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78.3% Bewertung
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    Geheiligt werde das Testimonial

    Kam eigentlich nur mir der Umgang mit der Person Michael Jordan in diesem Film höchst irritierend vor, oder ging es Euch vielleicht genauso? Wie Ben Affleck tunlichst versucht hat, den wohl besten Basketballspieler aller Zeiten zu anonymisieren, ist nichts, was so nebenbei geschieht. Ganz deutlich und sichtlich bemüht wird Jordan in der Schlüsselszene rund um das erste Treffen mit ihm und den Verantwortlichen bei Nike aus dem Bild gedrängt, bevor jener Schauspieler, der die Sportikone verkörpert hat, berzweifelt versucht hat, sein Gesicht von der Kamera abzuwenden, um das leidlich interessante Interieur des Konferenzraumes zu begutachten. Ich kenne solche Maßnahmen eigentlich nur aus einer ganzen Reihe älterer Historienfilme, deren Timeline sich mit derer von Jesus kreuzen. Da ließ man das Konterfei des Heilands außen vor, um religiöse Befindlichkeiten nicht zu kompromittieren. Mittlerweile hat dieser ein Gesicht – Michael Jordan indes nicht. Woran kann das liegen? Und wie sehr hatte der Star wohl Mitspracherecht bei diesem Film, der sich doch nur von Anfang bis Ende um ihn dreht? Hat er auch hier Prozente am Umsatz eingefordert? Wollte er nicht, dass man ihn durch eine andere Person interpretiert? Oder ging es eher darum, den Fokus auf Jordans Eltern durch nichts anderes, schon gar nicht durch den Sohnemann selbst, abzulenken, der wiederum außer einem „Hallo“ keinerlei Worte von sich gibt, geschweige denn sich dazu äußert, wie es wohl wäre, mit Nike zu kooperieren. Das kann nicht so gewesen sein – oder doch?

    Dieser Aspekt des Films Air – Der große Wurf ist seltsam. Doch zum Glück haben wir auf der anderen Seite einen Matt Damon, der wieder mal zeigt, was in ihm steckt – unter anderem auch ein waschbärbäuchiger Talentscout mit Sinn für Marketing und dem Mut, Regeln zu brechen. Denn nur so lässt sich Pioniergeist umsetzen. Damon ist Sonny Vaccaro, der gemeinsam mit Marketingleiter Rob Strasser darüber nachgrübelt, wie man den Marktanteil Nikes von 17% im Verkaufsranking von Sportschuhen erhöhen und wie man Nike aus der Nische für ungeliebte Wirtschafts-Mauerblümchen hervorholen könnte. Da helfen kleine B-, C- oder D-Sportler – sondern nur einer, der bereits 1984 als Korb-Wunder galt: Michael Jordan, damals blutjunge achtzehn Jahre alt und vielversprechend. Leider mischen beim Rummel ums beste Angebot auch adidas und Converse mit, die deutlich bessere Chancen haben, den Zuschlag zu erhalten. Doch sie haben die Rechnung ohne Sonny Vaccaro gemacht, der so dreist genug ist, Jordans Agenten zu umgehen und direkt bei den Eltern des NBA-Talents aufzuschlagen. Das ist der Anfang eines Marketing-Märchens als True Story.

    Und auch obwohl ich mit Basketball überhaupt nichts am Hut habe außer schmähliche Erinnerungen im Schulturnsaal, mich Markenware überhaupt nicht triggert und Schuhe so lange langweilig sind, bis man sie trägt, war die Exklusiv-Premiere auf amazon prime trotzdem Grund genug, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Vielleicht auch deswegen, weil Tetris, der letzte Behind the Scenes-Wirtschaftsfilm, alle Stückchen spielen hat lassen. Könnte das mit Air – Der große Wurf nicht auch so gelungen sein? Nicht ganz so gut, aber eigentlich: ja.

    Ben Afflecks Markengeschichte ist kein Fachchinesisch für Interessensgruppen mit Vorabwissen (naja, vielleicht anfangs, wenn es um all die anderen Basketballer dieser Welt geht), sondern eine launige Dornröschen-Variation darüber, wie man Testimonials und wandelnde Werbeträger wachküsst, ohne sie auszuverkaufen. Allein schon aufgrund von Matt Damons kauzigem Spiel macht der Film Spaß. Affleck selbst, Justin Bateman und Chris Tucker beleben den Film aber ebenso – und nichts davon atmet den Turnsaal-Mief eines ungelüfteten Papierkram-Faktenchecks.


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    14.05.2023
    11:43 Uhr
  • Die wahren Helden?

    Schon ein bisschen vermessen sich nur auf die Anzugträger hinter dem Schuh Deal zu konzentrieren und Michael Jordan selbst nur am Rande zu erwähnen (vielleicht liegt aber auch irgendein Rechte Problem dahinter).
    Die Story ziehen sie nämlich konsequent durch, und funktioniert irgendwie, wenn auch voller Klischees.
    Für fast zwei Stunden Laufzeit passiert eigentlich sehr wenig und trotzdem vergehen die wie im Flug.
    Schauspielerisch solide, aber nicht mal Viola Davis sticht wirklich heraus.

    70%
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    04.04.2023
    22:43 Uhr