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84.5% Bewertung
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    Emotionskino

    "Letters from Iwo Jima" ist einer der besten und gleichzeitig traurigsten Kriegsfilme, die ich kenne. Man lernt auch andere Seiten des Krieges kennen. Ich habe es selten erlebt, dass ein Film mit dieser Spielfilmlänge mir so kurz vorkommt. Im Nachhinein bereue ich es, dass ich diesen Film nicht schon viel früher gesehen habe. Die grandiose Storyline wird von großartigen und talentierten Schauspielern begleitet, die durch die Bank einfach überzeugen. So als würde in jedem Dialog unglaubliche Emotion stecken. Man beginnt die Akteure zu mögen und fühlt mit, wenn sie sterben. Das geht mir nicht oft so. Die Atmosphäre des Films wirkt durch die außergewöhnlichen Kameraaufnahmen einfach perfekt. Mit dieser einfachen Technik der Farbgebung wird sehr viel bewirkt. Auch die Musik ist sehr gut an die Szenen angepasst. Mein größter Kritikpunkt ist, dass man nicht auf Anhieb merkt, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Szenen vergeht. Außerdem fehlen mir gewisse Details, um das große Ganz zu verstehen, auch wenn viel Wert auf Background-Storys gelegt wurde.
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    29.01.2016
    12:52 Uhr
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    Von der Sinnlosigkeit des Krieges

    Clint Eastwood hat einen Kriegsfilm gemacht, der das Geschehen im Pazifik aus japanischer Sicht zeigt. Das ist nicht nur ungewöhnlich, es ist ihm auch grandios gelungen. Auf einer kleinen Insel erwartet das Kaiserreich den Angriff der Amis und legt ein Höhlensystem an, ohne den Strand zu befestigen. Die Geschichte stellt zwei Personen aus ganz unterschiedlichen Lagern in den Mittelpunkt: Gefreiter Saigo (Kazunari Ninomiya), im Zivilberuf Bäcker, als Vertreter des einfachen Volkes und Generalleutnant Kuribayashi (Ken Watanabe) vertritt als Offizier die Elite des Landes. In geschickt eingelegten Retros wird die Vergangenheit aufbereitet. Hier werden besonders die menschlichen, tragischen Facetten erwähnt. Dazu gehört Saigos Einberufung ebenso wie die Vorschichte eines von der Polizeischule gefeuerten und jetzt von den Kameraden als Spion Verdächtigeren.
    Vor allem die moralische Kraft der Japaner beeindruckt. Da fallen Sätze wie ‘Flucht ist ein Ausweg für Feiglinge‘ oder ein Offizier fragt ‘Bitte mit meinen Männern sterben zu dürfen‘. Es gibt natürlich auch Harakiri, Kamikaze, aber auch Drückeberger. Und ganz persönliche Gespräche zwischen einem verwundeten Gefangenen Ami und einem Japaner. So werden Gemeinsamkeiten deutlich und der Krieg erscheint noch sinnloser. Das Erkennen von Vorurteilen räumt mit den eingedrillten Klischees auf.
    Der dramaturgische Aufbau ist besonders gelungen. Am Ende überstürzen sich die Ereignisse und Saigo und Kuribayashi treffen sich noch einmal. Der General hatte Saigo zweimal das Leben gerettet, jetzt erweist der ihm die letzte Ehre.
    Großartiges Kino mit emotionalem Tiefgang. Realistisch, grausam aber auch feinfühlig.
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    28.01.2016
    13:15 Uhr
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    Flags of Iwo Jima

    Heute habe ich mir auch die japanische Sicht von Clint Eastwoods Blick auf einen Teil des 2. Weltkrieges angeschaut und halte fest, dass es zum Thema KRIEG so viele Beiträge wie schwarze Sandkörner am Strand von Iwo Jima gibt, aber dieser Beitrag besonders gelungen ist, weil es um mehr geht, als nur um Menschen, die sich bekriegen, es geht um Menschen, die "ihre (sinnlose) Pflicht" erfüllen müssen!

    Ziehe meinen Hut vor Eastwood, der mit unheimlich viel Gefühl und Sensibilität den Wahnsinn des Krieges und der Menschen dahinter in 2 Filmen ein Gesicht verleiht und die Mechanismen dahinter erklärt.

    Für mich ist die bewegendste Szene, die, wo ein amerikanischer Soldat gefangen wird und zum Abschuss bereit steht, als der Vorgesetzte fragt, ob man denn auch so von der Seite gerne behandelt werden würde? Kurz später liest er den Brief der Mutter des Soldaten vor und übersetzt es gleichzeitig ins Japanische ... Es ist gerade ein Mensch gestorben, der so wie Du und ich ist und nie mehr nach Hause zurückkehrt!

    Bild, Ton, Drehbuch und Regie sind ausgezeichnet, jedoch besonders hervorzuheben gilt es das gesamte japanische Schauspielensemble, das sensationell spielt! Den Film in japanisch zu zeigen, finde ich grossartig!
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    11.03.2007
    18:40 Uhr
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    Schöner Weltkrieg

    Schön in zweierlei Hinsicht: Der Film ist gelungen, keine Frage. Berührend, manchmal fast poetisch, tolle Filmmusik. Schön aber auch dahingehend, dass das Grauen des Krieges nicht immer in seiner ganzen Grauenhaftigkeit gezeigt wird, wenn etwa japanische Fußsoldaten schön brav die Augen schließen beim Sterben, weil's so einfach ästhetischer wirkt und man allzu reale Kriegseindrücke dem durchschnittlichen Zuschauer vielleicht nicht zumuten wollte. Unterm Strich aber sehr atmosphärisch und beeindruckend.
    26.02.2007
    10:26 Uhr
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      augen zu

      ich weiß nicht was _eastwood_ sich dabei gedacht hat - ich musste bei deiner anmerkung an eine szene aus "merry christmas, mr. lawrence" denken:

      david bowie steht vor einem japanischen erschießungskommando und lehnt es ab seine augen wie üblich mit einer binde verschließen zu lassen. die antwort des japanischen kommandanten: die binde sei nicht für ihn - sondern für die japanischen soldaten, damit die nicht in die brechenden augen eines sterbenden sehen müssen.

      ein gesichtspunkt (den im übrigen alle armeen beherzigen): das töten für die soldaten möglichst konfliktfrei zu gestalten. oder in diesem (japanischen) fall: den eigenen tod für die überlebenden kameraden erträglich zu machen.
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      07.11.2010
      20:38 Uhr
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    Der selbe Felsen, von der anderen Seite betrachtet


    Wie schon in “Flags Of Our Fathers” geht es in Clint Eastwoods neuestem Film um die gleiche Schlacht im Zweiten Weltkrieg rund um die kleine Insel im Pazifik. Amerikaner und Japaner kämpfen um den kleinen Felsen mitten im Meer, der eher eine symbolische als eine strategische Bedeutung hat. In einem ungewöhnlichen Ansatz nähert sich Clint Eastwood dem Thema von beiden Seiten des Schlachtfeldes, nicht nur in der für ihn als Amerikaner vorhersehbaren US-Perspektive, sondern auch aus der Sicht der Japaner. Damit nicht genug, hat er seinen Film auch gleich auf Japanisch gedreht, eine besondere Herausforderung an ihn als Regisseur, aber auch an das internationale Publikum, das den Film in einer lediglich untertitelten Fassung präsentiert bekommt.

    Und wenn es auch auf den ersten Blick ein zweiter Film über das gleiche Thema ist, so werden die Unterschiede zwischen den beiden Filmen sehr schnell klar: “Flags” erzählt die Geschichte der Amerikaner in Rückblenden and die traumatisierenden Erlebnisse am Schlachtfeld, “Iwo” bleibt von Anfang an auf der Insel und erzählt die Chronologie einer für die Japaner militärstrategisch wohl von Anfang an aussichtslosen Schlacht. In nur wenigen Rückblenden, wenn sich die Figuren an einzelne Momente ihres Lebens zurück erinnern, wechselt der Schauplatz nachhause, zu ihren Familien oder sogar nach Amerika, wenn General Kuribayashi an seine Zeit in den USA zurück denkt, wo er unter den Amerikanern viele Freunde gewonnen hatte und fasziniert die vielen Autos bewunderte, die dort auf den Straßen unterwegs waren. Vom Konzept her stehen sich die beiden Filme also in ihrer Blickrichtung zugewandt gegenüber, sie blicken einander quasi über die Schulter. Wie in “Flags” ist der Aufbau des Drehbuchs aber dennoch ähnlich: ziemlich bald sind die Identifikationsfiguren präsentiert, die Guten, wie die weniger Guten. Und das Publikum wird in die Kampfeshandlungen hinein geworfen, wie ein Soldat, der soeben aus dem Landeboot gesprungen oder aus seinem Versteck hinaus gerobbt ist. Bald wird jedoch die Ausweglosigkeit der Lage immer deutlicher und einige der Offiziere entscheiden sich aus Überzeugung für einen Tod in Ehre für den Kaiser durch Selbstmord als für das unehrenhafte Dasein eines Gefangenen. Dieses Thema der Ehre und des Bereitseins, für sie zu sterben und sich selbst in die Luft zu sprengen, prägt den Film und schafft eine der Hauptvergleichsflächen zu den Amerikanern. Gerade aber dieser Vergleich mit den US-Militärs lässt insgesamt den Eindruck erwecken, als wären die Amerikaner die menschlichereren Soldaten und der japanische General wäre deshalb der vernünftigerere Offizier, weil er lange Zeit in den USA als Diplomat verbracht und diese Zeit dort auf seine Art des Denkens einen positiven Einfluss ausgeübt hätte. In einer Szene in der Mitte des Filmes versucht Eastwood diesen Eindruck zwar zu relativieren, als zwei US-Soldaten zwei Deserteure, die Ihnen zur Bewachung übergeben wurden, kurzerhand erschießen, weil sie keine Lust haben, auf die beiden aufzupassen, eine wirklich überzeugend neutrale Haltung einzunehmen gelingt ihm aber doch nicht ganz. “Iwo” bleibt ein Film eines Amerikaners über die japanische Sicht des Krieges, auch wenn er sich noch so bemüht, neutral zu bleiben. Das kann man dem Film zum Vorwurf machen, oder auch nicht. Der etwas unausgewogene Beigeschmack, hinter der japanischen Auffassung von Ehre und Treue bis in den Tod liege nur eine fanatische Einstellung, lässt sich aber nicht ganz von der Hand weisen.

    Handwerklich bietet der Film wie auch schon “Flags” oder “Million Dollar Baby” routinierte Arbeit, an der es nichts auszusetzen gibt. Auch hier hat sich Eastwood für die Farbreduktion entschieden, was für ihn, wie er mir bei der Pressekonferenz auf meine Frage hin erklärt, damit zu tun hat, dass er sich einen Film über den Zweiten Weltkrieg in Technicolor einfach nicht vorstellen könne. Außerdem wollte er bei “Flags” einen optischen Unterschied zwischen den Szenen im Krieg und dem Leben zurück in der Heimat darstellen und dieses Verfahren wurde auch hier, wenn auch im Detail mit anderen Mitteln, eingesetzt, weil er die Farbtöne der Insel auch im Film besonders betonen und die Kontraste zwischen Schwarz und Weiß hervor heben wollte.

    Zusammen gefasst hinterlässt “Letters From Iwo Jima” einen nachdenklichen, zwischendurch sehr bewegenden, aber niemals kitschigen oder theatralischen und dabei stets sehr überzeugend gespielten Eindruck. Er zeigt die Japaner als das, was sie mit den Amerikanern auf der anderen Seite der Front gemeinsam haben: als Menschen, die den Wunsch haben, wieder heil nachhause zu kommen. Und bei aller Rücksicht auf die ideologischen Unterschiede zwischen diesen beiden Kulturen schlägt er sich bei aller Mühe um Neutralität letzten Endes doch auf die Seite der Amerikaner. Eastwood hat auf jeden Fall sehr gute Arbeit geleistet und einen sehr hochwertigen Film gedreht, seine bisher beste Arbeit bleibt aber trotzdem “Million Dollar Baby”, wenn nicht gar “Mystic River”.

    Es bleibt zu hoffen, dass er doch noch weiter macht am Regiesessel, es gibt noch vieles, bei dem er, wie er heute gesagt hat, etwas dazu lernen kann. Und so lange er das bei einem Film kann, hört er noch nicht auf. Go on, Clint!
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    11.02.2007
    23:14 Uhr