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    Einer leidet immer

    Claude Sautet hat mit drei außergewöhnlich guten Darstellern ein sonderbares Dreipersonenstück gemacht. Er geht am Ende über die oft verwendete französische Lösung hinaus. So greift z.B. die leidgeprüfte Ehefrau Franca in der ‘süßen Haut‘ (1964) noch am Ende zur Flinte. Hier ziehen die Hauptfiguren ihre Kreise und leiden mehr oder weniger still.

    In diesem hier nicht vollzogenen Dreier fällt schon bald der kennzeichnende Satz ‘Einer leidet immer.‘ Im Mittelpunkt steht die Geigenvirtuosin Camille (Emmanuelle Béart). Sie geht mit dem charmanten Womanizer Maxime (André Dussollier) und fühlt sich immer mehr zu dessen stillen Kompagnon Stephane (Daniel Auteuil), dem Geigenbauer, hingezogen. Diese Entwicklung verläuft auf emotional erst unterkühlten dann innerlich brennenden Pfaden dank einer grandiosen Emmanuelle Béart. Unsere Sympathie gehört Stephane dem gefühlsmäßigen Krüppel, weil er so nett ist. Doch verliebt sein ist ihm fremd. Er weist Camille zurück, wird beschimpft und geohrfeigt. Alle drei leiden. Nach Jahren sind sie gereift und ruhiger geworden, nur in ihren Blicken ist das Feuer noch nicht erloschen. So leidet Camille am meisten. Für Maxime ist das Leben wieder in Ordnung und Stephane weiß, dass ‘etwas in ihm nicht lebt‘. Er ist so kaputt, dass er andere auch nur kaputt machen kann. Er ist die einzig tragische Gestalt.
    Es herrscht Eiszeit in den Gefühlswelten, sagt der Titel.
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    08.03.2021
    09:46 Uhr