Naja, wie muss man sich fühlen, wenn sein ganzes Leben sich plötzlich als reine Inszenierung heraus stellt und man dahinter kommt, dass 24 Stunden am Tag Dutzende Fernsehkameras auf einen gerichtet sind, die jeden Schritt verfolgen?
Peter Weir ist bekannt als ein Regisseur, der unkonventionelle Themen anpackt, bei denen Gesellschaftskritik nicht zu kurz kommt: autoritäre Erziehungsstile und deren mitunter fatale Folgen (Club der toten Dichter), Ehen, die nur zum Zweck einer Aufenthaltsgenehmigung geschlossen werden ("Green Card") oder auch das alte Thema vom übergeschnappten, größenwahnsinnigen Kapitän auf Hoher See ("Master And Commander"). In "The Truman Show" kritisiert Weir die Mechanismen einer nach Realität süchtig gewordenen Mediengesellschaft, die damit gleichzeitig der eigenen Realität entfliehen will. Auf der einen Seite wird die Forderung nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung immer lauter, auf der anderen Seite gibt es von Tag zu Tag immer mehr Überwachungskameras. Die Grenze zwischen TV-Inszenierung und der Show unseres täglichen Alltags verschwimmt. Berühmt ist die Szene, in der Truman am scheinbaren Horizont seiner Welt angekommen ist, der nur ein gemalter Hintergrund-Himmel aus Pappmasche ist, aus dem Boot steigt, eine Tür im Himmel öffnet und somit seine eigene Existenz von einem Moment zum anderen in die Wirklichkeit dahinter überschreitet. Es ist eine Welt, die er bisher nicht einmal erahnen konnte... Sehenswert!