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    Schnecken als Trauerbewältigung

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Schon mit seinem ersten Langfilm, dem 2009 am Sundance uraufgeführten Stop-Motion-Film „Mary & Max“, hat sich Regisseur und Animator Adam Elliot als unvergleichliches Talent im Animationsgenre hervorgetan, für seinen Kurzfilm „Harvie Krumpet“ wurde er bereits 2003 in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ mit einen Oscar ausgezeichnet. In seinem neuen Film „Memoir of a Snail“, der über einen Zeitraum von mehr als acht Jahren entwickelt wurde, verbindet der Filmemacher erneut Melancholie mit schrägem Humor. Als internationale Synchronsprecher:innen konnten unter anderem Sarah Snook (Succession), Kodi Smit-McPhee (Elvis, Power of the Dog) und Eric Bana (Hulk, Black Hawk Down) gewonnen werden. Der Film wurde dieses Jahr im Rahmen des Festival d’Animation Annecy, das weltweit als wichtigstes Festival für animierten Film gilt, als Bester Langfilm ausgezeichnet.

    Der Knetanimationsfilm folgt dem tragischen Schicksal der beiden Zwillinge Grace und Gilbert in den 1970ern, die nach dem Tod ihres Vaters Vollwaisen sind und in verschiedene Familien jeweils ans andere Ende Australiens gesteckt werden. Voller Trauer und Sehnsucht nach ihrem letzten verbliebenen Familienmitglied, beginnt Grace sich in ihrer immer größer werdenden Schneckensammlung zu verlieren. Gilbert hingegen, der von einer Familie religiöser Fanatiker:innen adoptiert wurde, versinkt mehr und mehr in Depressionen und Wut über seine ausweglose Situation. Grace und Gilbert versprechen sich mittels Briefkorrespondenz so schnell wie möglich wieder zueinander zu finden, nichts ahnend wie viele Stolpersteine ihnen dabei in den Weg gelegt werden.

    Dass das Projekt fast ein Jahrzehnt an Produktionszeit gebraucht hat, lässt sich relativ leicht mit dem Umstand erklären, dass „Memoir of a Snail“ (in Gegensatz zu anderen Stop-Motion-Filmen, bei denen häufig mit digitalen Effekten nachgeholfen wird) zu hundert Prozent von Hand gemacht wurde. Der aufwendige Schaffensprozess hat sich hierbei in jedem Fall gelohnt, Elliot bedient sich seinem bereits in „Mary & Max“ etablierten Stil und schafft eine homogene, dreidimensionale Welt voller schrulliger Charaktere, die trotz ihrer beinahe kruden Gestaltung, Wärme und Sympathie ausstrahlen.

    Obwohl der Film thematisch sehr bedrückende Themen wie Depressionen, Einsamkeit, Homophobie und Tod erörtert, sind es die vielen humoristischen Momente im Werk, die „Memoir of a Snail“ seine Einzigartigkeit geben und ebenso herzerwärmend wie herzzerreißend machen. Selbst wenn einem das Leben nicht so hart bestraft hat, wie Protagonistin Grace, fällt es Zuseher:innen leicht sich auf emotionaler Ebene in ihre Situation hineinzuversetzen, ihre scheinbare Ohnmacht sich aus ihrem selbst geschaffenen Käfig befreien zu können, ist ein zutiefst menschliches Problem. Schlussendlich ist eine der Kernaussagen des Films, dass es nie zu spät ist, sich seinen Problemen zu stellen und neu anzufangen.

    Ein Film zum Lachen, Weinen und Hoffen!
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    04.10.2024
    17:04 Uhr