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    Stell dir vor es ist Weltuntergang und jeder geht hin

    Exklusiv für Uncut vom SXSW
    Der knapp über ein Jahr zurückliegende Beginn der Corona-Pandemie brachte in vielen eine annähernd apokalyptische Stimmung hervor. Eine solche spiegelt sich auch in „How it Ends“, dem neuesten Werk von Daryl Wein („White Rabbit“) und Zoe Lister-Jones („Band Aid“, „The Craft: Legacy“), unverkennbar wieder. Die Tragikomödie wurde während der Pandemie gedreht und durfte schon im Jänner als Teil der Online-Version des Sundance Festivals seine Weltpremiere feiern.

    Der Film spielt sich am Tag des Weltuntergangs auf den unheimlich leeren Straßen von Los Angeles ab. Um 2 Uhr soll ein gigantischer Asteroid auf der Erde aufprallen und alles Leben mit in den Abgrund reißen. Die Mittdreißigerin Liza (Regisseurin Zoe Lister-Jones) geht ihre restlichen Stunden vorm jüngsten Gericht zunächst aber trotzdem noch ganz entspannt an. Ein junges Kind (Cailee Spaeny) versucht Liza den nötigen Antrieb zu geben, um ihren letzten Tag auf Erden allen Hindernissen zum Trotz auskosten zu können. Das Mädchen entpuppt sich bald schon als die jüngere Version ihrer selbst und steht Liza in ihren bleibenden Lebensstudenen wie eine imaginärere Freundin bei. Ihr jüngeres Ich kann sie schlussendlich doch noch dazu überzeugen, einer Abschiedsparty beizuwohnen, mit der man gelassen in den Weltuntergang hineinfeiern möchte. Davor will die junge Frau aber Bekannte und Verwandte aus ihrer Vergangenheit aufsuchen, um Wiedergutmachungen für frühere Fehltritte zu leisten. Sie muss sich jedoch beeilen, denn die Sanduhr des Lebens läuft bald ab.

    Obwohl Lister-Jones’ und Weins unterhaltsamer Hangout-Movie mit einer Laufzeit von gerade mal 82 Minuten daherkommt, plätschert die Handlung nicht selten ziellos vor sich hin. Die meiste Zeit über gleicht „How it Ends“ vielmehr einer losen Aneinanderreihung von Sketchen als einem filmischen Narrativ im klassischen Sinne. Es muss aber gesagt werden, dass ebendiese Sketche oft einen großen Unterhaltungsfaktor bieten. Die schrillen Figuren, denen Liza an ihrem letzten Tag auf Erden begegnet, werden weitestgehend von namhaften Darsteller*innen verkörpert. Skurille Gastauftritte von Leuten wie Fred Armisen als jüngere Version eines älteres Herren, Nick Kroll als Marijuana-vernarrter Weirdo oder Olivia Wilde in der Rolle einer ehemaligen Freundin mit hellseherischen Fähigkeiten können in ihrer einfallsreichen Absurdität gewiss unterhalten. Fans der populären Comedyserie „It's Always Sunny in Philadelphia“ dürfen sich auch auf äußerst amüsante Cameos von Glenn Howerton, Charlie Day und Mary Elizabeth Ellis gefasst machen. Die Hollywood-Ikonen Bradley Whitford (u.a: „Get Out“) und Helen Hunt (u.a: „Besser geht’s nicht“) verkörpern hingegen die egozentrischen Eltern Lizas und dürfen in ihren kurzen Szenen gar ernstere Töne anschlagen.

    Generell funktioniert der Film aber meistens dann am besten, wenn er sich im komödiantischen Bereich fortbewegt. Sobald die Tragikomödie eine eher existentielle Schiene fährt, entgleist diese leider nach und nach. Die melancholische Grundstimmung wirkt an manchen Stellen aufgesetzt und die philosophischen Fragen, die der Film selbst aufwirft, werden auf halber Strecke liegen gelassen und kaum genauer erforscht. Die pandemischen Limitierungen und die geringe Zeitspanne, in der der Film augenscheinlich entstanden ist, sind dem Endprodukt ohne Zweifel anzusehen.

    Am Ende des Tages wartet „How it Ends“ dennoch mit viel pointierter (wenn oft auch zusammenhangsloser) Situationskomik und einem charismatischen Schauspielambiente auf. Eine vergnügliche Sci-Fi-Komödie, die einem mit hoffnungsvollen Blick aufs Ende der Welt zusteuern lässt!
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    29.03.2021
    20:16 Uhr