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55% Bewertung
  • Bewertung

    Blutige Angelegenheiten in der Familientradition

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Mit „Perpetrator“ legt Jennifer Reeder ihren sechsten Langspielfilm an den Tag. Den Posten der Regie und des Drehbuchs einnehmend, drückt sie dem Film ihren typischen Stempel auf: Simpler Horror und Teenies. Laut eigenen Angaben im sympathischen Q&A-Gespräch nach dem Screening wollte sie einen Film über die Shapeshifter-Kreatur drehen. Raus kam „Perpetrator“.

    Um ihren 18. Geburtstag zieht die Protagonistin Jonny zu ihrer Tante, weil sich ihr Körper mit der Volljährigkeit zu verändern scheint – dabei handelt es sich um ein Familienerbe, Forevering genannt. Parallel dazu werden zahlreiche Schülerinnen ihrer neu gewechselten Schule vermisst. „Perpetrator“ nimmt sich also dessen war, wie Jonny ihre familiäre Abnormalität zur Rettung der Mädchen einsetzen kann.

    Was einem nach der Sichtung des Films im Kopf bleibt, ist der Übereifer, wenn es um den exzessiven Einsatz von Blut geht. Und das rote Spektrum reicht vom Nasenbluten, über Regelblutungen bis hin zu massiven Blutfontänen und das Eintauchen in Blutbecken. Bezüglich des Blutes wird auf praktische Effekte gesetzt und die können sich auch sehen lassen. Der Film beinhaltet dabei überraschend viele blutige Löcher und blutende Körperöffnungen – gefühlt in jeder zweiten Szene! Als Splatter funktioniert das aber.

    Abgesehen vom Blut mangelt es „Perpetrator“ aber an anderen Stellen. Originalität kann man kaum auffinden, weil das Werk bewusst auf andere Horror-Klassiker und Running Gags der Filmgeschichte aufbaut. Ebenfalls fehlt Reeder eine Stilsicherheit. Es gibt so einige Szenen im Film, die zwar lustig sind, aber primär deswegen, weil sie uns dämlich erscheinen. Stellenweise macht der Film dann auch augenzwinkernd Spaß, allerdings befindet er sich gerade so an der Schwelle, sodass man ihn nicht vollends als Trash oder Camp genießen kann. Das Schauspiel zum Beispiel ist zwar platt und übertrieben, aber nicht so übertrieben drüber, als dass es wirklich campy-unterhaltsam wäre – bezüglich Schauspiel geht zwar Alicia Silverstone in die richtige Richtung, aber Hauptdarstellerin Kiah McKirnan weiß nicht wirklich etwas mit ihrer Rolle anzufangen und scheint überfordert. Demnach würde es dem Film guttun, wenn er sich auf einen Stil festlegen hätte können. So wirkt er jedoch wie ein nicht ganz reifer Studentenfilm.

    Visuell hat „Perpetrator“ mit seinen Effekten so manches zu bieten, aber gleichzeitig sind Kameraführung und Lichtsetzung für den Rest des Films kaum erwähnenswert. Der Kaleidoskop-Effekt wird zwar interessant eingesetzt, allerdings kaum ausgereizt. Und für so manch andere Dopplung kommen dann Effekte zum Einsatz, die eher an Snapchat-Filter erinnern als an ernstzunehmendes Kino.

    Die Dialoge fallen ebenfalls unzureichend aus. Auch das Drehbuch scheitert daran, die beiden Parallelhandlungen mit einem sehr vorhersehbaren Twist kohärent zu verbinden, wodurch sie sich wie zufällig zusammengeworfen anfühlen.

    Was man aber „Perpetrator“ nicht absprechen kann, sind die Anerkennung und Umsetzung von Diversität im Schulgeschehen und der queere Subtext der Shapeshifter, welcher eigentlich gar nicht mal mehr auf subtextueller Ebene stattfindet, sondern offen zelebriert wird.

    Von daher lässt „Perpetrator“ einen etwas zwiegespalten zurück. Der Film hat definitiv seine Momente und kann für seichte Unterhaltung sorgen, aber er oszilliert irgendwo zwischen gravierendem Horror und übertriebenem Camp, wodurch keine der beiden Ausrichtungen wirklich überzeugend zur Geltung kommt.
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    31.10.2023
    10:25 Uhr
  • Bewertung

    Tinnitus - The movie

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2023
    Der Film baut am Anfang jede Menge interessante Mysterien auf: Was ist mit der Mutter? Warum verschwinden die Mädchen? Was sind das für seltsame Erscheinungen, die sie sieht? Was hat es mit Tante Hildes seltsamen Kuchen auf sich? Er macht dann leider nur den Fehler gegen Ende alle auf einmal aufklären zu wollen. Das kommt zu spät und der Film nimmt dadurch auch ein sehr abruptes Ende, obwohl das Tempo vorher schon nicht besonders hoch war.

    Die ständige monotone Musik im Hintergrund soll vermutlich eine gewisse Atomsphäre erzeugen, mich nervt sie einfach nur.

    Die Dialoge wirken manchmal etwas hölzern, besonders Alicia Silverstone sticht heraus, wobei man sich fragen muss,ob es eher am Drehbuch oder ihrem Spiel liegt.
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    19.02.2023
    09:09 Uhr