Forum zu France

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    Anchorwoman am Haken

    Voller Inbrunst dirigiert sich Cate Blanchett derzeit im Kino vom Olymp der Virtuosen in den Hades hinunter, hat akustische Halluzinationen und muss sich mit dem Vorwurf des Machtmissbrauchs herumschlagen. Todd Field hat mit Tár ein oscarnominiertes Psychogramm inszeniert, dass sich zu sehr auf seine Fachsimpelei verlässt und lieber den Alltag einer Musikerin verfolgt als die eigentliche Geschichte, die Brisanz genug hätte. Auf ähnliche Weise verschieben sich beim fiktiven französischen Ruhmes-Portrait France die Prioritäten, wobei hier die Skandalgeschichte eigentlich wegfällt – zumindest wird diese nicht als Kernstück des Filmes versprochen, ohne dann umgesetzt zu werden. Der Skandal in France ist nur eines von vielen Symptomen, die das gegenwärtige Leben der berühmten, aber fiktiven Star-Journalistin France du Meurs illustrieren. France steht also nicht für den Staat (oder vielleicht doch, irgendwie?), sondern für eine übertrieben ehrgeizige, bildschöne und virtuose Manipulatorin, die mit den Medien umgeht wie ein Profifußballer mit dem runden Leder. Alles tanzt nach ihrer Pfeife, will sogar den Anspruch auf Wahrheit opfern für geschickt arrangierte Beiträge im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die eigentlich nur France selbst in Szene setzen und nicht das zum Beispiel zerschundene Bürgerkriegsland, in welchem so vieles im Argen liegt.

    Diese France also ist wie Tár, ganz oben an der Spitze des Erfolges, von wo aus es nur abwärts gehen kann. Die Boulevardpresse schlachtet ihr Leben aus, ihr Konterfei lächelt von allen möglichen Plakaten und ist omnipräsent. So viel Öffentlichkeit kann niemals guttun, also zieht sie sich nach einem Skandal für eine Zeit lang aus selbiger zurück, um sich in den Schweizer Alpen einer Psychotherapie zu unterziehen. Dort lernt sie einen attraktiven jungen Mann kennen, dem ihre Prominenz bislang entgangen zu sein scheint. Diese erfrischende Unvoreingenommenheit dieses Kerls und dessen verträumter Sinn für Poesie beeindrucken France sehr – und so fängt sie eine Beziehung an, obwohl selbst verheiratet und Mutter einer Tochter.

    Von satirischen Spitzen und Demaskierungen der Medienwelt wie in Wag the Dog oder dem bitterbösen Network fehlt in Bruno Dumonts Prominentendrama jede Spur. Die Darstellung von Frances Selbstinszenierung hat nicht mehr zu sagen als sie darstellt, was Ruhm für manche bedeuten und nicht bedeuten kann, welche Werte dabei vorrangig sind und welche nicht. Léa Seydoux (u. a. An einem schönen Morgen) gibt diese exaltierte, selbstbewusste Person mit den immer größer werden Sprüngen in ihrem Ego als eine im Leerlauf befindliche Erfolgsperson, die sich neu sortieren muss. Klar ist alles nur Fassade, oder zumindest meistens. Und so zelebriert Dumont ( u. a. Eine feine Gesellschaft) auch wirklich des Öfteren und später viel zu oft die inflationäre Omnipräsenz von Seydoux‘ ansprechendem Gesicht in allen Lebenslagen. Ob Lachen, Weinen oder Verzweifeln – France ist ein Film, der sich über zwei Stunden lang nur um eine einzige Person dreht, ohne je wirklich gegen das zum Showbiz verkommene Nachrichtensegment in den Medien loszutreten. So viel Personenkult ohne entsprechenden Wandel ermüdet auf Dauer – und dreht sich im Kreis, auch wenn der guten Dame letztendlich nichts erspart bleibt und die Schicksalsschläge alle für ein Drama der Extraklasse reichen. France betrachtet diese gelangweilt aus der Distanz. Und wir mit ihr.


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    28.03.2023
    18:09 Uhr
  • Bewertung

    Weder Fisch noch Fleisch

    Léa Seydoux als selbstverliebte Fernsehjournalistin und Kriegsreporterin, die eines Tages von ihren Gefühlen eingeholt wird.
    Hatte den Eindruck, dass der Film auf halbem Weg zur Satire stecken geblieben ist, um dann doch eher eine Tragödie werden zu wollen. Der Film weist viele Längen auf und man wünscht sich, dass er endlich zu Ende geht. Regisseur Bruno Dumont wollte wohl die Oberflächlichkeit der Fernsehwelt anprangern, aber das ist ihm nur mäßig gelungen.
    25.09.2022
    11:37 Uhr
  • Bewertung

    Mediensatire die nicht ganz zündet

    Léa Seydoux spielt eine allseits beliebte Journalistin, die vor allem sich selbst liebt. Der Krieg wird in ihren Reportagen zum Hintergrund für ihre gekonnte Selbstdarstellung. Der Film will provozieren, doch letztendlich zieht er sich dann doch deutlich und bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. Ich hätte mir mehr erwartet.
    Gesehen auf der Viennale 2021
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    02.11.2021
    23:39 Uhr