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6 Bewertungen
57.5% Bewertung
  • Bewertung

    Groß inszenierte einseitige Wahrheit

    Eines muss man ja bei diesem Film schon vorab entschuldigend berücksichtigen. Der grobe Handlungsrahmen ist schon durch die geschichtlichen Ereignisse grob abgesteckt, zudem durfte man wohl bei einem geplanten kommerziellen Erfolg wohl nicht allzu kritisch mit der Entdeckung Amerikas umgehen. Columbus (Gerard Depardieu) wurde von der Autorin Bosch teilweise verzerrt positiv dargestellt. Entgegen den geschichtlichen Erkenntnissen hat er die Heldenrolle, während ausschließlich seinem Gegenspieler Móxica (Michael Wincott) die aggressive, ausbeuterische Haltung zugeschrieben wird. Ein cleverer Schachzug Hollywoods, stellt diese Verzerrung somit die Entdeckung Amerikas als prinzipiell heldenhafte Tat dar und kann dazu noch den Kampf des Guten (Columbus) gegen das Böse (Móxica) wirkungsträchtig dem US-Publikum verkaufen. Tatsächlich ist es unklar, ob und falls ja inwieweit Columbus an den von Zeitzeugen berichteten Massenmorden und Vergewaltigungen beteiligt war bzw. diese vielleicht gebilligt oder sogar angeordnet hatte. Einige heutige Historiker betrachten ihn zumindest als skrupellosen Sklavenjäger.

    Es gibt jedenfalls eindeutige Hinweise, dass es Columbus lediglich um Macht und Gold ging, nicht um die angeblich edle Tat einer neuen Entdeckung. Doch da man sicher davon ausging dass vor allem das US-Publikum den Entdecker ihres Landes in möglichst reiner Weste sehen möchte, verzichtete man offensichtlich auf gröbere Schattierungen seiner Persönlichkeit.

    Ich bin aber nicht der Meinung manch anderer Rezensenten was den Regisseur Ridley Scott anbelangt. Zwar bin ich auch der Ansicht dass er den Film hätte straffen können, aber insgesamt wurde hier mit viel Aufwand eine bildstarke Darstellung erreicht. Die Drehorte wurden sehr gut ausgewählt (unter anderem in Sevilla, Caceres, Trujillo, Salamanca und auf Costa Rica), so dass diese ein authentisches Flair vermitteln und auch die Kostüme sowie Komparsen sind Top. Zudem filmte man mit Nachbauten der damaligen Schiffe. Viel mehr konnte man aus der Geschichte von Bosch wohl auch nicht herausholen.

    Die oft erwähnte Musik von Vangelis (welche erst Jahre danach durch den Boxer Henry Maske der breiten Masse auffiel) geht im Film etwas unter. Manche Stücke auf dem bekannten Soundtrack wurden nicht in den Film integriert. Sehr wahrscheinlich im späteren Stadium des Films zum Opfer gefallen. Es hätte mich interessiert für welche Szenen sie einmal vorgesehen waren. Auch wenn mir die Musik gefällt (und weitaus besser finde als die Musik die Vangelis zu Alexander abgeliefert hatte) kann man hier auch am Refrain des Hauptthemas sehr gut die beabsichtigte Heldendarstellung Columbus erkennen.
    Entdecker-Propaganda für das US-amerikanische Volk.
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    04.05.2025
    18:51 Uhr
  • Bewertung

    Zu lang

    "1942" beginnt pompös und gleichzeitig düster beeindruckend, doch selbst wenn die fantastischen Bilder die Stimmung des Ende des 15. Jahrhunderts vermutlich gar nicht allzu unpassend umsetzen, beginnt alles bald irgendwie zu langweilen. Gérard Depardieu geht in der düsteren Bilderflut absolut unter, wenn er nicht von Michael Wincott überspielt wird, der damals auch einigen anderen Filmregisseuren höchst positiv auffiel. Die Szenen mit Sigourney Weaver wirken so überhastet, wie sie es auch waren, da Weaver erst in letzter Sekunde doch für Ridley Scotts Film Zeit hatte ("Alien 3" brauchte länger als erwartet). Alles in allem wird "1492" zwar von vielen als Pflichtfilm bezeichnet - allerdings versäumt man bis auf Wincott, die wunderbare Musik sowie den guten Anfang des Filmes nicht viel, wenn man darauf verzichtet. Ridley Scott hat eindeutig bereits Besseres geliefert, und die Entdeckungsgeschichte scheint ihm nicht sonderlich gelegen zu sein.
    28.07.2006
    15:49 Uhr
  • Bewertung

    Klangwolke

    1992 war natürlich ein ganz ganz besonderes Jahr für die USA. Schließlich beging man den 500. Jahrestag der (endgültigen) Endeckung Amerikas durch Christopher Kolumbus. Zwei Filme traten an der Kinokasse gegen einander an, im zweiten war sogar noch Marlon Brando in einer Nebenrolle zu sehen.

    Hier sehen wir Gerard Depardieu in der Hauptrolle, die wahre Hauptrolle des Films spielt aber die Filmmusik von Vangelis (Oldies bekannt mit seinem Hit "Chariots of Fire" oder auch der Musik zu "Blade Runner", auch von Ridely Scott.

    Der Rest ist ziemlich langatmig und brutal, lähmt irgendwie. Sigourney Weaver als Könikin Isabella von Spanien ist aber ein ungewohnter, wenngleich positiver Anblick.
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    21.12.2005
    21:17 Uhr
  • Bewertung

    Trance

    Dieser Film verschafft einem beim Betrachten ein merkwürdiges Gefühl. Anfangs noch gut gelaunt, verwandelt sich das Denken des Betrachters schnell in eine Art Trance-Zustand, der in Frustration übergeht, da der Film endlos vor sich hin dümpelt und nicht wirklich etwas passiert. Gerard Depardieu hat auch schon besser gespielt...
    10.07.2005
    15:19 Uhr