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    Bewegte Bilder und bewegende Bilder

    Aleksandre Koberidzes erzählt uns ein simples Märchen von zwei verfluchten Liebenden. Die Bilder, die uns diese Geschichte erzählen, sind wunderschön und bewegend. Der fotografische Stil - es handelt sich wortwörtlich um bewegte Bilder - zeichnet den Film einerseits aus, wird ihm aber auch zum Verhängis. Denn am Ende ist der Film - wenn auch meisterhaft - dann doch etwas zu lang geworden. Dennoch einer der schönsten Filme, die ich dieses Jahr auf der Viennale gesehen habe.
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    02.11.2021
    19:17 Uhr
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    Eine poetische Liebeserklärung

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“: bereits der verträumte Titel von Aleksandre Koberidzes poetischem Drama gibt schon einen ersten Hinweis auf die lyrische Stimmung, die das Werk umgeben wird. Koberidze wählte dafür einen äußerst philosophischen Zugang, der manchmal sogar geradezu märchenhaft erscheint. Angesiedelt im georgischen Kutaissi, erzählt er vordergründig eine Liebesgeschichte, liefert aber auch einen interessanten Einblick in eine Stadt und ihre Bewohner*innen.

    Lisa (Oliko Barbakadze) und Giorgi (Giorgi Ambroladze) treffen sich eines Nachts zufällig an einer Kreuzung. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Die beiden verabreden sich deshalb für den nächsten Tag in einer Bar in der Nähe. Im Schlaf bricht jedoch ein Fluch über die beiden herein und die Verliebten erwachen in jeweils fremden Körpern. Lisa (Ani Karseladze) erkennt daraufhin Giorgi (Giorgi Bochorishvili) nicht und auch Giorgi realisiert nicht, dass er Lisa eigentlich tagtäglich begegnet.

    „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ beginnt ganz unten, auf dem Boden. Genauer gesagt mit den Füßen von Lisa und Giorgi, die sich zufällig treffen und dabei schnell verlieben. Die Kamera bleibt dabei allerdings immer dem untersten Teil ihrer Körper zugewandt, was schon das erste künstlerische Ausschweifen seitens des Regisseurs darstellt. Später soll dann sogar noch eine Regieanweisung an die Zuseher*innen folgen. Man merkt schnell: Alexandre Koberidzes neuestes Werk ist alles andere als gewöhnlich.

    Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem unglücklichen Liebespaar, sondern auch auf vielen kleinen Details und Begebenheiten, die sich in der Nachbarschaft ereignen. Zentral ist hierbei der Fußball – ein Sport, den Giorgi als Konsequenz des Fluches verlernt zu haben scheint. Während eines Sommers, in der die Fußball-Weltmeisterschaft auch in den Straßen von Kutaissi ein vieldiskutiertes Ereignis zu sein scheint und sich sogar die Hunde zum gemeinschaftlichen Mitfiebern treffen, wird der Ballsport zu einem bedeutsamen Event.

    Während die Protagonist*innen gemeinhin eigentlich ziemlich kühl agieren, erscheinen scheinbar zufällige Szenen aus der Nachbarschaft umso emotionaler. Ein Fußballspiel zwischen ortsansässigen Kindern, entschleunigt und untermalt von Edoardo Bennato und Gianna Nanninis „Un’estate italiana“, der offiziellen Hymne der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1990, stellt ein regelrechtes Feuerwerk der Gefühle dar. Und leitet damit passenderweise auch den Übergang zwischen den beiden Teilen, in die der Film gegliedert ist, ein.

    Eine verschachtelte Romanze, eine Hommage an den Fußball, eine Liebeserklärung an Georgien: die Verflechtung verschiedener Thematiken ist hier jedenfalls sehr eindrucksvoll gelungen. Koberidze - der auch als Schauspieler tätig ist, so auch in Julian Radlmaiers „Blutsauger“, der ebenfalls auf der Viennale zu sehen ist – gewann für „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ deshalb auch den FIPRESI-Preis der Berlinale. Und bestätigt damit seine Etablierung als vielversprechender Filmemacher, von dem man auch in Zukunft noch so einiges erwarten kann.

    Was man aber schon sagen muss: mit 2,5 Stunden ist der Film sehr lang und für viele sicherlich zu monoton (und aufgrund seiner fantastischen Elemente vielleicht sogar irritierend). Wenn man sich darauf einlässt, wird man es allerdings nicht bereuen!
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    28.10.2021
    09:58 Uhr