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    Der Cop und der Killer

    Mit riesigem Staraufgebot hat Michael Mann einen anfangs weitgefächerten Thriller gemacht. Was in der ersten Hälfte bisweilen noch etwas verwirrend daherkommt, entfaltet sich immer klarer im zweiten Teil. In der Mitte gestattet das geniale Drehbuch einen Kaffeeplausch der Kontrahenten. Und die sind hier recht ungewöhnlich: ein Cop Vincent (Al Pacino) und der Bandenchef Neil (Robert De Niro). Wie in einem Stundenglas konzentriert sich der Plot hier im schmalen Mittelteil, bevor er sich wieder in der unteren Hälfte breit entfalten kann. Neil und Vincent kennen und respektieren sich. Jeder tut das, was er am besten kann: der eine killt und überfällt, der andere jagt die Killer. Beide sind fast so etwas wie Kollegen. Kollegen auf Leben und Tod. Das nächste Treffen wird einer der beiden nicht lebend verlassen.
    Es gibt Einblicke ins familiäre Umfeld der beiden Alpha-Tiere. Vincent lebt in einer erkalteten Ehe mit Justine (Diane Venora) und Stieftochter (Natalie Portman). Neil hat eine Freundin und viele Helfershelfer (u.a. Val Kilmer, Jon Voight etc.). Beide gehen ihren vorgegebenen Weg. Unbeirrbar. Sie können nicht anders. Hier steht Ganovenehre gegen den Schutz der Gesellschaft. Michael Mann lässt den Plot zwischen Tod und Leben auf der Rasierklinge tanzen. Klar, dass der Killer nicht davonkommen darf. Da ist Vincents gekittete Ehe nur eine Zugabe.
    Besonders das verbale Duell von Vincent und Neil steht im Zentrum und beide Darsteller agieren äußerst souverän: mit freundlicher Mimik tauschen sie ganz cool ihre Argumente aus, wobei jederzeit eine Kanone gezückt werden könnte. Und trotz aller zur Schau gestellten Raubeinigkeit, lassen sie doch Verletzlichkeiten ahnen – dank Al und Robert.
    Letzterem war dann ja auch der Boden unter den Füßen – oder einem etwas höher gelegenen Körperteil – zu heiß geworden. (Titel!)
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    05.05.2021
    10:25 Uhr