„Quills“ ist absolut kein erfreulicher Film, wie sich höchst beklemmend bereits gleich zu Beginn herausstellt – vielmehr tun sich immer wieder menschliche Abgründe auf, die alle Charaktere zutiefst menschlich und niemals nur liebens- oder verachtenswert erscheinen lassen. Philip Kaufman verarbeitet ein außerordentlich gutes Drehbuch, das sich im Vergleich zu vielen anderen (amerikanischen) über vergangene Zeiten in Europa nicht mit Langeweile oder gar dekorativem Herumgeschwafel aufhält. Die Geschichte wirft einen düsteren Blick auf den berühmt-berüchtigten Marquis De Sade bzw. dessen Aufenthalt in einer Irrenanstalt und die Menschen, mit denen er dort in Kontakt kommt. Selten waren sowohl Regie, Drehbuch als auch sämtliche Darsteller so großartig in ihrem Einzel- und Zusammenspiel: Geoffrey Rush als beängstigend genialer De Sade liefert hier die beste Leistung seiner bisherigen Karriere und erhielt nicht umsonst eine Oscar-Nominierung, Joaquin Phoenix spielt so berührend wie kaum zuvor, Kate Winslet beweist wieder einmal, dass ein gutes Drehbuch ihrer mehr als würdig ist und Michael Caine spielt gewohnt routiniert. Die Handlung selbst ist so dicht an passender Atmosphäre, Details, grandios entwickelten Charakteren, satirischen Einwürfen und angemessenen Übertreibungen, dass man in der relativ kurzen Spielzeit niemals das Gefühl hat, „Quills“ wäre überladen.
