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90% Bewertung
  • 19.04.2025
    14:14 Uhr
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    Tragische Liebesgeschichten in und nach Zeiten des Eisernen Vorhangs

    Exklusiv für Uncut
    Perla lautet der Name der Hauptfigur dieses Spielfilms, verkörpert von der berühmten slowakischen Schauspielerin Rebeka Polàkovà. Was für ein historisch bedeutsames Meisterinnen-Werk! Die Geschichte beginnt im Wien 1981. Perla, eine Dissidentin aus der Tschechoslowakei, ist Malerin. Sie malt für Josefs Geburtstag ein Bild, und lernt ihn im Trubel seiner Feiergäste kennen: sofort springt der Funke zwischen den beiden über. Simon Schwarz als Josef, authentisch mit Schnauzer im 80-Jahre-Styling, verlässt schon am nächsten Tag seine Freundin; selbsterklärend die Einstellung, in der sie mit Tränen in den Augen zu sehen ist.

    Perla ist Alleinerzieherin und hat eine Tochter namens Julia, die ein großes Talent im Klavierspielen ist und mit der sie in einer exklusiven Dyade dargestellt wird.

    Josef will wissen, wer Julias Vater ist, doch Perla weist seine Nachfrage ab und stellt klar, dass sie nicht darüber sprechen will. Es ist lange unklar, was in der Vergangenheit passiert ist, bis zu der Fluchtszene, bei der die schwangere Perla im Dunkeln des Waldes von den Grenzsoldaten vergewaltigt wird.

    Doch zurück zur Chronologie der Geschichte: Andrej, Julias Vater, der aus dem Gefängnis entlassen wurde, ruft immer wieder bei Perla an. Erst als er erzählt, dass er Krebs hat, ist Perla bereit ihn zu treffen und lässt sich von Andrej überreden, dass sie ihn in der CSSR besuchen: mit Josefs Auto fahren sie über die tschechoslowakische Grenze, zu einem Treffen in einem Hotel. Perlas Verhalten wird ab diesem Zeitpunkt in ihrem Herkunftsland immer absonderlicher, von Fressattacken bis hin zu dem Zurückbleiben in Katowice, um die Asche ihrer Eltern zu holen, während Josef mit ihrer weinenden Tochter zurückfährt, die zurück zur Schule muss.

    Perlas Liebe zu zwei Männern

    Perla bleibt im Dorf von Andrej und verbringt eine Nacht mit ihm. Nach emotionalen Wortgefechten will sie abreisen und wird im Zuge eines hässlichen tschechoslowakischen Brauchs, den Andrej veranlasst von den heimischen Männern durch den Fluss gejagt bis Andrej das ganze stoppt. Als sie nass ins Hotel zurückkehrt, kommt es zu einer bösen, aber vorhersehbare Überraschung/Wendung des Films.

    Die Ästhetik der Drehorte wie die Natur, der Fluss, als auch das 80er-Jahre-Mobiliar, etliche Spiegeleffekte und ein verschwungenes 19.Jhdt-Stiegenhaus sind großartig eingefangen und erzeugen besondere Stimmungen. Der Soundtrack des Films ist herausragend und verstärkt die Dramatik zu einem großen Anteil mit.

    Interessant ist auch der Entwurf der von Perla eingenommenen Mutter-Rolle, die nicht dem herkömmlichen überstrapazierten Ideal entspricht. Ein Spagat zwischen Selbstverwirklichung und der glaubwürdigen Mutterliebe.

    Das präzise platzierte und cineastisch ästhetische Ende geht direkt ins Herz insbesondere in den letzten Sequenzen! Eine allergrößte Empfehlung für diesen Film. Nach seiner Premiere beim International Film Festival Rotterdam läuft der Film jetzt im Wettbewerb der Diagonale. Etliche Preise und Auszeichnungen scheinen ihm berechtigterweise sicher zu sein.
    24.03.2025
    23:01 Uhr