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    90 minuten, 3 akte und 1 toter

    ma rainey (viola "how to get away with murder" davis) ist in den 1920ern eine blueslegende mit ecken und kanten und einem ego, noch mächtiger als der besagte hintern, kornettist levee (der unlängst verstorbene chadwick boseman in seiner letzten rolle) ein junger aufstrebender musiker, der von einer eigenen karriere träumt und dabei vergisst, wer hier der boss ist… und daneben noch der rest der schwarzen truppe, die sich in einem tonstudio einfindet, um eine aufnahme einzuspielen. warten auf die diva, die sich natürlich verspätet, zeit totschlagen, g’schichterln erzählen oder eine schnelle nummer zwischendurch: ein anstrengendes kammerspiel, in dem unablässig gequatscht wird, sei es belangloses zeug, seien es horrible geschichten über die unterdrückung der schwarzen – wer netflix kennt, weiß ohnehin wer den moral highground gepachtet hat. (merke: wenn ein schwarzer einen anderen schwarzen ersticht, dann sicher nicht aus gekränktem narzissmus, sondern wegen der white supremacy – ist das hier die message?)

    aber bei all diesem (angedeuteten) leid bleiben die charaktere seltsam blutleer und papieren: hier wird erzählt statt gezeigt, es wird monologisiert statt gelebt, empathie kommt nirgendwo auf – es ist alles nur theater. dafür schweifen die augen ab, bleiben hängen an den kostümen, den eingeölten bronzefarbenen leibern, dem wogenden busen der diva. na, da ist die kamera schuld, behaupte ich mal, und ein irritierendes kleid, bei dem man/frau sich ständig fragt, ob sich da nicht doch ein schlecht sitzender fat-suit darunter verbirgt… grotesk überschminkt mit zerlaufenem mascara und einem silbernen jaws-gebiss zeigt viola davis mut zur hässlichkeit – das kommt immer gut bei der academy (solange man auf dem roten teppich den schönheitsidealen wieder entspricht); eine ausgedehnte szene, in der sie glucksend eine cola-flasche leert, zeigt mut zu frechem product placement. aber von mitgliedbeiträgen allein mag ein streamingdienst nicht leben...

    ja, eins noch: ma raineys "liebkosungen" ihrer jungen freundin – sollte das tatsächlich erotisch wirken…? es mag wirklich nur an der kamera liegen, aber dieser feste, umschlingende, gierig zupackende griff hat was von einer anaconda. erotik marke weinstein sozusagen… war das absicht? ist das meine interpretation?
    ehrlich gesagt, ich hab keine lust mehr, das herauszufinden...
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    01.03.2021
    22:10 Uhr