Weshalb es dieser Film nie in unsere Kinos geschafft hat, dürfte eines jener ungelösten Rätsel der „X-Files“-Abteilung bleiben – sehenswert ist „Ned Kelly“ vor allem aufgrund der darstellerischen Leistungen nämlich auf alle Fälle! Im Besonderen lebt die Geschichte von Heath Ledgers mittlerweile bekannten Wandlungskünsten, die ihm auch die überzeugende Rolle des Anti-Held ermöglichen, sowie von Geoffrey Rush, der das großteils recht junge Ensemble wie üblich angenehm abrundet. Einzig Orlando Bloom dürfte während den Dreharbeiten unter dem „weg von Legolas“-Zwang gestanden haben, da seine Darstellung mitunter recht verkrampft wirkt – sein Glück ist, dass er trotzdem eine recht amüsante Szene hat, um seine Spielerei aufzulockern.
Basierend auf Robert Drews „Our Sunshine“ muss man allerdings eines festhalten: Die Handlung ist stark fiktiv, wurde romantisiert und strotzt daher nur so vor Historienfehlern. Ned Kelly wird darin mitunter dermaßen übertrieben als Ikone der Australier gefeiert, dass man das Gefühl hat, er wäre ein ehrenhafter Nationalheld. Weshalb er es in seiner Heimat zu solch zweifelhaftem Kultstatus gebracht hat, ist angesichts der Tatsache, dass er ein Bankräuber, Mörder und Entführer war und Australien im Grunde nur Schaden brachte, mehr als seltsam und unangebracht. Jack the Ripper hat man schließlich auch nicht zum Nationalhelden von England ernannt...