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    Über die von der Gesellschaft wenig beachtete kindliche Parallelwelt

    "The Innocents" ist eine kleine, unerkannte Perle. Fernab des Mainstream-Kinos ein interessanter, kein grandioser, aber dennoch ein spannender Mystery-Thriller. Ihn ins Horror-Genre zu packen, wird ihm nicht gerecht, da es sich weder um einen Slasher noch um einen klassischen Gruselfilm handelt. Es geht um vier Kinder, die aus verschiedenen Familien stammen und telekinetische sowie telepathische Kräfte entwickeln.

    Insbesondere die sozialen Hintergründe der Kinder sind von besonderem Interesse. Der Film legt den Finger in die gesellschaftliche Wunde der Ignoranz des Nachwuches. Zentrales und wiederholendes Thema ist die Tatsache, dass Kinder zu oft nebenherlaufen, dass ihnen nicht auf Augenhöhe begegnet wird, dass auf sich nicht ausreichend Acht gegeben wird. Nicht alleine, aber die Bildung, egal ob staatlich in Schulen oder privat zu Hause, ist mit der entscheidende Faktor für den Überhang an mentalen Neurosen bis hin zu Depressionen der heutigen Zeit.

    Der Film symbolisiert diesen Umstand mit Bravour. Die Kamera hantiert mit Tiefenunschärfe, um den Fokus der Kinder im zeitlichen Augenblick und im geographischen Umkreis zu verringern. Sie bleibt auf Kopfhöhe der Kinder, die selten gehört werden von ihren Eltern. Auf die Spitze getrieben durch einen Mord von einem Elternteil am eigenen Kind. Auch das Ende stellt dar, wie allein sich Kinder selbst auf Spielplätzen fühlen. Eltern geben ihre Kinder an das Spielzeug ab und hoffen, ihrem Bildungsauftrag damit nachzukommen. Damit schafft "The Innocents" einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um Kindererziehung.

    Insgesamt ein beachtlicher, ruhiger, technisch einwandfreier Beitrag aus Norwegen, der mit einer spannenden Prämisse arbeitet und gesellschaftliche Missstände aufzeigt.

    Spoiler-Alarm!

    Kritikpunkt: Reproduktion von Stereotypen insofern, dass der Antagonist natürlich ein Junge sein muss und die Mädchen fürsorglich aufeinander achten und sich gegen den "wilden, animalischen Mann" auflehnen.
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    19.05.2023
    11:49 Uhr