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    Simply the best

    Auf der riesigen Kinoleinwand die waghalsigen Actionszenen von Tom Cruise zu bewundern, ist wie immer ein Genuss.
    08.06.2025
    19:58 Uhr
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    Wie man eine KI fängt

    Was hat er denn diesmal wieder angestellt, dieser ewig junge Sunnyboy, der bereits mehr als sechzig Lenze zählt? Tom Cruise scheint wie in Edge of Tomorrow tatsächlich in einer Zeitschleife festzustecken, in welcher er jedes Mal einen neuen Mission: Impossible-Film mitgestalten und produzieren muss. Zum Glück übernimmt die Regie Christopher McQuarrie, der das Franchise längst im Blut hat und selbst im Halbschlaf das Go für den Sprint seines Stars quer durch London erschallen lassen kann. Dieser Sonnyboy, der fährt diesmal nicht mit einem Motorrad über die Klippe. Diesmal hängt er an einem Vintage-Doppeldecker fest, während ihm der Fahrtwind die Wangen massiert und das freche längere Haar nach hinten wehen lässt.

    Man sieht auch im Film, dass Tom Cruise unmöglich nur getan hat, als würde er an einem Flugzeug hängen. Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben, und nicht nur einmal hat ihn dieser Stunt so viel abverlangt, dass er vom Set getragen werden musste. Mit dieser minutenlangen Verfolgungsjagd in den Lüften und knapp über dem Gelände eines wilden Südafrikas hechelt und hechtet das Grande Finale der Mission: Impossible-Reihe – und zwar The Final Reckoning – seiner Superlative entgegen, dem Nonplusultra eines schwindelerregenden Stunt-Zirkus, um welchen das ganze narrative Konstrukt des letzten Teils herumgebastelt wurde. Dabei hat McQuarrie, der auch am Drehbuch mitschrieb, nicht vergessen, dass es auch inhaltlich ein „rien ne va plus“ geben muss, einen absoluten Peak, den Achttausender, den Everest aller kniffligen Lagen, aus denen Ethan Hunt und sein Team (stets mit dabei: Ving Rhames und Simon Pegg, zwei Tausendsassa) jemals herauskommen mussten.

    Obwohl die Doppeldecker-Szene die sogenannte Mitternachtseinlage des Films sein soll, gibt der Tauchgang im Polarmeer noch viel mehr her als eine traditionell-analoge Flugshow. Das Kapitel um ein versenktes U-Boot, dessen Inhalt das Schicksal der Welt entscheidet, ist das eigentliche Herzstück, denn weder davor noch danach ist Mission: Impossible – The Final Reckoning jemals besser. Wir haben also das Eiswasser und den Himmel über Afrika, rundherum türmt sich eine haarsträubende Bedrohung wie Gottes Sintflut über allem auf, was auf zwei Beinen läuft. Und was würde sich für diese nicht besser anbieten als eine wahnsinnig gewordene künstliche Intelligenz, die die Menschheit vom Planeten tilgen will, um einen Reboot einzuläuten. Das darf natürlich nicht passieren, und wenn wir uns an Mission: Impossible – Dead Reckoning erinnern, hat dort auch alles angefangen. Erinnern wir uns nicht, erhält der Spaß am Film dadurch kein Defizit. Cruise und McQuarrie haben ihren Schlussakkord so konstruiert, dass es wenig Vorwissen braucht, um einer leider sehr austauschbaren Geschichte zu folgen, die in haarsträubender Überdimensionierung einer Gefahr den James Bond-Eskapaden aus der Ära des Kalten Krieges fast schon das Wasser reichen kann.

    Kann es denn wirklich so weit kommen, dass eine KI den ganzen Cyberspace infiltriert, um alles, was irgendwo in einem Netzwerk hängt, irgendwann selbst zu steuern? James Cameron bekommt angesichts dessen seinen nächsten Albtraum, und Skynet feuchte Augen, wenn es denn welche hätte. In diesem absoluten Bedrohungsszenario, in welchem die USA wieder im Zentrum steht, diesmal aber eine integre Angela Bassett anstelle einer jähzornigen Orange auf besagten Knopf drücken muss, ist Ethan Hunt der Auserwählte, der Weltenretter schlechthin – Tom Cruise eben, der glaubt und hofft, auch das Kino zu retten. Unter dieser bibbernden Last der Verantwortung und mit einem Blick zurück auf sieben vorangegangene Teile, angesichts dieser, wie „Luther“ Ving Rahmes beteuert, niemand etwas bereuen muss, zerstört sich das Pathos eines Agentengottes nach fünf Sekunden leider nicht selbst. Andererseits: Kenner der Reihe sind gewohnt und wissen, was auf sie zukommt. Die gleiche Rezeptur wie sonst auch, zwischen Tarnen, Täuschen, Masken und Munition geht es irgendwann nur noch um einen Wimpernschlag, der alles entscheidet. Ganze Sekunden der Entscheidung sind da fast schon gähnend langweilig.

    Mission: Impossible – Dead Reckoning – das muss man zugeben – ist deutlich raffinierter und knackiger als der Alles-in-einem-Topf-Wurf des Grande Finales, bei dem alles, was noch in den Schubladen geblieben war, mit verarbeitet werden konnte. Eine Schwäche, die nicht nur dieses Franchise spürt. Der siebte Teil musste auch noch nicht der Ambition folgen, alle vorangegangenen Teile in einem Licht dastehen zu lassen, als wären sie nur das Vorspiel des einzigen letzten großen Films gewesen. Ein Kniff, der nicht funktioniert, und bei dem man merkt, dass der rote Faden erst im Nachhinein eingeflochten wurde.

    Doch wie man die Mission: Impossible-Reihe auch dreht und wendet: In solch einem Handwerk analoger Agenten-Action wummert Aufwand, Anstrengung und Ambition. Und die unbändige Lust, etwas zu beweisen. Tom Cruise hat es schon wieder getan, und er wird, was man so liest, nicht müde werden.



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    29.05.2025
    18:12 Uhr
  • Bewertung

    Zum Schluss noch einmal Alles von Allem in Einem

    Als ich mir vor rund 1 Jahr den ersten Teil des finalen "Mission Impossible" Films ansah, war ich positiv überrascht. Anders als der letzte "Indiana Jones" zum Beispiel war es hier gelungen, einem durchaus schon in die Jahre gekommenen Franchise mit einer geschickten Mischung aus Zitaten, Anspielungen und neuen Ideen noch einmal echten Schwung zu verleihen. Die Fortsetzung sah viel versprechend aus, noch dazu mit dem aktuellen Bezug zu Fake News und der zunehmenden Bereitschaft zu Gewalt in Wort und Bildern unserer täglichen Nachrichten.

    Und jetzt das: Ethan Hunts Abenteuer waren immer schon Teil eines Ganzen, jede Geschichte hatte bereits immer mit der anderen zu tun und mündet nun in das eine, unvermeidbare Finale? Nicht nur, dass viele verschiedene Drehbuchautoren und Regisseure in all den mehr als 30 Jahren am Werk waren (darunter auch Brian DePalma, ein Meister seines Fachs) auch der Erzählstil und die Stories waren zwar über Ethan Hunt und seinen Freund Luthor (Ving Rhames, der einzige, der in allen M:I Filmen mitgespielt hat) verbunden, in sich aber trotzdem ziemlich abgeschlossen. Hier hat man sich für das große Finale noch einmal um Bedeutung bemüht, die es nicht gebraucht hätte.

    Diese nämlich zieht den letzten Film der Reihe - trotz all seiner Stärken - phasenweise schon sehr in die Länge. Es ist ja durchaus interessant und auch amüsant, wie sehr sich Tom Cruise in all den Jahren (doch) verändert hat. Die vielen zwischendurch eingeschnittenen Szenen aus den früheren Filmen machen den Film zwischendurch ziemlich anstrengend. Anders als bei anderen Filmreihen, die wirklich aus einem Guss entstanden (z.B. Harry Potter) irritieren die Rückblenden mehr als sie nützen. Bestenfalls taugen sie für eine gewisse Nostalgie, dass man nun in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam mit Ethan Hunt älter geworden ist.

    Gleichzeitig bietet der Film auch diesmal wieder atemberaubende und tatsächlich spektakuläre Actionszenen in der gewohnten M:I-Manier: waghalsig, an internationalen Schauplätzen und immer sehr nahe an der Absurdität - zugleich aber cool anzusehen und richtig spannend. Dass die Grazer Karlau aber kein Frauen-Gefängnis ist, hätte das Film-Team dann doch besser recherchieren können, finde ich.

    So bleibt vom letzten (wirklich=?, aber ich glaube: ja) Film der Kinoreihe ein eingesamt doch gelungener, wenn auch ein wenig mühsam gewordener Eindruck zurück, der sich auch im Gesicht von Tom Cruise langsam aber doch widerzuspiegeln beginnt. Es war eine gute Entscheidung, das Ende zumindest offiziell einzuläuten. Einen Ehrenplatz in der Filmgeschichte neben "Top Gun" und "Geboren am 4. Juli" hat sich Tom Cruise alias Ethan Hunt je bereits längst gesichert.
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    26.05.2025
    11:07 Uhr
  • Bewertung

    Von Authentizität zur Absurdität: Die krachende Implosion des MI-Universums

    Exklusiv für Uncut
    Sie zählt zu den aufregendsten Actionreihen des Blockbuster-Zeitalters. Basierend auf der 60er/70er-Fernsehserie „Kobra, übernehmen Sie“, wälzt die „Mission: Impossible“-Reihe seit 1996 durch die Kinowelt. Entscheidende Vorteile gegenüber anderen Franchises: Wechselnde Regisseure mit individueller Ästhetik, innovatives Storytelling und…Tom Cruise. Vor der Linse steht mit ihm der letzte große Filmstar, dessen riesiges, staub-blutiges Antlitz nicht nur die weltweite Plakatkampagne des neuesten Projekts ziert. Er macht sogar die PR-Arbeit missionarisch selbst: ob auf dem Dach des BFI IMAX Theatre in London, im freien Fall aus Helikoptern oder in Tik-Tok-Interviews. Wir erleben eine gigantische Werbeoffensive – so wie es sich für einen Ultimate-Blockbuster gehört. Cruise lebt und atmet diese für ihn heilige Filmreihe, er verkörpert Ethan Hunt im wahrsten Wortsinn, wenn er todessüchtig die Stunts selbst durchführt. Auch die Themen der MI-Reihe waren häufig den Realnachrichten voraus. Im ersten Teil kollidierte der Agentenprotagonist mit Big-Data und Identitätsdiebstahl, im zweiten rettet er die Welt vor einer Viren-Pandemie und der sechste Streifen endet in Kaschmir, das zuletzt im kriegerischen Austausch zwischen Indien und Pakistan stand. Jetzt ist der (vorläufig) letzte Akt abgedreht: Kann „The Final Reckoning“ die hohen Erwartungen stemmen? Den Ansprüchen genügen - an plötzliche Plot-Twists, reale Stunts und immersive Action? Die 7,5 Minuten Standing Ovations bei den Filmfestspielen von Cannes stimmen zuversichtlich, sind jedoch trügerisch…

    Der Cast versammelt jedenfalls fast alle vertrauten Gesichter. Hayley Atwell als Grace, Ving Rhames als Luther (übrigens neben Cruise als einziger Actor in allen acht Filmen), Simon Pegg als Bengi, Henry Czerny aus dem ersten Film taucht wieder auf, ebenso: Angela Bassett, Vanessa Kirby, Pom Klementieff und Esai Morales als Antagonist Gabriel – eine erstklassige Besetzung, die unter den Dialogen leidet. Ein Problem: „The Final Reckoning“ ist die zweite Hälfte eines Zweiteilers, was einer unnötigen Aufblähung á la „Der Hobbit“ oder „Harry Potter 7.1/7.2“ gleichkommt. Regisseur Christopher McQuarrie, der das serielle Erzählen mit seiner vierten Regiearbeit endgültig ins MI-Franchise holt, rechtfertigte die Zweiteilung mit dem Wunsch, jeder Figur einen eigenen Handlungsbogen zu geben. Ob ein plötzlicher Filmtod dafür ausreicht, ist fraglich. Auch mangelt es an charismatischem Teamwork, Charakterentwicklung oder Menschlichkeit. Die Figur Ethan Hunt ist isoliert, das einst charmante Zusammenspiel aus dem Ensemble fehlt. Emotionale Tiefe? Bestenfalls angedeutet, selten spürbar.

    Ein weiteres Problem: Die MI-Reihe hatte stets einen guten Riecher für Phänomene unserer Zeit – bis jetzt. Jetzt kopiert sie Krypto-Bösewichte, deren futuristische Kuriosität bereits schwache James-Bond-Streifen prägte. Die Entität, ein digitaler Supergegner, ist immer noch da und strebt nach blinder Weltvernichtung. Gemeinsam mit dem ominösen Kreuzschlüssel aus „Dead Reckoning“ bildet sie ein überdimensioniertes MacGuffin, einen inhaltsleeren Gegner, einen charakterloser Kontrahenten. Diese Kritik zeigt sich auch strukturell, schließlich ist die erste Stunde ein chaotisches Durcheinander. Stellenweise wissen weder Crew noch Filmfiguren, worum es geht, wenn immer wieder jemand nach einem neuen „Plan“ fragt oder MCU-Talking Heads mit Erklärungen und Horoskop-Sprüchen um sich werfen. Unterbrochen wird das Ganze durch unzählige, referenzielle Rückblenden, stark bemühte Wiedersehen mit Teil-1-Figuren und Teil-3-Artefakten. Dazu das Wirrwarr aus sprunghaften Ortswechseln, Chaos-Theorie, Kausalität, quasi-religiösen Erleuchtungen und politischen Kammerspielen.

    Mit der zweiten Filmhälfte verschärft sich die Bedrohung des nuklearen Armageddon, nimmt das Drama Fahrt auf. Und mit ihr kommen die ganz großen Settings, die gigantischen Stunts, auf die alle gewartet haben. Ja, dieser Streifen ist ein Plädoyer für das Kino, ein laut Produktionsnotizen „Liebesbrief, der die Grenzen des auf dem Bildschirm Möglichen ausreizt.“ Und das hebt ihn definitiv ab von den meisten Blockbustern heutiger Zeiten. Mit einem geschätzten Budget von 400 Mio. USD ist „The Final Reckoning“ einer der teuersten Filme aller Zeiten, es ist ein extrem kostenintensives Spektakel. Das Gute daran: man sieht das Budget, man sieht die Produktionsaufwände. Im Vergleich zu aktuell teuren Missgriffen wie „The Electric State“ oder „Snow White“ eine positive Nebennotiz. Zwei zentrale Actionsequenzen ragen heraus. Die eine im Fahrwasser bedrückender Unterwasser-Wrack-Dokus, die andere ist ein waghalsiges Flugmanöver an zwei Doppeldeckern. Wir sehen Cruise leiden, atmen, ertrinken, erfrieren – und dennoch geht ihm dieses Mal im Körperkino die Puste aus, wenn eine eintönige, erschlagende Trägheit diese Gigantomanie begleitet. Zur Wahrheit gehört: diese Sequenzen sind phasenweise zäh. Gerade unter Wasser sind Bewegungen langsam. Atemberaubende Schauwerte treffen auf erzählerische Atemnot. Außerdem: Die Schauplätze und Szenarien, so spektakulär sie inszeniert sind, wirken unrealistisch – nicht im Sinne von Überhöhung, sondern im Sinne narrativer Beliebigkeit. Suspense und coole Gadgets, einst Markenzeichen der Reihe, sind nur noch Zitate.

    Fazit: „The Final Reckoning“ ist … unbefriedigend bis enttäuschend, technisch brillant, aber erzählerisch entzaubert! Wo „Rogue Nation“ und „Fallout“ noch leichtfüßig mit Eleganz und Real-Action überzeugten, lähmt den letzten Teil der Agentenreihe eine pathetische Schwere. Von Witz und Unbeschwertheit in Ethan Hunts Team ist wenig geblieben. Stattdessen wird Tom Cruise auf sich allein gestellt – in pompösen, langwierigen Stunt-Sequenzen, die ihn vom U-Boot im arktischen Eismeer bis zum Doppeldecker in luftigen Höhen führen. Das Paradoxe: gerade diese hyperrealistischen Bilder wirken durch das absurde Storytelling seltsam entrückt. So weit entfernt von glaubwürdiger Realität wie nie zuvor in diesem einst so attraktiven Franchise. Und zwischen den zugegeben atemberaubenden Schauwerten? Entbehrliche Set-Up-Zeiten für den nächsten „Plan“ und konstruierte Fanservice-Referenzen. Am Ende möchte „The Final Reckoning“ versöhnliches Überwältigungskino epischen Ausmaßes sein, fühlt sich aber an wie eine überlange, knapp 3-stündige, sperrig-schwerfällige Reportage über Tom Cruise in Extremsituationen. Man sieht zwar alles – spürt aber wenig.
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    20.05.2025
    16:42 Uhr