Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2023
Liu Jians „Art College 1994“, der zweite Animationsbeitrag im Wettbewerb der 73. Berlinale, wirft viele Fragen auf, tut sich aber schwer sie zu beantworten.
Die Animation ist solide, doch kaum herausstechend, die Synchronsprecher passabel, aber nicht mehr. Wenig Dramaturgie und eine einfache Handlung. An sich also kein Kunstwerk. Oder doch? Das bestimmt ja eigentlich jeder selbst. Seiner eigenen Aussage nach ist er für mich wiederum schon keine Kunst, weil er nicht mein Herz berührt.
Einerseits möchte man ihm vorwerfen, dass er sich doch nicht einbilden kann. durch sein pseudointelligentes Metakommentar vor Kritik gefeit zu sein. Das zahlreiche Namedropping bekannter Musiker oder Filme kann schon als schamloser Versuch aufgefasst werden, an die Nostalgie zu appellieren, oder eben im selben Atemzug als Satire auf die moderne Filmlandschaft. Kein großer Künstler sei auf einer Akademie gewesen, also kritisiert er selbst sein eigenes System; warum ein Studium wichtig ist, wird trotzdem hervorgehoben. Es besteht jede Menge Interpretationsspielraum. Wie bei vielen Kunstwerken.
Fragen über Fragen. Und obwohl wir keine Antworten bekommen so muss der Film doch zumindest irgendwas richtig machen, wenn er zum Denken anregt. Wie soll man ihn also bewerten? Kunst muss ja betrachtet und soll diskutiert werden. Doch wenn ich schon selbst ein „Art College“ besuchen müsste um sie zu verstehen kann das Urteil letztendlich nicht gut ausfallen.
