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60% Bewertung
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    "Our Father" hat für mich leider weder als Tragödie noch Komödie vollends funktioniert, weil der Film viel zu sehr damit beschäftigt ist, zwischen den beiden Genres hin und her zu wechseln. Positiv fielen jedoch die beiden Hauptdarstellerinnen auf, die auch ziemlich gut miteinander harmonisieren. Ich stimme aber Julia zu, ich fand Zelda auch als Figur interessanter und fand es schade, dass der Fokus so stark auf Beta lag. Für mich hat es auch eine Zeit lang gedauert, bis ich wirklich in die Handlung hineingekommen bin, wobei sich diese schlussendlich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, als ich anfangs erwartet hatte. Kein Meisterwerk, aber sicherlich auch kein schlechter Film!
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    18.03.2021
    19:23 Uhr
  • Bewertung

    Immer Ärger mit der Familie

    Exklusiv für Uncut vom SXSW
    Eines von Tolstois bekanntesten Zitaten lautet: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Mit diesem treffenden Worten scheinen sich die beiden Protagonistinnen von „Our Father“ nur allzu gut auszukennen, liegt dem Regiedebüt von Bradley Grant Smith doch vor allem die Geschichte einer schwer zerrütteten Familie zu Grunde. Die Tragikomödie feierte im Rahmen des South by Southwest in der Schiene „Narrative Feature Competition“ die Weltpremiere.

    Im Leben der 25-jährigen Beta geht es drunter und drüber: Nachdem sie es geschafft hat sich von ihrem kontrollsüchtigen Freund zu trennen, lebt sie vorübergehend in ihrem Auto. Gleichzeitig wurde sie für ein weiterführendes Studium an der renommierten Yale University aufgenommen, eine Chance, die sie für einen kompletten Neuanfang nützen möchte. Ein jäher Anruf mit der Nachricht ihr distanzierter Vater habe Selbstmord begangen, bremst die Vorfreude auf ihren bevorstehenden Ortswechsel allerdings erheblich. Mit ambivalenten Gefühlen macht sie sich daraufhin auf die Suche nach ihrer turbulenten Schwester Zelda, zu der sie eine schwierige Beziehung hat, um ihr die Hiobsbotschaft zu überbringen. Als unerwünschte Außenseiter innerhalb der väterlichen Familie abgestempelt, machen sich die ungleichen Schwestern schließlich auf die Suche nach ihrem verschollenen Onkel Jerry, der von dem Rest der Familie für tot gehalten wird. Die gemeinsame Zeit hält den Schwestern ihre Ähnlichkeiten aber auch die Differenzen vor Augen und zwingt die zwei Frauen obendrein dazu ihr gegenseitiges Verhältnis grundlegend zu reflektieren.

    Der Versuch ein scharfsinniges Porträt zweier sehr verschiedener Schwestern zu schaffen, die mit dem Tod ihres Vaters zurechtkommen müssen, gelingt dem Neoregisseur Smith bedauerlicherweise nur zum Teil. Einerseits konzentriert sich sein Erstlingswerk zu sehr auf die Perspektive von Beta und lässt dadurch die Gefühle und Motivationen der auf vielerlei Weise sehr viel interessanteren Figur Zelda zu wenig Raum, wodurch deren Handlungen oftmals willkürlich und deplatziert scheinen.

    Diese Erkenntnis führt unweigerlich zum größten Problem des Films: dem Mangel an Fokus. Zwar versucht der Film immer wieder durch Situationskomik humorvolle Momente zu schaffen, in den meisten Fällen gehen diese Pointen jedoch mehr daneben als zu treffen. Selbst emotional aufgeladene Momente funktionieren im Laufe des Films nur in gewissen Szenen, da „Our Father“ insgesamt einfach zu wenig unternimmt, um dem Zuschauer zu ermöglichen eine richtige Bindung zu den Hauptfiguren aufbauen zu können. Nichtsdestotrotz beweisen Baize Buzan (Beta) und Allison Torem (Zelda) ihr schauspielerisches Können und holen so geschickt mehr aus dem ausbaufähigen Drehbuch heraus, als erwartet.

    Bradley Grant Smith, der normalerweise als Schauspieler selbst auf der Kinoleinwand zuhause ist, legt mit „Our Father“ ein ambitioniertes Spielfilmdebüt dar, dem es gesamt betrachtet leider an Fokus und Kohärenz mangelt. Auch wenn einem das geschickt orchestrierte Castingensemble über so manchen Makel hinwegsehen lässt, überzeugt „Our Father“ letzten Endes nur bedingt, zeigt jedoch sehr anschaulich das Potenzial eines aufstrebenden Filmemachers auf.
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    17.03.2021
    23:15 Uhr