem eh auch sie die Protagonistin spielt.
    Ich muss Harry Potter recht geben, der Schluss alleine ist wirklich klasse und hätte es auch durchaus verdient, extra bewertet zu werden...aber sonst: Ein netter Film, der eigentlich sehr bedrückend wirkt, also nicht unbedingt angeschaut werden soll, wenn man sich ohnehin schon in einer schlechten Stimmung befindet.
    10.09.2008
    15:11 Uhr
  • Bewertung

    Geistreiches Erzählkino aus Deutschland


    Regisseur Christian Petzold hat mit seinem Film vom Konzept her seine Vorbilder im klassischen Erzählkino einer Schicksalsgeschichte, die um die Sympathie des Publikums wirbt. Yella ist eine sichtbar abgestumpfte und innerlich leer gewordene Frau, der man den Neuanfang durchaus gönnt, gleichzeitig nicht gleich von vorne herein zustimmen kann, dass sie sich so aus dem Staub macht und alles, auch ihren Mann, zurück lassen will. Diesen Vorwurf macht er ihr auch gleich zu Beginn des Filmes und spricht das aus, was man auch als Zuseher denkt. Im weiteren Verlauf der Geschichte ändern sich die Sympathieträger wieder, Ben wird vorgestellt als ein Mann, der seine Frau nicht gehen lassen will, sie verfolgt bis in ihr Hotelzimmer und vor dem sie eine beinahe panische Angst entwickelt. Der Schluss des Films ist als große Überraschung die nochmalige Total-Wende der ganzen Geschichte, wird allerdings, wie auch bei seinen eindeutigen filmischen Vorbildern (ich nenne hier jetzt absichtlich keinen Filmtitel, um nicht zuviel zu verraten) in vielen kleinen Details bereits während des ganzen Filmes angedeutet bzw. legt sich, wenn auch noch nicht im Detail, durch einige scheinbaren logischen Ungereimtheiten, nahe. Und auch wenn eine gewisse Ahnung schon während des Filmes auftaucht, wie die Geschichte enden könnte, ist sie trotzdem offen genug, um das Überraschungsmoment bis zum Ende aufzusparen. Auf dem Weg dorthin gibt es sogar einige sehr humorvolle Szenen, in denen die Verhandlungstaktik bei Firmenübernahmen gehörig aufs Korn genommen wird.

    Nina Hoss spielt an der Seite von Devid Striesow (zur Zeit auch im großen Favoriten “Die Fälscher” als Nazi zu sehen) in einem sehr gut abgestimmten Ensemble und überzeugt in der Rolle der sprachlosen, völlig innerlich leeren Frau, die um den Preis des Neuanfangs alles, aber auch wirklich alles über sich ergehen lässt und auf den ersten Eindruck auch hinsichtlich ihrer Begabungen und Fähigkeiten genauso unterschätzt wird wie möglicherweise der ganze Film. Denn bis zu seinem Ende plätschert der Film eher so dahin und schürt so aber gleichzeitig die Erwartungshaltung, dass da noch was nachkommen muss, die er dann auch erfüllt...

    Mehr sei hier nun wirklich nicht gesagt, außer nur noch dieses: der Film ist ein hervorragendes Beispiel, wie man genau dieses Thema ohne großem Aufwand, ohne billiger Effekthascherei oder Psycho-Gequatsche und dramaturgischer Selbstüberschätzung (wie sie bei einem anderen Film zu einem ähnlichen Thema aus Österreich im letzten Jahr zu finden gewesen waren) erfolgreich und glaubhaft realisiert.

    Gesamturteil: 85 % (davon 20 für den Schluss alleine)
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    14.02.2007
    23:17 Uhr