Forum zu Cherry

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    „Spidey“: nicht nur hoch hinaus, sondern auch im Tiefgang sattelfest

    Tom Holland kennen wir zuletzt aus den "Spiderman"- sowie auch anderen Avenger-Comicverfilmungen, in denen er in der Rolle des leicht hyperaktiven, aber liebenswerten Teenagers gute Figur machte. Nun hat er sich unter der Regie der Russo-Brüder, mit denen er schon mehrere Filme gemeinsam gedreht hat, eines sehr ernsten und herausfordernden Stoffes angenommen - wenngleich es kein wirklich neues Thema ist. In zahlreichen Filmen wurde der Aufstieg und Fall von US-Soldaten auf die Leinwand gebracht, die anfangs aus Patriotismus, Euphorie oder schlicht Alternativenlosigkeit zur Armee gehen, dort durch Drill und Kriegseinsätze schwer in die Mangel genommen wurden und diese Erfahrungen nicht richtig verarbeiten können. So zeigt sich das Drehbuch zum Film auch als eine Reihe von Anspielungen bzw. Wiederholungen bekannter Motive aus Filmen wie "Full Metal Jacket" oder "The Messenger". Diese offensichtlichen Vorbilder sind auch der Grund dafür, warum uns der schreiende Drill-Sergeant und das Robben, Hüpfen und Demütigen weder aus der Fassung bringen noch wirklich Neues erzählen können - allem Ernst des Themas zum Trotz. Auch die Liebesgeschichte zwischen Cherry (Tom Holland) und seiner Frau Emily (Ciara Bravo) bleibt (nicht zuletzt durch die zweite Hälfte des Filmes) emotional hinter den ersten Eindrücken am Beginn ihrer Geschichte zurück: beide kommen sich immer wieder sehr nahe und sind füreinander Rückzugsort und letzte Zuflucht in der Verzweiflung, wirken aber als Liebespaar dennoch erstaunlich spröde und distanziert.

    Mit großem Erfolg setzen die Regisseure auf starke visuelle Akzente beim Schnitt und der Kameraführung, Einfärbung von Bildern und dem sich stark verändernden Körper von Cherry. Anfangs durchschnittlich gesund, dann soldatisch trainiert-sportlich bis hin zum seelischen Wrack, dessen Körper ausgemergelt und krank aussieht. Tom Holland hat seine Rolle hier mit ganzem Einsatz angelegt und vermochte mich auch insgesamt zu überzeugen - seine Filmfigur blieb für mich aber insgesamt dennoch stereotyp und beliebig.
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    15.03.2021
    16:39 Uhr