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76.4% Bewertung
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    Welche Rolle darf's denn sein?

    Welche Rolle wäre wohl am besten? Die axtschwingende Barbarin mit dem körperbetonten Outfit und einer Vorliebe für Kartoffeln und kleine Männer? Der chaotische junge Zauberer, der daherkommt wie ein Lehrling und sich selbst nichts zutraut außer den Duft von frisch gemähtem Gras zu verbreiten? Vielleicht aber die Gestaltwandlerin, die, wenn’s hart auf hart kommt, plötzlich zum Eulenbär mutiert, der ordentlich zulangen kann? Bleibt noch das Mastermind der Truppe, der diebische Barde, der eigentlich nichts Spezielles kann, außer eben Pläne schmieden. Und wenn die scheitern: weitere Pläne schmieden. Alle werden sich aber womöglich um den sehr eloquenten Alleskönner reißen, einem Paladin in glänzender Rüstung. Würde man mich fragen: Die besten Skills hätte Doric, die sich in alles verwandeln kann, was so kreucht und fleucht. Obwohl der Magier: ein unfreiwillig komischer, sympathischer Geselle. Dann nehm‘ ich lieber den.

    Bei Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ist es aber nicht so, dass hier Leute aus unserer realen Welt á la Jumanji plötzlich in einer irrationalen Welt landen und mit ihrem Charakter, der ihnen zugewiesen wurde, spielen müssen. Prinzipiell aber sind da wie dort Synergien gefragt – und Teamwork ist alles. Denn der eine kann nicht, was der andere kann, und umgekehrt. Gemeinsam sind sie stark. Gemeinsam arbeiten sich also seit den Siebzigerjahren spielfreudige Phantasten durch eine imaginäre Abenteuerwelt, in der alles passieren kann – vorausgesetzt, es bleibt plausibel und in kausalem Zusammenhang. Dungeons & Dragons – das Kultspiel für Fantasy-Nerds und kreative Köpfe. Die deutsche Antwort darauf: Das schwarze Auge. Die Convenience-Version als Brettspiel: Hero Quest. Natürlich kann so viel Potenzial nicht ungenutzt bleiben. Fans gibt’s schließlich genug. Doch man braucht auch ein bisschen mehr Respekt vor seinen Sehern, sonst passiert ähnliches wie Anfang der Neunziger – eine Verfilmung mit Charaktermime Jeremy Irons (warum nur?) in einem Totalflop und mit miesen Effekten. Die Zeit ist also reif für ein Reboot. Und niemand weiß, wie es funktionieren wird.

    Ich selbst habe mich nur in Hero Quest versucht und kenne D&D vom Hörensagen. Die Einsteiger-Box liegt daheim, zum Verinnerlichen der Regeln braucht es aber ungefähr genauso viel Widerstand gegen den inneren Schweinehund wie beim Sporteln. Am liebsten will man sich hinsetzen und loslegen. Geht aber nicht. Im Kino allerdings schon. Da nimmt man Platz und öffnet Aug und Ohr und genießt diesmal eine Welt, in der alles seinen Platz hat, was man sich nur so vorstellt, dass es Platz haben soll: Magier, Drachen, Bestien, Fabeltiere und Untote. Ritter, Elfen und geheimnisvolle Orte. Artefakte, unterirdische Welten und zwielichtige Gesellen, die einen verraten. In so einer Welt geistern also eingangs erwähnte Heldinnen und Helden herum, die sich selbst nicht als solche sehen und deshalb sehr sympathisch sind. Chris Pine gibt Edgin, den diebischen Barden, der von seinem Komplizen Forch seinerzeit übervorteilt wurde und der ihm seine Tochter entwendet hat, die Edgin wieder zurückwill. Im Zuge dessen schadet es auch nicht, dessen Schatzkammer zu plündern und ein bestimmtes Artefakt, nämlich die Tafel der Wiedererweckung, zu finden, um die von bösen Magiern ums Leben gerbachte Ehefrau und Mutter wieder zurückzuholen. Der Weg dorthin ist eine klassische Queste, eine Schnitzeljagd von A nach B nach C, dabei erlebt die Gruppe Gefährliches wie Witziges. Vieles geht schief, doch Niederlagen pflastern nur den Weg zum Erfolg. Anders wär’s ja auch kein Abenteuer.

    Warcraft – The Beginning war als Kick-Off für ein Kino-Franchise mehr als gelungen. Wurde aber eingestampft. Willow, die neue Serie und ähnlich gestrickt wie vorliegender Film, hat womöglich auch keine Zukunft. Dungeons & Dragons unter der Regie von Jonathan Goldstein und John Francis Daley, steht zwar nicht ganz so sicher auf eigenen Beinen, hat aber Potenzial für etwas, das noch besser werden kann. Das Ensemble ist – wie kann es anders sein angesichts dieses Kontextes – gut aufgelegt, Mimen wie Hugh Grant haben ihren Spaß, der nie vergeht. Und alles wirkt wie ein Bauchladen an willkommenen, aber austauschbaren Motiven, die in eine High Fantasy-Spielwelt mit entsprechender Lore einfach hingehören. Das ist lustig und bunt, kurzweilig und manchmal auch richtig raffiniert. Es hat Selbstironie, ein bisschen Finsternis und manchmal auch das Zeug zum Schenkelklopfer. Aus einem Guss wirkt der Schauplatzwechsel mit stetig neuem Stuff zwar nicht, aber er macht Gusto darauf, einmal selbst zu Papier und Bleistift zu greifen, um doch mal in einer Welt zu wandeln, deren Look einem nicht so wohlportioniert vorgesetzt wird. Die wahren Abenteuer sind schließlich im Kopf.


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    02.04.2023
    17:16 Uhr
  • Bewertung

    Eine gute Komödie, aber nicht wirklich ein Dungeons and Dragons Film.

    Die Wörter Baldur´s Gate und Neverwinter werden eingebaut, damit sich die Zuschauer darüber freuen, dass sie die Reverenz erkennen. Hingegen fehlen hinten und vorne die Reverenzen auf das Spiel selbst. Die Handlung wäre als Rollenspiel nicht umsetzbar. Die Charaktere wirken eindimensional platt und man hat das Gefühl ein Haufen Witzfiguren und das irgendwie total Böse bauen eine Handlung.

    Ich hätte es besser gefunden, wenn man den FIlm einfach als reine Komödie verkauft hätte, denn etwas anderes ist es auch nicht. Es braucht einige Zeit bis man reinkommt, da der Film gerade am Anfang mit seinem zwanghaften Versuch jede einzelne Szene witzig zu machen nervt. Erst wenn man aufgibt und sich sagt, dass es eben kein Dungeons and Dragons Film ist, sondern eine reine fantasie Komödie, hat man Spaß.
    02.04.2023
    13:11 Uhr
  • Bewertung

    großartiger Spaß für Fans

    Ich habe selten so viel in einem Film gelacht - im Vergleich zum ersten Dungeons & Dragons von 2000, der einfach nur schlecht war und einem hauptsächlich wegen Jeremy Irons in Erinnerung blieb, hat man hier das Gefühl der Film könnte der Rollenspielgruppe der Drehbuchschreiber entsprungen sein. Für alle, die mal D&D gespielt haben ein großes Vergnügen mit vielen entzückenden Details, dutzenden Anspielungen, hohem Wiedererkennungswert für Spieler und durchgehendem Augenzwinkern. Ja, natürlich ist die Story simpel gestrickt. Aber ich kann mich auch an keine überkomplexen Dungeons & Dragons Kampagnen erinnern. Gute Laune Kino pur.
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    02.04.2023
    13:07 Uhr
  • Bewertung

    Eine Menge Fantasyyy

    Exklusiv für Uncut
    „Dungeons & Dragons - Ehre unter Dieben“ nimmt uns mit auf eine wilde Reise, die mitunter anstrengend sein kann, aber unglaublichen Spaß macht.

    Edgin (Chris Pine) und Holga (Michelle Rodriguez) wurden bei einem Einbruch erwischt und ins Gefängnis geworfen. Als sie es heraus schaffen, müssen sie feststellen, dass sich zu Hause alles verändert hat. Ihr Kumpane Forge (Hugh Grant) hat die Macht über das Königreich erlangt und Edgins Tochter mit seinen Lügen geblendet, die ihn nun nicht mehr sehen will. Doch mit der Hilfe alter und neuer Freunde setzt er alles daran sie aus dessen Bann zu befreien…

    In dem einfach gestrickten Fantasyabenteuer mit Heistfilm-Anstrich tut sich ein Haufen Außenseiter zusammen, um eine bestimmte Sache zu stehlen. Das kennt man ja. Manche bleiben dabei total ernst, andere reißen ständig Witze. Das Gesprochene fühlt sich manchmal schwer nach Exposition an, dazu kommen viele Flashbacks zum Einsatz. Jeder Charakter kann gefühlt stundenlang über seine eigene Geschichte erzählen, die anderen werden jeweils nicht wirklich ernst genommen. Wenn mal Konflikte passieren, kommt kaum Spannung auf, denn sie fühlen sich an, als ob jemand über den Ausgang gewürfelt hat. Und statt weiter auf bereits etablierte Fakten aufzubauen, bekommt man alle zwei Minuten neue Lore vor die Füße geknallt.

    Kurz gesagt eben: wie bei einer richtigen Partie D&D.

    Bei einer solchen durfte ich selbst leider noch nie dabei sein, aber nun hab ich Lust darauf wie nie zuvor. Der Film fängt perfekt die Atmosphäre ein, die nach allem was ich bis jetzt so mitbekommen habe, das Spiel ausmacht. Darauf muss man sich einlassen können, sonst könnte man enttäuscht werden. Als Film bietet „Dungeons and Dragons“ nichts neues. Der Humor ist manchmal charmant, manchmal platt. Die Charakterentwicklung ist ziemlich vorhersehbar. Die schnellen Ortswechsel führen dazu, dass wir nie richtig eintauchen können, wodurch die Orte nie ganz real wirken. Es fühlt sich zwischendurch manchmal echt wie Rollenspiel an.

    Auf einen Exkurs in die reale Welt wurde aber glücklicherweise verzichtet (hier hätte sich jedoch wunderbar eine Post Credit Scene angeboten). Dadurch kommt immer noch eine in sich stimmiges Abenteuer raus. Die Action ist solide, das CGI wertig, die Kostüme gut umgesetzt. Es gibt dementsprechend nichts was einen aus dieser Illusion rausholt. Auch nicht (wie man nach dem Trailer vermuten hätte können) die Musik. 80er-Jahre-Rocknummern weichen zu Gunsten authentischer Mittelalterklänge.

    Ostern wurde übrigens vorverlegt, denn die Wucht an Easter Eggs die mutmaßlich hier drinsteckt ist kaum zu fassen. Als jemand, der nur ein bisschen mit dem artverwandten Kartenspiel „Magic the Gathering“ vertraut ist, hab sogar ich welche erkannt, ich kann also nur erahnen was der Film für erfahrene Pen & Paper Nerds bereithält.

    Die Figuren sind durch und durch charismatisch und toll gespielt. Am meisten sticht wohl wunderbar Hugh Grant als schmieriger Bösewicht heraus, was langsam aber sicher ein Typcasting darstellt, das ich äußerst unterstütze.

    Alles in allem eine sehr gelungene Umsetzung, bei der Fantasy Fans definitiv auf ihre Kosten kommen sollten.
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    29.03.2023
    21:25 Uhr