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    Mach kein Theater

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2025
    Richard III. im modernen Berlin? Klingt nach einer mutigen Idee. Und mehr ist der neue Film von Burhan Qurbani auch leider nicht.

    Rashida (Kenda Hmeidan) ist die jüngste Schwester des Clanleaders der Yorks. Als Anwältin vertritt sie ihre Familie bei Gerichtsverhandlungen und nach ihrem letzten Erfolg kommt es zu einem Eklat. Ein Mord an den verfeindeten Lancasters beendet vorerst den lange andauernden Bandenstreit. Doch das entstandene Machtvakuum birgt Potential für weitere Kämpfe. Rashida, die als Frau im Clan keine Rechte besitzt, möchte die Gunst der Stunde nutzen und beginnt irgendwann selbst zu intrigieren, um ihre Position zu verbessern. Und dabei schreckt sie nicht einmal vor Mord zurück…

    Das größte Problem ist, dass die Idee nie voll durchgezogen wird. Zwischen eine Übersetzung von Shakespeares Originaltext schummelt sich immer wieder zeitgenössischer Dialog inklusive mehreren Vulgärausdrücken. Das führte bei mir manchmal leider zu unfreiwilliger Komik. Dass auch die Originalnamen behalten wurden, die man aber auf arabische Figuren draufklatscht, fühlt sich dann auch nur seltsam an. Der Berlin-Bezug entfällt sowieso bis auf wenige namentliche Erwähnungen. Die immer abstrakter werdenden, aber zumindest nett gestalteten Sets werden irgendwann komplett austauschbar und damit ist die eigentliche Idee des Films dahin. Generell ist der Sinn einer Adaption, die derart wenig mit dem Medium Film macht in Frage zu stellen. Ein Besuch einer Theaterproduktion von „Richard III.“ würde sich vermutlich eher anbieten. Denn da gäbe es in den erschlagenden 2 1/2 Stunden vermutlich zumindest eine Pause.

    Wenn immer Theaterstoff hergenommen wird, erhalten ja zumindest die Akteure eine Chance zu glänzen. Durch die Bank überzeugt der Film mit außergewöhnlichen schauspielerischen Darbietungen. Allen die Show stiehlt trotzdem Kenda Hmeidan als Rashida die besonders im Zusammenspiel mit deren Schwägerin richtig aufgeht, nicht weniger eindrucksvoll verkörpert von einer großartigen Verena Altenberger.

    Der Geschlechterwechsel mancher Figuren, vor allem der von Richard zu Rashida, ist definitiv gelungen. Ob eine Geschichte über Mord und Drogenhandel etwas zum feministischen Kampf beitragen kann ist trotzdem fragwürdig. In diesem Sinne ist es aber wiederum mutig heutzutage Frauenfiguren (und noch dazu Immigranten) mal derart verdorben darzustellen.
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    22.02.2025
    17:06 Uhr