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    Musikfilm in seiner Idealform

    Es ist kein Dokumentarfilm. Es ist ein Traum, ein Fiebertraum von Bowies Leben, getränkt mit Farben, Bildern, Musik, Sound und Visionen. Brett Morgen selbst kann man als ein Parallele zu Bowie sehen, der die Grenzen seiner Kunstform auslotet und dabei unterhaltsam und tiefgründig ist. Absolut sehenswert und bestenfalls in so groß und laut wie nur möglich.
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    04.12.2022
    11:56 Uhr
  • Bewertung

    Der Mann, der auf die Erde fiel

    Exklusiv für Uncut
    Pop-Revolutionär, Stilikone, Gender-Bender: David Bowie war ein Künstler wie kein anderer. Mit 69 Jahren erlag er 2016 einem Krebsleiden und hinterließ der Nachwelt ein gewaltiges Erbe. Ob nun in der Musik, der Schauspielerei oder gar den malerischen Künsten: der gebürtige Brite galt als ein seltenes Multitalent und zog in jeder der eben genannten Disziplinen mit soghafter, beinahe außerirdischer Präsenz alle Blicke auf sich. Kurzum: Bowie war ein wahres Unikat. Und eben genau einzigartige Jahrtausendkünstler wie er sind es, denen man in filmischer Form kaum gerecht werden kann. Erst vor kurzem hatte man sich unter dem Titel „Stardust“ an den Versuch gewagt, das Leben und den Werdegang Bowies in Form eines Biopics nachzuerzählen. Ein Unterfangen, das allen Anschein nach so kläglich scheiterte, dass die Biografie abseits von vereinzelten Festivals gar einem Massenpublikum vorenthalten wurde.

    Seit zwei Wochen flimmert aber ein Kinoereignis über die globalen Leinwände, das – wie bereits verraten werden darf – dem außergewöhnlichen Schaffen nicht nur vollends gerecht wird, sondern auch der erste Film ist, der auf komplette Unterstützung von Bowies Erben bauen durfte. Regisseur Brett Morgen, der sich nach „Cobain: Montage of a Hack“ erneut einer musikalischen Größe verschrieben hat, wurde Zugriff auf bislang unveröffentlichtes Archivmaterial gewährt. Benannt nach Bowies gleichnamigen Song trägt der dabei entstandene Film den Namen „Moonage Daydream“ - und entpuppt sich als wahres Geschenk für Fans und all jene, die es noch werden wollen.

    Anhand von Videoaufnahmen, Fotografien, Gemälden und persönlichen Objekten unternimmt Regisseur Morgen einen detaillierten Streifzug durch das Lebenswerk des als David Robert Jones geborenen Sängers. So nahe stand man Bowie noch nie, dessen unverkennbare Faszination mit dem Weltraum war noch nie so greifbar. Persönliche Interviews gewähren Einblicke in den Menschen, der sich hinter Ziggy Stardust und all seinen schillernden Bühnenpersonas verbarg. Dieser darf in Form von zusammengeschnippelten Audioclips seinen Film auch selbst mit einer Narration unterstützen – dem sonst in Dokus so dominanten ‚Talking Head‘-Interviewprinzip wird dankenswerterweise Einhalt geboten. Hinsichtlich Struktur und Form könnte der Film kaum weiter entfernt von einer klassischen Dokumentation sein. Rohes Archivmaterial wird von halluzinogenen Bildkreationen durchbrochen, die in Symbiose mit Bowies unsterblichen Songkatalog einen hypnotischen Sog entfalten. Das Ergebnis ist eine rauschhafte Odyssee entlang aller essenziellen Karrierestationen, die an keinen Punkt repetitiv oder fade wird. Ein umfassendes Künstlerporträt, das gleichermaßen experimentell, intim und trotzdem mysteriös daherkommt. Ein immersives Kinoerlebnis, welches das Genie von einem der größten und einflussreichsten Pioniere der Popgeschichte begreift wie kein Film zuvor. Am Himmel wartet unterdessen ein Sternenmann, der mit womöglich gerührtem Blick auf die Erde hinabschaut.
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    27.09.2022
    10:38 Uhr